Konflikt mit Iran in Golfregion
Grossbritannien will USA in europäische Hormus-Mission einbinden

Die neu formierte britische Regierung unter Premierminister Boris Johnson setzt nicht mehr auf eine rein europäische Militärmission zum Schutz von Handelsschiffen in der Strasse von Hormus. Ein «europäisch geführter Ansatz unterstützt von den USA» sei der beste Weg.
Publiziert: 29.07.2019 um 21:23 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2019 um 09:02 Uhr
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Grossbritannien sucht bei seiner geplanten Mission zur Sicherung der Handelsschifffahrt in der Strasse von Hormus die Unterstützung der USA. In der Tankerkrise lehnt der neue britische Aussenminister Raab einen von Irans Präsident Ruhani vorgeschlagenen Austausch der Schiffe ab.

Das erklärte das Aussenministerium am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur DPA in London. Für die europäischen Partner Frankreich und Deutschland ist der Kurswechsel der Briten problematisch, da sie sich von US-Präsident Donald Trumps Politik des «maximalen Drucks» gegenüber dem Iran abgrenzen wollen.

Dominic Raab will USA mit an Bord holen

Nach der Festsetzung eines britischen Tankers durch iranische Revolutionsgarden in der Strasse von Hormus hatte vor gut einer Woche der damalige britische Aussenminister Jeremy Hunt eine europäische Militärmission vorgeschlagen. Nur drei Tage später wurde Johnson von seiner Konservativen Partei zum neuen Parteichef und damit auch Premierminister gekürt. Hunt wurde inzwischen vom einstigen Brexit-Minister Dominic Raab abgelöst.

Der machte bereits am Samstag in einem seiner ersten Interviews nach Amtsantritt mit der Tageszeitung «The Times» klar, dass er nicht alles so wie sein Vorgänger machen will. «Ich glaube, wir wollen einen europäisch geführten Ansatz, aber das scheint mir nicht ohne amerikanische Unterstützung machbar zu sein», sagte Raab zur Diskussion um einen Militäreinsatz im Persischen Golf.

Ende vergangener Woche haben die Briten nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» und der DPA zudem bei einer Truppenstellerkonferenz im Zentralkommando der US-Streitkräfte in Tampa, Florida, klar gemacht, dass sie in der Strasse von Hormus gemeinsame Sache mit den Amerikanern machen möchten.

Kooperation gefährdet Atom-Deal zusätzlich

Dieser Kurs könnte die Allianz der Europäer in der Iran-Frage gefährden. Deutschland, Frankreich und Grossbritannien versuchen gemeinsam, das Atomabkommen mit Teheran trotz des Ausstiegs der USA zu retten.

Nach dem Vorstoss Hunts für eine europäische Militärmission ging die deutsche Regierung deswegen auch nicht gleich in Abwehrhaltung. Jede Anfrage müsse «aus der ganz konkreten Situation und unter Abwägung aller Punkte» beantwortet werden, betonte die neue Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. «Wir können darüber erst reden und entscheiden, wenn wir wissen, was genau geplant ist.»

Wie ein Militäreinsatz aussehen könnte, ist bisher noch unklar. Die Optionen reichen von einem Beobachtungseinsatz bis hin zur Eskorte von Öltankern durch Kriegsschiffe.

Konflikt um Tanker-Festsetzungen im Golf

Grossbritannien hatte am 4. Juli in Gibraltar den Tanker «Grace1» mit der Begründung festgesetzt, er habe iranisches Erdöl für Syrien an Bord und damit gegen EU-Sanktionen verstossen. Der Iran bestreitet das.

Am 19. Juli stoppten die iranischen Revolutionsgarden dann in der Strasse von Hormus den britischen Öltanker «Stena Impero». Zur Begründung hiess es, das Schiff habe internationale Regeln der Seefahrt nicht eingehalten, sein GPS-System ausgeschaltet und umweltschädigende Materialien an Bord. Beide Seiten sprachen von «Piraterie».

Revolutionsgarden entern britischen Tanker
0:30
Golf-Krise spitzt sich zu:Revolutionsgarden entern britischen Tanker

Einen Austausch der Tanker lehnt Raab ab. «Es gibt keine Gegenleistung», sagte er am Montag dem Sender BBC. Irans Präsident Hassan Ruhani hatte zuvor den Austausch der beiden Schiffe vorgeschlagen. (SDA)

Der Iran-Konflikt im Ticker

Der Konflikt zwischen dem Iran und den USA spitzt sich immer weiter zu. Im Newsticker halten wir Sie über die Vorkommnisse auf dem Laufenden.

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Warum ist die Strasse von Hormus so wichtig?

Mehrere Zwischenfälle mit Handelsschiffen nahe der Meerenge von Hormus haben in den vergangenen Monaten den Blick auf diese wichtige Seestrasse gelenkt. Rund ein Drittel des auf dem Seeweg transportierten Öls wird durch die Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman befördert.

Blockade bedroht internationale Ölmärkte

Eine Sperrung dieses strategisch wichtigen Nadelöhrs würde den Ölpreis in die Höhe treiben mit katastrophalen Folgen für die Weltwirtschaft. Schon die jüngsten Vorfälle sorgten daher für Nervosität an den Ölmärkten.

Angesichts des Streits um das internationale Atomabkommen mit dem Iran und der Wirtschaftsblockade der USA hat Teheran wiederholt gedroht, die Seestrasse zu blockieren. Die Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman ist nur 50 Kilometer breit. Auch wenn die iranische Marine den USA militärisch nicht gewachsen ist, wäre es nicht schwer für sie, eine Durchfahrt durch Seeminen zu blockieren.

Seit Jahrhunderten wichtiger Handelsweg

Die Meerenge von Hormus ist schon seit Jahrhunderten eine wichtige Handelsroute. Auf den Inseln Hormus und Keschm errichteten die Portugiesen im 16. Jahrhundert Festungen und Handelsstützpunkte. Heute sind die iranischen Inseln wegen ihrer dramatischen Felsformationen und Mangrovenwälder beliebte Touristenziele. Weitere Inseln in der Mitte der Seestrasse sind zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten umstritten.

Mehrere Zwischenfälle mit Handelsschiffen nahe der Meerenge von Hormus haben in den vergangenen Monaten den Blick auf diese wichtige Seestrasse gelenkt. Rund ein Drittel des auf dem Seeweg transportierten Öls wird durch die Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman befördert.

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Die Meerenge von Hormus ist schon seit Jahrhunderten eine wichtige Handelsroute. Auf den Inseln Hormus und Keschm errichteten die Portugiesen im 16. Jahrhundert Festungen und Handelsstützpunkte. Heute sind die iranischen Inseln wegen ihrer dramatischen Felsformationen und Mangrovenwälder beliebte Touristenziele. Weitere Inseln in der Mitte der Seestrasse sind zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten umstritten.

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