Darum gehts
- Schweizer Musiker zog für die Liebe nach Slowenien
- Daniel Eyer leitet eine Musikschule in Ljubljana und unterrichtet Gitarre
- Familie kaufte 2019 Duplex-Wohnung am Stadtrand
Es war die Musik und die Liebe, die den gebürtigen Walliser Daniel Eyer dazu brachten, die Schweiz zu verlassen. An der Zürcher Hochschule der Künste studierte der Primarschullehrer zuvor klassische Gitarre und unterrichtete Kinder in Stäfa ZH.
Auswanderung nach Fernbeziehung
An einem Gitarrenfestival in Belgrad 2004 vor 21 Jahren traf er seine Liebe und heutige Ehefrau Tina (40) aus Slowenien. Nach zwei Jahren Distanzbeziehung hat sich das Paar zur Heirat entschlossen und wollte zusammenziehen. «Meine Telefonrechnung war während unserer Fernbeziehung oft höher als die Miete für mein Studio in Zürich», erinnert sich Eyer lachend.
Für Daniel Eyer, der in Naters VS aufgewachsen ist, hiess das Auswandern. «Mein Vater hatte schon Bedenken, dass er mich dadurch verlieren könnte. Stattdessen haben meine Eltern mit Tina und ihrer Verwandtschaft eine neue Familie dazubekommen und sie verstehen sich sehr gut», sagt Eyer.
Reifetest bis zur Familienplanung
Der Start in Slowenien war aber nicht einfach für den Schweizer. Die Sprache habe er leicht gelernt, aber die Jobsuche war als Ausländer schwieriger als gedacht. Daniel Eyer. «Nach einem schwierigen Anfang ohne Arbeit, habe ich angefangen, in einer Musikschule in Ribnica und Velike Lasce zu unterrichten.» Das junge Paar lebte erstmals für sechs Jahre zusammen in einem Studio in Ljubljana. «Wir mussten uns als Paar erst einmal finden und das Zusammenleben lernen, bis wir das Gefühl hatten reif zu sein für eine Familie», sagt Eyer.
Geheiratet hat das Paar 2006 mit einer zweisprachigen Messe auf Deutsch und Slowenisch in Slowenien zusammen mit der angereisten Familie und Verwandtschaft von Daniel Eyer aus dem Wallis. Mit den drei Kindern lebte die Familie jahrelang in einer kleinen Wohnung von Tinas Grossmutter mit nur 55 Quadratmetern, in der Hauptstadt Ljubljana. «Mit fünf Personen war das aber mit der Zeit schon sehr eng», so der gebürtige Schweizer. 2019 hatte die Familie das Glück noch vor Corona eine Duplex-Wohnung mit Fünfeinhalbzimmern am Stadtrand von Ljubljana zu kaufen und diese nach eigenen Plänen umbauen lassen. Inzwischen seien auch in Slowenien die Preise für Immobilien enorm angestiegen und Wohnungen zu finden, sei insbesondere für junge Familien schwierig geworden. In Ljubljana erschwere die Vermietung über Airbnb die Wohnungssuche der Einheimischen zusätzlich, weiss Eyer.
Karriere nach schwierigem Berufsstart
Trotz harzigem beruflichen Start konnte der Walliser in der neuen Heimat Karriere machen. Nach mehreren Jobs, unter anderem war er Präsident der slowenischen Gitarrenlehrervereinigung, hat mit Freunden einen slowenischen Start-up-Preis gewonnen, ein neues Gitarrenbuch geschrieben, ist Eyer seit 2021 Leiter der Matija Tomc Musikschule in Ljubljana. Mit seinem Lohn lebt die Familie in Slowenien gut. «Anders als in der Schweiz, werden Krankenkassen, Steuern und andere Sozialabgaben, wie für Altersvorsorge, direkt vom Lohn abgezogen und die Lebenskosten sind insgesamt eher tief, auch wenn sich die Teuerung bei uns auch zeigt», erklärt Eyer.
