Darum gehts
- Italien verkauft Häuser für einen Euro, um Landflucht entgegenzuwirken
- Brasilianerin kaufte sechs Häuser in Sizilien und renoviert sie
- Es braucht jedoch sorgfältige Planung: hohe Renovierungskosten und bürokratischer Aufwand
Malerische Landschaften, eine reichhaltige Kultur und Dolce Vita – es gibt viele Gründe, die Italien zu einem Traumort machen können. Doch abseits der touristischen Orte herrscht Landflucht. Die Jungen zieht es in Städte wie Rom, Mailand, Florenz oder Neapel – in den kleineren Gemeinden stehen daher immer mehr Häuser leer.
Um die Ortschaften wiederzubeleben, entwickelte sich bereits im Jahr 2011 eine Initiative, Häuser in wenig bewohnten Gemeinden für einen Euro zu verkaufen. Mittlerweile finden sich in über 70 Gemeinden in ganz Italien sowie auf den Inseln Sardinien und Sizilien zahlreiche Angebote.
Ruinen ohne Strom und Wasser
Die gebürtige Brasilianerin Rubia Daniels (51) lebte lange in San Francisco – doch im Jahr 2019 kaufte sie sich gleich sechs Häuser für jeweils einen Euro in der sizilianischen Kleinstadt Mussomeli, wie die «Daily Mail» berichtet. Ein gewagtes Unternehmen, doch ihr Plan stand fest: Sie wolle eine neue Heimat für Familie und Freunde schaffen, in der sie auch alt werden könnten, erzählt die Mutter von drei Kindern.
Mit ihrem Beruf als Planungsberaterin und 16 Jahre Erfahrung im Baugewerbe sehe sie sich auch bestens dafür ausgerüstet, sagt sie. Die meisten der erworbenen Häuser waren völlig zusammengebrochen – Ruinen ohne Strom und Wasser. Doch die 51-Jährige hat eine Vision und viel Ehrgeiz.
Kreativität und Gemeinschaftsgefühl
In das erste Haus investierte sie insgesamt 60'000 Euro (etwa 56'100 Franken), das zweite Haus ist beinahe fertig, bei zwei weiteren laufen die Arbeiten noch. Eines der Häuser wolle sie zu einem Wellness-Center umbauen – auch um der Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Die Verbundenheit mit der Gemeinde ist ihr ein grosses Anliegen.
Statt Schutt und abgeblätterter Tapete zieren die Räume der renovierten Häuser nun elegante Möbel, Gemälde und Marmorelemente. Die Einrichtung stamme aus dem kleinen Ort, erzählt Daniels. «Es kann einschüchternd sein, aber man bekommt das Haus im Grunde umsonst und kann es in das verwandeln, was man möchte, und es ist einfach ein wirklich lustiges Projekt», so Rubia Daniels.
Mit Hürden zum Traumhaus
Doch der Weg zum Schnäppchen-Haus in Italien ist kein leichter. Generell gilt: Die Renovierung der Immobilie hat in der Regel innert eines Jahres nach dem Kauf zu erfolgen. Weiter fallen Notargebühren an. Wichtig: Mit den Renovierungen muss man meist innert zwei Monaten nach Erhalt aller Genehmigungen anfangen. Ausländische Staatsbürger müssen zudem eine italienische Steuernummer besitzen, um die Häuser zu erwerben.
In der jeweiligen Gemeinde können weitere Bedingungen hinzukommen. An vielen Orten sind die Renovierungen für den privaten Wohnzweck möglich, an anderen muss man diese hingegen für touristische oder gastronomische Zwecke umbauen, schreibt die Immobilienplattform «Idealista». Andere Gemeinden erwarten, dass man die Häuser als dauerhaften Wohnsitz nutzt und nicht als Ferienwohnung.
Wer sich an die Renovierungsauflagen hält, könne von Boni profitieren, heisst es auf der Webseite «Casea1euro.it». Zu bedenken: Einige Gemeinden fordern eine Bürgschaft oder Versicherung, um die Fertigstellung der Renovierung zu garantieren. Zudem haben die baufälligen Häuser oft ein hohes Alter – und sind an weitere Bedingungen für den historischen Erhalt geknüpft. Auch komplexe Erbschaftsverhältnisse können den Erwerb leerstehender Häuser erschweren. Es gilt daher: Genau informieren und einplanen.