Darum gehts
- Schweizer Getränke gewinnen an Beliebtheit, Coca-Cola verliert an Boden
- Regionalität und handwerkliche Produkte setzen sich in der Gastronomie durch
- SBB ersetzt Coca-Cola in 120 Zugrestaurants durch Vivi Kola
Coca-Cola mag seine in der Schweiz vertriebenen Produkte zu 80 Prozent im Inland herstellen. In der Wahrnehmung ist «Coci» aber weiterhin ein US-Getränk. Und das hat einen schweren Stand. Detailhändler wie Denner, Migros und Aldi kritisieren die von Coca-Cola festgelegten Preise als zu hoch – und setzen auf Alternativen. Auch die SBB haben Coca-Cola aus ihren 120 Zugrestaurants verbannt. Künftig gibts im Zug Vivi Kola aus Eglisau ZH.
Auch in der klassischen Gastronomie setzen sich einheimische Getränke durch. «Einen Trend zur Regionalität bei den Getränken stellen wir schon seit Jahren fest», sagt Urs Pfäffli (62), Direktor Gastro Kanton Zürich. Dieser beschränke sich nicht auf einzelne Marken oder Geschmacksrichtungen.
Maurus Ebneter (62), Präsident des Wirteverbandes Basel-Stadt, stösst ins selbe Horn: «Es gibt in Teilen der Gastronomie einen Trend zu mehr regionalen und handwerklichen Produkten.» In der Szenegastronomie sehe man vermehrt Limonaden und Cola-Getränke von kleineren Anbietern. «Gewisse Schweizer Brands wie Tony Mate oder Appenzeller Bier sind auch dank der Kultur der Nacht so populär geworden», sagt Alexander Bücheli (50) von der Schweizer Bar und Club Kommission (SBCK).
Keine Coca-Cola-Produkte auf dem Säntis
Konsequent auf regionale Alternativen setzt man zum Beispiel auf dem Säntis. In den Restaurants werden Softgetränke der Mineralquellen Gontenbad von Gabriela Manser (63) ausgeschenkt. Statt Coca-Cola steht dort Goba Cola auf der Getränkekarte. Statt Fanta gibts ein Goba Orange.
Wie kommt das bei den Gästen an? «Es kommt sehr selten vor, dass unsere Gäste ausdrücklich Coca-Cola möchten», sagt Daniela Räbsamen, Leiterin Gastronomie bei den Säntisbahnen, zu Blick. «Statt auf ein globales Massenprodukt zu setzen, möchten wir unseren Gästen etwas anbieten, das zur Region passt und unsere Werte widerspiegelt», so Räbsamen weiter.
Eine andere Strategie fährt die Zürichsee-Schiffahrtsgesellschaft (ZSG). In den Restaurants auf den Schiffen verkauft sie Coca-Cola und Valser Wasser, das ebenfalls aus dem Coca-Cola-Konzern stammt. Dazu aber auch Schweizer Getränke wie Focus Wasser von Rivella aus Rothrist SO. Auch auf dem Jungfraujoch steht Coca-Cola auf der Karte – daneben aber auch Rivella oder eine Apfelschorle von Ramseier.
Sogar auf dem Rütli gibts Coca-Cola
Das zeigt: Coca-Cola sprudelt noch immer! Viele Konsumentinnen und Konsumenten wollen einfach das Original. Selbst auf dem Rütli wir der US-Softdrink-Klassiker verkauft. «Bei den Mehrweggebinden in der bedienten Gastronomie und den PET-Flaschen im Take-away-Bereich ist noch immer Coca-Cola mit Abstand die am meisten verbreitete Soft-Drink-Marke», stellt Ebneter fest.
Auch da stimmt ihm Bücheli zu: «Coca-Cola Schweiz nimmt im Nachtleben nicht nur als Getränkehersteller, sondern auch als Sponsor, weiterhin eine wichtige Rolle ein.» Gerade Festivals und Kulturbetriebe kommen nicht um die Sponsoringkraft des US-Giganten herum.