Kader-Kündigungen beim 300-Millionen-Projekt
Es rumort im «Little Andermatt» auf dem San Bernardino

San Bernardino GR will zum neuen Hotspot der Alpen werden. Beim Millioneninvestment scheint aber nicht alles nach Wunsch zu verlaufen – mehreren Kaderpersonen wurde Ende März gekündigt.
Publiziert: 00:24 Uhr
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San Bernardino GR will zu einer neuen Topdestination in den Alpen werden.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Stefano Artioli investiert in San Bernardino, Entlassungen sorgen für Misstöne
  • Fokus verschiebt sich offenbar von Hotellerie zu lukrativeren Apartments
  • Gesamtbetrag der bestätigten Investitionen liegt bei 400–500 Millionen Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Man nennt ihn den «Retter von San Bernardino»: Der Tessiner Millionär Stefano Artioli (63) will mit einem Investment von 300 Millionen Franken aus dem verschlafenen Bündner Dorf an der berühmten Passstrasse eine blühende Tourismusdestination machen. Für das Projekt «San Bernardino Swiss Alps» wurde bislang kein Aufwand gescheut. Doch nun rumort es kräftig hinter den Kulissen.

Blick weiss: Per Ende März wurde mehr als einem halben Dutzend Mitarbeitenden – Kader und übrige Angestellte – in der Firma San Bernardino Mountain Leisure AG gekündigt. Das ist die operative Führungsgesellschaft für die Beherbergungsprojekte in San Bernardino. Eine von insgesamt vier Firmen, die unter dem Dach von Artiolis Immo-Unternehmen Artisa Group touristisches Leben ins Bündner Dorf einhauchen sollen.

Warum diese Entlassungen? Gegenüber Blick zeigen sich Betroffene sehr zurückhaltend, sprechen von einem fehlenden Kündigungsgrund und verweisen an die Medienstelle. Diese leitet Niccolò Meroni (42), der auch das Marketing bei der Artisa Group verantwortet. Die zuvor für die Vermarktung zuständige Zürcher Agentur Schmid, Pelli & Partner wurde Ende Februar 2025 abgesägt.

Meroni bestätigt die Entlassungen, der Grund versteckt sich in PR-Floskeln. Es habe «mit der natürlichen Entwicklung des Unternehmens zu tun», sagt er. In einer Wachstums- und Konsolidierungsphase seien solche Personalentscheidungen nicht unüblich.

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Mehr Fokus auf lukrative Wohnungen?

Ein naheliegender Grund: Es findet offenbar eine Neuausrichtung statt. Bei dieser könnte der Fokus weniger auf dem Hotellerie- und mehr auf dem lukrativeren Apartment-Sektor liegen.

Ein Beispiel ist das Hotel Albarella. In einer ursprünglichen Konzeptvorgabe war von einem Hotel mit 63 Zimmern und einigen Mietwohnungen die Rede. Laut dem «Corriere del Ticino» spricht man jetzt von der Residenza Albarella, bestehend aus 44 Apartments, davon 38 vom Hotel verwaltete und 6 Zweitwohnungen.

Für einen Fokus auf lukrativere Segmente spricht zudem die Eröffnung eines neuen Event-Saals am 14. Juni. Dieser hat laut Meroni 600 Plätze und soll für Musikveranstaltungen, Theateraufführungen, Gourmet-Events und Firmentreffen genutzt werden. Davon war in der ursprünglichen Konzeptvorgabe nichts zu lesen. 

Bisher hiess es stets, San Bernardino wolle sich als familienfreundliche, preisgünstige Ganzjahresdestination positionieren. Die Devise lautete «klein, aber fein», daher der Spitzname «Little Andermatt» – auch wenn man sich nicht mit dem Urner Bergdorf messen will.

Viele Familien ziehen aber Hotels den Apartments vor. Sie wollen nicht selber kochen, schätzen den täglichen Reinigungsservice oder kindergerechte Ausstattung.

Sogar bis zu 500 Millionen Franken Investment

Doch Meroni betont: San Bernardino halte an der eingeschlagenen Strategie fest, die touristische Entwicklung und Immobilienentwicklung eng verknüpft. «Ohne Tourismus gibt es keinen nachhaltigen Immobilienmarkt und ohne Immobilienentwicklung gibt es keine Infrastruktur, die für die Wiederbelebung der alpinen Destination notwendig ist.»

Zur touristischen Entwicklung gehört auch der weitere Ausbau des Skigebiets. Zu diesem ist auf der aktuellen Website von San Bernardino Swiss Alps aber immer noch nur wenig Konkretes zu finden. Details zum Projekt wurden auf der Website bereits mehrmals geändert.

Dennoch soll es mit dem Projekt vorangehen. Meroni spricht von einem Gesamtbetrag der bestätigten Investitionen, der «weiterhin bei 400–500 Millionen Franken» liegt.

Angesichts der hohen Investitionen ist San Bernardino zum Erfolg verdammt. Dem Vernehmen nach lief die Wintersaison nach Weihnachten eher schwach. Meroni sieht das anders. Laut ihm war die Belegung im Winter trotz schlechter Schneeverhältnisse «hervorragend». Genauere Angaben gibt es nicht. Die Nachfrage für die bevorstehende Sommersaison sei vielversprechend.

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