André Lüthi (59), ist bekannt als der Chef des Reiseunternehmers Globetrotter. Doch in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des Schweizer Reisebüro-Verbandes steht er auch für die 1300 Reisebüros in der Schweiz, die 8000 Mitarbeitenden beschäftigen und einen Umsatz rund 6 Milliarden Franken erwirtschaften. Lüthi kämpft auch bei Blick TV für die Reisebranche.
Eine Branche, die mit dem Rücken an der Wand steht, niemand weiss, wann überhaupt wieder Auslandsreisen möglich sein werden. Zudem wollen die Kunden das Geld für bereits bezahlte Reisen zurück: «Wer im Moment auf Kurzarbeit gesetzt ist oder Angst vor Jobverlust hat, der will Bargeld sehen und nicht mit Gutscheinen auf später vertöstet werden», zeigt Lüthi Verständnis für die Kunden.
Dazu ist die Branche gemäss Pauschalreisegesetz verpflichtet. Nur: Viele Reisebüros werden nun für bereits bezahlte Leistungen etwa für Hotelübernachtungen, Mietautos oder Flüge mit Gutscheinen abgespiesen. Dabei bräuchten sie dringend das Geld, um die Forderungen der Kunden befriedigen zu können.
«Bundesrat muss ein klares Zeichen setzen»
«Wenn man der Swiss hilft und Milliarden spricht, dann muss man auch den Tausenden Kunden schnell und speditiv das Geld der Tickets zurückbezahlen», sagt Lüthi. «Da muss der Bundesrat ein klares Zeichen setzen.» Die Reiseveranstalter hätten der Swiss die Gelder ihren Kunden schon vor drei, vier Monaten bezahlt. Die Swiss behalte diese einfach bei sich.
Lüthi will nicht jammern, wie viele andere Branchen auch. «Aber wir haben einen Sonderstatus. Wir arbeiten nur noch an Annulierungen. Die Aussichten sind schlecht. Wir brauchen deshalb Unterstützung. Ich habe aber ein gutes Bauchgefühl und glaube, dass uns der Bundesrat hilft.»
Durch die Corona-Krise hätten viele Kunden das Vertrauen in die Reisebüros wieder zurückgefunden. «Wenn nun jedes dritte Reisebüro pleite geht, wandern diese Reisenden wieder in die Onlinewelt ab. «Dabei haben viele gemarkt, dass es sinnvoller ist, vielleicht 100 Franken mehr zu bezahlen. Dass man dann aber auch Hilfe bekommt von einem Reisebüro.»
Lüthi geht davon aus, dass im Sommer die Kurzstreckenflüge wieder gestaffelt wieder aufgenommen werden. «Auf der Langstrecke wird es wohl ab Oktober wieder langsam möglich sein zu fliegen», sagt er. «Bis wir aber wieder richtig reisen können, wird es 2021 oder 2022 werden.»
Tickets zurückzahlen aus Staatshilfe
Enttäuscht ist Lüthi von der nationalen Airline Swiss: «Im Moment gibt es von der Swiss mehrheitlich Gutschriften für bereits gebuchte Flüge. Erst wenn das Reisebüro auf Bargeld insistiert, zeigt sich die Airline bereit, das Geld für die nichterbrachte Leistung zurück zahlen», klagt Lüthi. «Doch selbst dann dauert es Monate, bis das Geld auf dem Konto des Reisebüros liegt.»
Diese Zeit allerdings haben viele Reisebüros nicht, ihnen rinnt das Geld – wie auch der Swiss – durch die Finger, brauchen also dringend Liquidität.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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