Tiktokerin zeigt, weshalb sie die Schweiz verlassen hat
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«Manchmal traurig, aber...»:Tiktokerin zeigt, weshalb sie die Schweiz verlassen hat

Auf Social Media rechnen immer mehr mit unserem Land ab
«Die Schweiz zu verlassen, war die beste Entscheidung»

Immer mehr Schweizer ziehen ins Ausland – auch viele junge Menschen. In den sozialen Medien rechnen sie mit ihrer Heimat ab: Es sei kalt, das Essen schlecht und der soziale Druck zu hoch.
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Die Schweiz gilt als eines der reichsten und wohlhabendsten Länder der Welt.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Junge Influencer verlassen die Schweiz und teilen ihre Gründe online
  • Kritikpunkte: sozialer Druck, teure Lebenshaltung, mangelnde Inspiration, schlechtes Wetter
  • Ende 2024 lebten über 826'000 Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Sie schlendern durch Bergdörfer mit der wunderschönen Schweizer Alpenlandschaft im Hintergrund oder durch die historische Altstadt von Zürich, Bern oder Aarau. Junge Influencer, die die Schweiz verlassen haben. Ihre Videos betiteln sie dann mit Sätzen wie: «Ich habe 26 Jahre in der Schweiz gelebt. ABER das ist der Grund, warum ich gegangen bin.» Oder: «Die Schweiz zu verlassen, war die beste Entscheidung.»

Damit treffen die Influencer einen Nerv – und erreichen internationales Publikum auf Instagram, Tiktok und Co. Denn eigentlich zählt die Schweiz in Rankings immer wieder zu den beliebtesten Auswanderer-Destinationen der Welt: Hohe Löhne, Sicherheit und eine wunderschöne Landschaft versprechen Lebensqualität. Wenn eine junge Schweizerin oder ein junger Schweizer im Berufsalter dieses Privileg bewusst aufgibt, sorgt das für Verwunderung. Und das ist eine der wichtigsten Zutaten, um auf Social Media viral zu gehen.

Ablästern über die Schweiz

Ein Beispiel von vielen ist der Instagram-Account «swizzyinsg» – eine Schweizerin, die jetzt in Singapur lebt. Auf Instagram läuft sie in einem roten Abendkleid durch die Zürcher Altstadt, blickt nach hinten in die Kamera und lächelt. In der Beschreibung des Videos führt sie mehrere Punkte auf, weshalb sie die Schweiz nach 26 Jahren verlassen hat und nach Singapur gezogen ist. 

Der soziale Druck in Zürich sei enorm. «Man braucht die richtige Chanel-Tasche, nur um in gewisse Gruppen hineinzupassen.» Alle hätten sich nur für gut bezahlte Jobs interessiert. Das Essen sei schlecht. Das Wetter sei die meiste Zeit viel zu kalt. Das Leben sei ohnehin viel zu teuer. Und: «Man sieht selten Menschen, die ihre Komfortzone verlassen. Ich fühlte mich nicht inspiriert, weil alle immer das Gleiche machen. Das Leben fühlte sich so repetitiv an, da die meisten nicht bereit waren, neue Dinge auszuprobieren.» 

«Bin einfach nicht gemacht für 9 Monate schlechtes Wetter»

Die Argumente der Frau hinter dem Account von «swizzyinsg» finden sich mehrfach auf Instagram und Tiktok. Oft einfach in anderen Worten zusammengefasst. Eine andere Influencerin veröffentlichte ein Video, das sie schlendernd durch ein Bergdorf zeigt – bei eitel Sonnenschein – und schreibt dazu: «Ich bin einfach nicht gemacht für 9 Monate schlechtes Wetter. Darum habe ich die Schweiz verlassen.» 

Interessant: Während die Ausländerinnen und Ausländer die Perspektiven der Schweizer Auswanderer durchaus interessant finden, gibts in den Kommentarspalten auch kritische Wortmeldungen – von Schweizerinnen und Schweizern.

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Eine Userin schreibt etwa: «Ja, die Schweiz kann teuer sein und kein Ort ist perfekt. Doch zu behaupten, Inspiration fehle in einem Land, das Weltklasse-Innovation, humanitäre Führung und multikulturelles Zusammenleben fördert, deutet darauf hin, dass der Mangel an Inspiration von innen kommen könnte. Manchmal, wenn die Welt uninspirierend wirkt, ist es nicht der Ort – sondern die eigene Denkweise.» 

Immer mehr wandern aus

Klar ist: Auswandern liegt im Trend. Aber eigentlich eher bei Rentnerinnen und Rentnern oder bei Menschen, die kurz vor der Pensionierung stehen. Im Jahr 2024 wanderten rund 30'106 Schweizer Staatsangehörige aus. Und die «fünfte Schweiz» – die Gruppe der Auslandschweizer – wächst stetig. Ende 2024 lebten über 826'000 Schweizerinnen und Schweizer im Ausland.

Auch auf dem Internetforum Reddit wurden in den letzten Wochen und Monaten mehrere Diskussionen zum Thema «Auswandern aus der Schweiz» geführt. Es finden sich Hunderte Kommentare. Auffällig: Meist sind es hier Expats, die sich beschweren. Sie sind entweder alleine, zu zweit oder gleich mit der gesamten Familie in die Schweiz gekommen. Die Hauptgründe fürs Schweiz-Bashing auf Reddit: langweiliges Sozialleben, keinen Anschluss gefunden, keine Freunde. Oder zu teure Mieten. Oder die hohen Lebensunterhaltskosten. 

«Das Leben in der Schweiz war grau»

Wenn sich aber ein Schweizer finden lässt, der in jungen Jahren sein Heimatland verlassen hat, ist die Aufmerksamkeit auch auf Reddit besonders hoch. «Ich bin als Schweizer mit 23 Jahren aus meiner Heimat ausgewandert. Hauptsächlich, weil ich mich gelangweilt habe und deprimiert von meinem damaligen Alltag war. Das Leben war grau und ich steckte in einer Endlosschleife fest. Der Gedanke, dass dies die nächsten 40 Jahre meines Arbeitslebens sein würden, war schmerzhaft.»

Im Ausland sei das Leben jetzt grossartig. «Das Problem war nicht die Schweiz», stellt dieser User klar. «Es lag nur an mir – und man kann nicht vor sich selbst davonlaufen. Aber ein Tapetenwechsel hilft sicherlich dabei, eine neue Denkweise zu entwickeln.»

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