Geheime Kontrollberichte enthüllen
Diese Möbelriesen sind die schlimmsten Holzlabel-Sünder

Beobachter-Recherchen zeigen, welche Baumärkte, Onlineshops und Möbelhändler ihre Holzprodukte mangelhaft deklarieren – die vollständige Liste.
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Aus Spargründen: Der Bund will die Holzdeklarationspflicht klammheimlich abschaffen.
Foto: Illustration: Andrea Klaiber/Gemini [KI generiert]

Darum gehts

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Lukas Lippert
Beobachter

War die Eiche in Wirklichkeit eine Buche? Stammt sie wirklich aus der Schweiz oder doch eher aus Rumänien, Finnland oder Polen? Solche Angaben müssen Baumärkte, Onlinemöbelhändler oder Schreinereien seit 2012 machen. Die Kundschaft soll wissen, was sie kauft, und das Gesetz soll helfen, gegen illegales Holz vorzugehen.

Doch diese Deklarationspflicht könnte bald wegfallen. Wie der Beobachter kürzlich berichtete, droht sie den Sparplänen des Bundes zum Opfer zu fallen – obwohl damit nur rund 250’000 Franken jährlich gespart würden. Aus Konsumentenperspektive wäre das schlecht. Denn bereits jetzt häufen sich die Beanstandungen wegen mangelhafter Holzlabel. Das zeigen die bislang geheimen Kontrollberichte der letzten Jahre des eidgenössischen Büros für Konsumentenfragen. Der Beobachter erhielt gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz erstmals Einsicht.

Die Dokumente zeigen: Viele Unternehmen halten sich nicht an die Deklarationspflicht. Die Verstösse haben gar zugenommen. Dies, obwohl der Bund seit 2022 Bussen von bis zu 2000 Franken verhängt, um den Druck auf nachlässige Betriebe zu erhöhen. Dennoch nahm die Anzahl schwerer Fälle zu, die ein Verwaltungsstrafverfahren nach sich zogen. Leichte Fälle ohne Bussen haben dagegen abgenommen. Verschlechtert hat sich das Ergebnis der Kontrollen vor allem bei kleineren Onlineshops und KMU-Betrieben wie Gartencentern, Schreinereien und Zimmereien.

Insgesamt war letztes Jahr bei rund der Hälfte der Betriebe kein einziges der kontrollierten Holzprodukte korrekt deklariert. Ein Jahr zuvor schnitt immerhin nur jedes dritte Unternehmen dermassen schlecht ab. Gleichzeitig sank der Anteil der Unternehmen, die alle überprüften Produkte korrekt deklariert hatten, von 40 Prozent 2023 auf noch 25 Prozent im letzten Jahr.

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Ikea, Obi und Lipo gehören zu den grössten Holzlabel-Sündern

Auch bei den grösseren Baumärkten und Möbelhändlern, die vielfach auch Onlineshops betreiben, gab es in den letzten Jahren viele falsche Holzlabel. Der Möbeldiscounter Maxi Bazar schnitt besonders schlecht ab. Von den letzten 15 Kontrollen war keine einzige ohne Beanstandung. Auch bei der Baumarktkette Obi entsprachen die Holzlabel nur bei zwei der letzten 27 Kontrollen den gesetzlichen Anforderungen. In den Läden der Billig-Möbelketten Lipo und Ikea fand die Kontrolleurin des Bundes nur bei rund jedem zehnten Besuch korrekte Label.

Lipo schreibt, man habe ausgerechnet während der Kontrollen das Sortiment umgestellt. Da alle Etiketten «händisch gedruckt und angebracht» werden müssen, sei es vorgekommen, dass nicht alle Artikel korrekt ausgezeichnet waren. Diese Phase sei jetzt aber abgeschlossen, und alle Artikel seien nun korrekt deklariert. Wie alle angefragten Unternehmen betont der Möbelhändler, dass man die Deklarationspflicht ernst nehme.

Grosse Verbesserungen im letzten Jahr

Die Migros schreibt zudem, dass die Fehler bei ihren Do-It-Märkten darum passiert seien, weil in der Vergangenheit die Holzdeklaration dezentral in den Genossenschaften organisiert gewesen sei. Das habe in einigen Fällen «zu Verzögerungen bei der Aktualisierung der Deklarationen» geführt. Aufgrund der Kontrollen seien «unmittelbar Massnahmen» eingeleitet worden, um die festgestellten Punkte zu korrigieren und die Anforderungen zu erfüllen, so die Migros. 

Ikea betont in seiner Stellungnahme, dass man sich in Sachen Holzdeklaration in den letzten Jahren «deutlich verbessert» habe. Die grösste Herausforderung liege darin, dass verlangt werde, Holzart und Herkunft von Massivholz direkt am Verkaufsort auszuweisen – eine Pflicht, die in anderen Ländern nicht bestehe. Da digitale Lösungen hierfür nicht genügten, müsse Ikea zusätzliche Aufkleber neben den Preisschildern anbringen, um die Vorschriften zu erfüllen. Dieser manuelle Schritt sei aus verschiedenen Gründen fehleranfällig. Man sei aber daran, die «Prozesse weiter zu verbessern».

Tatsächlich gab es bei Ikea wie auch bei anderen Firmen letztes Jahr deutliche Verbesserungen. So waren bei Ikea 80 Prozent der kontrollierten Holzprodukte korrekt deklariert, bei Obi war sogar alles in Ordnung. Maxi Bazar und Lipo schnitten allerdings auch 2024 unterdurchschnittlich ab.

Überraschend schlecht war auch das Ergebnis des teuren Designermöbel-Ladens Roche Bobois. Er hatte nur gerade 20 Prozent der Produkte korrekt angeschrieben. Roche Bobois schreibt, man habe die internen Prozesse «unverzüglich verstärkt» und stelle seither sicher, dass sämtliche Produkte korrekt gekennzeichnet seien. Maxi Bazar und Obi reagierten nicht auf Fragen des Beobachters.

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