Für den grossen Wocheneinkauf braucht er für die ganze Familie etwa 150 Euro. Auch das Schulsystem sei anders. Die Kinder seien in der Schule durchgehend bis am Nachmittag und werden auch an staatlichen Schulen verpflegt, sodass beide Elternteile arbeiten können. «Tina war die ersten Jahre aber bei den Kindern zu Hause und absolviert momentan noch ein Studium», sagt Eyer.
Positive Erfahrungen hat der Walliser auch mit der medizinischen Versorgung in seiner neuen Heimat. Er selber hatte eine Netzhautablösung, bei seiner Ehefrau wurde im letzten Jahr ein Hirntumor festgestellt und operiert und auch einer seiner Söhne musste über längere Zeit medizinisch behandelt und abgeklärt werden, bis eine seltene Autoimmunerkrankung diagnostiziert und behandelt werden konnte. Sowohl dem Junior als auch der Ehefrau und Daniel Eyer geht es heute wieder gut. «Der medizinische Standard und die Versorgung sind in Ljubljana sehr gut und vergleichbar mit dem Zürcher Unispital.»
Deutschunterricht mit der ganzen Familie
Bis auf die jüngste Tochter sprechen sowohl Ehefrau Tina, als auch die beiden Söhne Deutsch. «Das ist mein Part. Ich lehre meiner Familie meine Muttersprache. Es ist mir und ihnen wichtig, dass sie sich auch mit meiner Familie in der Schweiz verständigen können», sagt Eyer in unverkennbarem Walliserdeutsch. Jedes Jahr reist die Familie für mehrere Wochen ins Wallis zu den Grosseltern und Daniel Eyer bietet in der Schweiz dann jeweils Kurse für Kinder an, wo sie Musikinstrumente selber herstellen können. Eyer möchte den Kindern sowohl in der Schweiz, als auch in seiner Musikschule Slowenien einen sanften Zugang zur Musik ermöglichen. Seine Liebe zur Musik und zu Kindern ist dem Musikschuldirektor bei seinen Ausführungen deutlich anzumerken.
Hauptstadt mit viel Kultur und viel Natur
Bei aller Liebe zum Wallis, sieht Eyer seine Zukunft mit seiner Familie in Slowenien, das erst seit 1991 als unabhängiger Staat anerkannt wurde und schwärmt von seinem Wohnort Ljubljana mit den knapp 290’000 Einwohnern. Kulturell habe die Stadt viel zu bieten, wie beispielsweise fünf professionelle Orchester, herausragende architektonische Bauwerke und eine gepflegte Altstadt, wo sich Familie Eyer gern und oft aufhält. Sei dies bei Konzertbesuchen, in Parks oder bei Spaziergängen am Fluss, wo auch beide Söhne rudern. Ausserdem sei der öffentliche Verkehr in Slowenien gut. «Das Radwegnetz ist hier besser als in der Schweiz und man kann in Ljubljana sehr viel zu Fuss erkunden.»
Von seiner Wohnung am Stadtrand mit Nähe zur Natur führt direkt ein Fussweg um die historische Stadt, die stark unter dem Zweiten Weltkrieg gelitten hat und bis heute durch verschiedene Besetzer der Vergangenheit geprägt ist. Natur und Landschaft, sowie die Verbundenheit unter den Familien mag der Walliser besonders an Slowenien und er verbindet das, wie so vieles an Gemeinsamkeiten, mit der Schweiz. Die slowenische Bevölkerung beschreibt er als «gschaffig» und fleissig, aber mit viel südländischer Herzlichkeit.
Gefühl von Heimat
Herzlich wurde auch er von der Familie seiner Frau aufgenommen und fühlt sich in Slowenien heimisch. Er hat seine Heimat gefunden und zitiert den Zürcher Musiker Dodo, der Heimat nicht als Ort, sondern als ein Gefühl beschreibt. Daniel Eyer: «Mir ist meine Familie wichtig. Meine Heimat ist meine Familie.»