Darum gehts
- Französische Stadt Ambert verkauft zwei Häuser für je einen Euro
- Käufer müssen Häuser als Erstwohnsitz nutzen und umfangreich renovieren
- Gemeinde beteiligt sich mit 67'813 Euro an Renovierungskosten
Er lebt, der Traum vom Auswandern! Und ist doch meist schnell ausgeträumt, wenn man sich die Immobilienangebote in Italien, Spanien oder Portugal anschaut. Wobei, beim neusten Angebot aus Frankreich kommt man ins Grübeln: Für einen lausigen Euro verkauft das Städtchen Ambert in der Region Auvergne-Rhône-Alpes zwei Häuser mitten in der Altstadt, wie die «Libération» berichtet.
Denn die Gemeinde mit ihren 6500 Einwohnern will nicht noch weiter schrumpfen. Und etwas gegen die vielen leerstehenden Häuser im Zentrum tun. 60 Prozent der Immobilien sind dort nämlich unbewohnt. Der Grund: Viele Einheimische bauen lieber vor den Toren der Stadt auf günstigem Bauland, statt sich im Zentrum ein Haus zu kaufen und dieses mühsam zu sanieren. Oder sie ziehen grad ins fast 150 Kilometer entfernte Lyon um, wo sie auch einen Job finden. Ein Phänomen, das im ländlichen Frankreich überall auftritt.
Dach, Fenster und Isolation
Die beiden 1-Euro-Häuser liegen nebeneinander, in der kleinen Rue Michel Rolle 3 und 5. Sie sind schmal, haben drei Stockwerke und eignen sich auch für Familien. Interessenten müssen aber ein paar Bedingungen erfüllen, um sich eine der Immobilien zu sichern. So sind sie verpflichtet, das Haus als Erstwohnsitz zu nutzen. Zudem muss vieles erneuert werden. Vom Dach über die Fenster bis hin zu Isolation und Hauselektrik ist genau vorgeschrieben, was gemacht werden muss.
Die Gemeinde Ambert spielt dabei aber mit offenen Karten. Einfach so einziehen können selbst Menschen mit bescheidenen Ansprüchen nicht. Angst, sich mit der Renovierung zu übernehmen, muss man aber keine haben. Denn: «Die ausgewählte Käuferschaft kann zudem staatliche Fördermittel für die Renovierung in Anspruch nehmen», schreibt die Gemeinde auf ihrer Homepage.
Gemeinde zahlt 67'813 Euro an Renovierung
Heisst: Die Gemeinde beteiligt sich an den Kosten für den Umbau. Und zwar mit exakt 67'813 Euro, wie ein Blick in die Verkaufsdokumentation zeigt. Zurückzahlen muss man diesen Betrag nur, wenn man nicht mindestens drei Jahre lang im Haus lebt. 95'206 Euro muss der Käufer aus dem eigenen Sack bezahlen.
Gute Erfahrungen mit dem Verkauf von Häusern zum Schnäppchenpreis hat man bereits in Italien gemacht. Nachdem BBC und CNN in Videoformaten gezeigt haben, wie man die Häuser umbauen kann, ist der Run auf die Billighäuser gross. Sogar Häuser am Meer werden angeboten.
Etwa in Tarent (I), das bei vielen Italienerinnen und Italienern nicht erste Wahl ist, weil dort ein grosses Stahlwerk die Luft verpestet. Oder auf Sizilien. Dort allerdings unter der Bedingung, das Objekt innert drei Jahren für mindestens 15'000 Euro zu renovieren. So wollen die Süditaliener neue Steuerzahler anlocken und den Handwerkern volle Auftragsbücher bescheren. Jetzt setzt man in Frankreich auf den gleichen Trick.