Jürg Schmid, der oberste Schweizvermarkter, tritt ab
Tourismus-Chef ist kein Ferienjob

Ihre Aufgabe: Sie müssen die Europäer zurückholen, die Schweizer neu begeistern und unseren Ruf reparieren.
Publiziert: 16.05.2017 um 23:51 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:03 Uhr
Jürg Schmid geht – und hinterlässt einige Baustellen für seinen Nachfolger.
Foto: Daniel Kellenberger
Vinzenz Greiner

Ein Paukenschlag im Ferienparadies: Jürg Schmid (54) tritt als Chef von Schweiz Tourismus ab. Die Organisation vermarktet die ganze Schweiz als Tourismusdestination. Rund 55 Millionen Franken jährlich zahlt der Bund dafür, dass Schmid und seine Leute die Schweiz der Welt von der besten Seite zeigen.

Schmid gab der Vermarktungsorganisation während 18 Jahren ein Gesicht. Der Tourismus-Chefposten: kein Ferienjob. Für seinen Nachfolger gilt es, einige Baustellen zu schliessen, die sich in Schmids Amtszeit aufgetan haben.

Die Schweiz muss stärker mit Österreich und Deutschland zusammenarbeiten

Eines ist klar: Bei der Planung und Bewerbung länderübergreifender Routen muss die Schweiz mit den Konkurrenten Deutschland und Österreich stärker zusammenarbeiten. Nur so kann die Schweiz asiatische Gäste, die ganze Europa-Touren in wenigen Tagen absolvieren, besser abholen.

Asien, das ist ein Markt, wo die Schweiz künftig punkten und wachsen kann. Aber Vorsicht! «Asiaten ersetzen Europäer nicht», warnt selbst Schmid. Denn die Deutschen, Niederländer und Franzosen sorgten auch in weniger bekannten Seitentälern für Wertschöpfung. «Die grosse Herausforderung für meinen Nachfolger wird sein, sich in Europa und vor allem Deutschland zurückzukämpfen», sagt Schmid. Das könne ein Jahrzehnt oder länger dauern.

40 Prozent weniger Deutsche seit Mindestkurs-Aus

Die Deutschen sind in der Schweiz nach den Einheimischen die wichtigste Touristengruppe. Und sie sind ziemlich pingelig, was den Preis angeht. Das Euro-Mindestkurs-Aus im Januar 2015 verteuerte Schweiz-Ferien für unsere Euro-Nachbarn schlagartig. 

Seither hat die Schweiz etwa 40 Prozent der deutschen Gäste verloren. Im ersten Quartal 2017 fiel die Zahl deutscher Übernachtungen erstmals unter eine Million! 

«Vom Hochpreis-Image wegzukommen, ist schwierig»

Auch um andere Gäste aus Europa muss der Nachfolger buhlen: 2016 kamen das zweite Jahr in Folge weniger Gäste aus Grossbritannien zu uns. Franzosen blieben 2016 etwa 200’000 Nächte weniger als noch 2008. «La Suisse, c'est trop chère!», heisst es bei den Touristen.

CVP-Nationalrat Martin Candinas warnt: «Vom Hochpreis-Image wegzukommen, ist schwierig.»
Foto: Keystone

«Vom Hochpreis-Image wegzukommen, ist schwierig», sagt CVP-Nationalrat Martin Candinas (36), der im Beirat des Schweizer Tourismusverbands sitzt. «Wir dürfen nicht auf Kosten der Qualität sparen!» Man könne aber durchaus zeigen, dass etwa die Bergbahnen nicht teurer seien als die Konkurrenz in Österreich, so der Bündner.

Neuer Tourismusdirektor muss Spagat hinlegen

Gleichzeitig die günstige Schweiz präsentieren und dennoch kostspielige Qualität verkaufen? Ein Spagat für den neuen Tourismusdirektor, der auch die digitale Klaviatur der sozialen Medien beherrschen muss.

Und er muss das Schweizer Image aufpolieren. Gemessen an den Ankünften ausländischer Gäste lag die Schweiz 1950 auf Platz 5. 2015 war es nur noch Platz 37.

Die Europäer zurückholen, die Schweizer neu begeistern und unseren Ruf reparieren: Ganz schön viel Stress in einem der schönsten und wichtigsten Jobs der Schweiz!

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.