Happiger Aufschlag bei Globus
Wer sitzen will, zahlt 10 Franken mehr

Seit letztem November erstrahlt der Globus am Bellevue in Zürich in neuem Glanz. Die «Goldküsten-Kantine» war vor allem für den gut laufenden Restaurant-Bereich bekannt. Jetzt herrscht mittags gähnende Leere – das liegt nicht am guten Wetter.
Publiziert: 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 06:52 Uhr
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Nicht viel los: Die Tische beim Globus Bellevue in Zürich sind über Mittag leer. Auch drinnen ist kaum etwas los.
Foto: Blick
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Dorothea VollenweiderRedaktorin Wirtschaft

Es ist zwölf Uhr mittags an einem Donnerstag, am Zürcher Bellevue ist recht was los. Egal, ob Büroangestellte, Manager oder noble Dame vom Zürichberg – um diese Zeit wollen alle dasselbe: einen feinen Zmittag und einen Platz an der Sonne. Beim bekannten Sternen-Grill ist die Schlange bereits lang, in der Pizzeria Santa Lucia ein paar Meter in der Nähe sind bereits alle Tische besetzt. Nur an einem Ort herrscht gähnende Leere: im Globus Bellevue, der vergangenen November wieder eröffnet wurde. 

Hier trafen sich einst die gut betuchten Zürcherinnen und Zürcher zum Lunch – der Restaurant-Bereich wird im Volksmund auch «Goldküsten-Kantine» genannt. Vor der Neueröffnung war es schwierig, hier über Mittag einen Platz zu bekommen. Doch an diesem Donnerstag gibt es an den verschiedenen Essenstheken im Globus Bellevue keine Warteschlangen. Die gedeckten Tische in der Luxuskantine sind bis auf ein paar wenige Ausnahmen leer.

Zehn Franken für einen gedeckten Platz

Warum das so ist, erfährt eine der Kundinnen gerade am eigenen Leib. Ihr wurde soeben die Menükarte für das Essen am Tisch beim Asia Deli überreicht. Denn die Menükarte für Gäste, die sich dort setzen wollen, unterscheidet sich vom Take-away-Menü. Und zwar vor allem in einem Punkt: Die Preise sind deutlich höher. Wie viel höher, kann die Kundin, die bei einer Angestellten gerade ungläubig nachhakt, kaum fassen: zehn Franken mehr – egal, für welches Mittagsmenü. Die Globus-Medienstelle bestätigt das auf Anfrage von Blick. Das indische Butter Chicken zum Mitnehmen kostet 19 Franken. Wer es dort essen will, bezahlt 29 Franken. Dieser Preisaufschlag gilt laut Globus nur im Asia Deli, nicht beim Italiener Bella Vista und auch nicht für die Sushi-Theke.

Das Servicepersonal des Asia Deli hat sich an die entsetzten Gäste offenbar gewöhnt. Die Angestellte zuckt lediglich mit den Schultern und murmelt leise, der grosse Preisunterschied sei korrekt. Sie könne auch nichts machen.

Andere berechnen einen Bruchteil

Dass Take-away in einem Restaurant günstiger ist, als vor Ort zu essen, ist nicht ungewöhnlich – ein Aufpreis von zehn Franken allerdings schon! Die grosse Schweizer Vegi-Kette Tibits beispielsweise berechnet Gästen, die bleiben wollen, 50 Rappen auf ihr Essen oder ihren Kaffee. 

Blick fragt bei den Verantwortlichen von Globus Bellevue nach den Gründen für diesen massiven Aufschlag beim Asia Deli. Die Warenhausbetreiberin gibt in ihrer Antwort gleich selbst zu: Der Preisunterschied zwischen dem Restaurantangebot und dem Take-away-Angebot sei aktuell ungewöhnlich gross. Normalerweise sei die Differenz nicht mehr als 20 Prozent.

Der Grund dafür sei, dass die Preise im Take-away-Bereich noch nicht angepasst wurden. Während die Preisanpassung im Restaurant bereits erfolgt sei, befinde sich die Anpassung der Take-away-Preise noch in der Umsetzung. «Unsere Kundinnen und Kunden profitieren daher vorübergehend von besonders günstigen Take-away-Angeboten», schreibt Globus auf Nachfrage von Blick. So kann man es auch drehen. Laut dem Warenhaus werden die Preise einiger Produkte im Take-away-Bereich bald um 10 bis 20 Prozent erhöht. 

Service und exklusives Ambiente

Abgesehen von dieser Übergangssituation sei der Preisunterschied zwischen Take-away und À-la-carte-Angeboten wie folgt zu erklären: Die Portionen, die vor Ort serviert werden, seien etwas grösser. Sie werden mit frischen Beilagen serviert. «Neben Besteck und Geschirr erhalten die Gäste im Restaurant zudem einen Tischservice und ein exklusives Ambiente», heisst es. Auch ein erhöhter Mehrwertsteuersatz trage dazu bei: Für Take-away-Angebote werden 2,6 Prozent berechnet, während für den Verzehr vor Ort ein Satz von 8,1 Prozent gilt. 

Ob all diese Vorzüge wirklich zehn Franken pro Person und Sitzplatz wert sind, ist fraglich. Ein Augenschein vor Ort zur gleichen Zeit an einem anderen Tag zeigt: Der Sitzplatzaufschlag scheint sich herumgesprochen zu haben. Er schmeckt den Gästen der «Goldküsten-Kantine» offensichtlich nicht. Die Tische bleiben leer.

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