Inflationsbekämpfung extrem
In diesem Land liegt der Leitzins bei 200 Prozent

In Zimbabwe führt der Kampf gegen die explodierende Teuerung zu einem Zinsrekord. Um 120 Prozent hat die Zentralbank den Leitzins vor kurzem angehoben. Um das Problem in den Griff zu kriegen, verkauft sie jetzt gar Goldmünzen.
Publiziert: 25.07.2022 um 14:15 Uhr
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In Zimbabwe kletterte die Inflationsrate gegenüber dem Vorjahr auf 192 Prozent. Im Bild: Ein Strassenhändler mit US- und Zimbabwe-Dollars. (Archivbild)
Foto: keystone-sda.ch

Eine Leitzinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte? Was die Europäische Zentralbank (EZB) letzte Woche beschlossen hat, dürfte in Zimbabwe höchstens für ein müdes Lächeln sorgen. Das südostafrikanische Binnenland kämpfte bereits gegen hochschiessende Inflationsraten, bevor Schlagworte wie Energie-Krise oder Lieferketten-Probleme in unseren Breitengraden überhaupt ein Thema waren.

Seit Ende Juni ist Zimbabwe bei der Höhe des Leitzinses weltweit einsamer Spitzenreiter. Die Zentralbank erhöhte den Leitzins von 80 auf 200 Prozent. In anderen Worten: Wer einen Kredit aufnehmen will, bezahlt das Doppelte des Betrages an Zinsen. Gleichzeitig führte die Regierung den US-Dollar – bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahrzehnts – als offizielle Währung ein.

Lebensmittelpreise verdreifacht

Hintergrund der radikalen Geldpolitik der Zentralbank ist die hyperinflationäre Teuerung. Im Juni sprang die jährliche Rate auf 192 Prozent. Besonders problematisch: Selbst Lebensmittelpreise haben sich innert Jahresfrist mehr als verdreifacht, wie «Bloomberg» berichtet.

Weil die Bevölkerung das Vertrauen in die Politik des eigenen Landes verloren hat, nimmt die Nachfrage nach US-Dollars ungehindert zu. Dadurch wird die rasante Entwertung des Zimbabwe-Dollars weiter angeheizt. Seit Jahresbeginn hat der Zimbabwe-Dollar gegenüber dem US-Dollar zwei Drittel an Wert verloren.

Goldmünzen gegen Wertzerfall

Bevor die Entwertung der eigenen Währung komplett ausser Kontrolle gerät, greift die Regierung jetzt zu einer ungewöhnlichen Lösung: Ab heute Montag beginnt die Zentralbank mit dem Verkauf von Goldmünzen als Wertaufbewahrungsmittel. Damit hofft die Zentralbank, den andauernden Run auf den US-Dollar zu dämpfen.

Der Zimbabwe-Dollar hat seit seiner Wiedereinführung im Jahr 2019 massiv an Wert verloren. Vor allem Importgüter wie Lebensmittel oder Treibstoff werden so für grosse Bevölkerungsschichten unbezahlbar. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und die Folgen der Covid-19-Pandemie haben dieses Problem noch verschärft. (ste)


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