Darum gehts
- Junge Schweizer Influencer verlassen die Schweiz und teilen ihre Erfahrungen online
- Auswanderer kritisieren sozialen Druck, Wetter, Kosten und Schwierigkeit, Freunde zu finden
- Ende 2024 lebten über 826'000 Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
«Ich habe 26 Jahre in der Schweiz gelebt. ABER das ist der Grund, warum ich gegangen bin.» Oder: «Die Schweiz zu verlassen, war die beste Entscheidung.» Das sind Sätze von jungen Schweizer Influencern, die unserem Land den Rücken zugedreht haben. Damit treffen sie auf Social Media einen Nerv – und erreichen internationales Publikum auf Instagram, Tiktok und Co. Denn eigentlich zählt die Schweiz in Rankings immer wieder zu den beliebtesten Auswanderer-Destinationen der Welt: Hohe Löhne, Sicherheit und eine wunderschöne Landschaft versprechen Lebensqualität. Wenn eine junge Schweizerin oder ein junger Schweizer im Berufsalter dieses Privileg bewusst aufgibt, sorgt das für Verwunderung. Und das ist eine der wichtigsten Zutaten, um auf Social Media viral zu gehen.
Die Blick-Leser haben zum Thema Auswandern denn auch eine klare Meinung, wie die Umfrage zeigt. Bei fast 10'000 Teilnehmenden haben 67 Prozent gar keine Lust aufs Auswandern. 11 Prozent leben bereits im Ausland, 16 Prozent würden gerne «für immer» weg und 6 Prozent könnten sich das Auswandern auf Zeit vorstellen.
«Egal wohin Unzufriedene auswandern, die Unzufriedenheit reist mit»
Für viel Redebedarf in der Blick-Community sorgen die Gründe der jungen Influencer, die die Schweiz verlassen. Der soziale Druck sei enorm, das Essen sei schlecht, das Wetter eigentlich immer zu kalt, das Land zu teuer und die Schweizer würden ihre Komfortzone nie verlassen und auch nichts wagen. Auch dass es schwierig sei, in der Schweiz Freunde zu finden, wird gerade von Expats immer wieder angefügt.
Blick-Leser Lars Müller ist vor 18 Jahren von Deutschland selbst in die Schweiz gezogen und will nicht allen Punkten zustimmen. «Aber es gibt einige Aspekte, die durchaus zutreffend sind. Schweizer sind halt nicht so offen und zugänglich zu Aussenstehenden . Man ist höflich, aber distanziert. Das ist auch ein Fakt, egal ob das manchem Schweizer, hier sauer aufstossen mag.»
Beat Siegenthaler glaubt indes nicht, dass das eigene Glücksempfinden mit dem Wohnort zusammenhängt. «Egal wohin Unzufriedene auswandern, die Unzufriedenheit reist mit.» Giovanni Capo wird noch deutlicher: «Dann bleibt auch im Ausland und kommt nie mehr in die Schweiz zurück», schreibt er an die Influencer gerichtet.
«Der Stau, die überfüllten Züge...»
Er ist damit nicht allein. Ein Grossteil der Blick-Community kann die Gründe fürs Auswandern nicht nachvollziehen. Fakt ist aber auch: Auswandern liegt im Trend. Im Jahr 2024 wanderten rund 30'106 Schweizer Staatsangehörige aus. Und die «fünfte Schweiz» – die Gruppe der Auslandschweizer – wächst stetig. Ende 2024 lebten über 826'000 Schweizerinnen und Schweizer im Ausland.
Blick-Leser Rolf Ulrich ist einer davon. Er meint zur Debatte: «Der Stau, die überfüllten Züge, immer mehr Kriminalität, teure Wohnungen und viele Punkte mehr haben mich zum Auswandern bewogen. Die Schweiz war mir zu voll. Bis jetzt habe ich diesen Schritt nicht bereut.»