Finanzplatz Zürich
Immer mehr Banker müssen stempeln gehen

Der Finanzsektor in Zürich erlebt gerade eine Welle von Entlassungen. Besonders betroffen sind Banker zwischen 30 und 50 Jahren.
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Endstation Zürich Paradeplatz: Die Zahl der arbeitslosen Banker nimmt stark zu.
Foto: Keystone

Darum gehts

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Stefan Barmettler
Handelszeitung

Die Zahl der Banker, die beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) gemeldet sind, steigt und steigt. Allein im Kanton Zürich sind es mittlerweile 1300 Personen aus dem Banking, die stempeln gehen – ein Plus zum Vorjahr von 20 Prozent. Und gegenüber November 2022 fast eine Verdoppelung von 682 auf 1300 Arbeitslose. Das zeigen die Arbeitslosenzahlen, welche der Kanton Zürich jüngst publiziert hat.

Rechnet man die Arbeitslosen aus der Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbranche zur Zahl der arbeitslosen Banker dazu, sind es sogar 2312, auch das ein Plus von rund 20 Prozent. Es sind ungewohnte Sachlagen. Mittlerweile stammt gemäss Statistik knapp jeder Zehnte, der im Kanton Zürich stempelt, aus der Finanzbranche, Tendenz zunehmend.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals im Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

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Zum einen kommen laufend ehemalige CS-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter auf den Arbeitsmarkt, denn ihre grosszügigen Abgangspakete laufen nun nach einem bis anderthalb Jahren aus. Und weitere kommen dazu – es dürften Tausende sein. Doch es ist nicht nur der CS-Effekt, der die Arbeitslosenzahlen steigen lässt, auch andere Finanzinstitute bauen ab, etwa die Bank Bär, die vierhundert Stellen streicht. Weitere Banken wie die Deutsche Bank bauen zwar auf, aber in bescheidenem Rahmen.

Profis über 60 oft mit schönem Package verabschiedet

Besonders betroffen von fehlenden Jobangeboten in Zürich sind Banker im Alter zwischen dreissig und fünfzig Jahren, wie eine Auswertung der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons zeigt. Immerhin besteht bei ihnen die Chance, dass sie früher oder später wieder bei einem Finanzinstitut unterkommen, allerdings zu tieferem Lohn. Besonders heikel sei es für die über 50-Jährigen, sagt ein Banken-Headhunter: «Wer über 55 Jahre alt ist und kein starkes Kundenportfolio hat, findet kaum mehr einen Job.»

Gleichwohl verharrt die Zahl der beim Zürcher RAV gemeldeten Bankerinnen und Banker über sechzig Jahren auf tiefem Niveau. Das deutet darauf hin, dass viele von ihnen mit sechzig in Frührente gehen, ausgestattet mit einem attraktiven Package, das drohende Einbussen bei den Sozialversicherungen kompensiert. Dieses Prozedere gilt schon länger, denn die Zahl der über sechzigjährigen Arbeitslosen liegt seit zwanzig Jahren auf tiefem Niveau. Aktuell sind es knapp zweihundert.

Nicht nur untere Chargen müssen zur amtlichen Stellenvermittlung, auch höhere sind betroffen. Unter den Arbeitslosen steigt die Zahl der Studierenden zwar mit Abstand am schnellsten, doch an zweiter Stelle folgen bereits die Kaderleute. Darunter dürften viele Banker sein – bei ihnen beträgt der Anstieg der Arbeitslosenquote im Vergleich zu November 2024 stattliche 28,6 Prozent.

Wen es zuerst trifft – und wen zuletzt

Die kantonalen Daten zeigen weiter, dass die Zahl der arbeitslosen Banker bereits seit Oktober 2022 wächst. Darin spiegelt sich wohl der verzweifelte Versuch des damaligen CS-Chefs Ulrich Körner, die Fixkosten radikal zu senken. Im Frühling 2022 kündigte er den Abbau von dreitausend Stellen in der Schweiz an – ein halbes Jahr später stieg in der Folge die Arbeitslosenzahl bei den Bankern in Zürich an.

Tieferen Einblick liefert auch die Herkunft der Personen aus dem Finanz- und Versicherungsbereich, die zum RAV müssen. Das Muster: Wird in schweren Zeiten Personal abgebaut, trifft es zuerst Schweizer und Schweizerinnen (aktuell 61 Prozent), anschliessend folgen mit einer Verzögerung Personen aus dem EU-Efta-Raum (32 Prozent). Die Zahl der Stempelnden aus Drittstaaten bleibt dagegen seit zwanzig Jahren auf tiefem Niveau stabil (7 Prozent). Für sie gilt: Abgebaut werden zuerst die anderen.

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