Eveline Kohler (50) kauft Konzertkarten bei Alltickets – und verliert fast die Nerven
«Das tue ich mir nie wieder an!»

Eine Blick-Leserreporterin bezahlt bei der Plattform Alltickets für zwei Konzertbillette in Zürich deutlich zu viel. Das würde sie sogar hinnehmen, wäre wenigstens etwas Service vorhanden. Der Ticket-Graumarkt ist weiterhin eine Blackbox.
Publiziert: 04.05.2025 um 20:24 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2025 um 21:06 Uhr
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Im Januar bei Alltickets gekauft, im April von Alltickets beim offiziellen Verkäufer Ticketcorner erstanden und weiterverkauft: die Medientickets, die Blick-Leserin Eveline Kohler erhielt.
Foto: Leserreporter

Darum gehts

  • Mutter kauft überteuerte Konzerttickets für Sohn bei unbekannter Website Alltickets
  • Tickets kamen erst zwei Tage vor Konzert, Kundenservice inexistent
  • Tickets für 480 Franken gekauft, mindestens 100 Prozent überzahlt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Am 1. Mai trat US-Rapper Tyler the Creator (34) im Zürcher Hallenstadion auf. Natürlich vor komplett ausverkaufter Halle.

Der Sohn von Blick-Leserin Eveline Kohler* (50) ist ein grosser Fan. Deshalb will sie ihm zum Geburtstag im Januar 2025 zwei Tickets kaufen. Auf gängigen Plattformen sind die Tickets zu jenem Zeitpunkt schon weg. Doch auf der ihr unbekannten Website von Alltickets wird sie fündig: Zwei Tickets sind für 478 Franken zu haben.

Sie zögert nicht und kauft. Erhält die Kaufquittung mit dem Hinweis, man werde ihr die Tickets postalisch zustellen, mitsamt Trackinglink zur Verfolgung der Postsendung. Dafür werden weitere 7 Franken fällig.

Tickets zwei Tage vor dem Konzert erhalten

Drei Tage vor Konzertbeginn meldet sich die Seeländerin bei Blick. Die Tickets habe sie noch nicht erhalten. Ihre Anschreiben bei Alltickets versanden, eine Anrufmöglichkeit gibt es nicht.

Zwar habe Alltickets ihr am 13. April mitgeteilt, dass sie die Tickets «soeben per E-Mail erhalten» habe. Nur: Es sind weder auf dem Postweg noch per E-Mail Tickets zu Eveline Kohler gelangt. Auch ein Trackinglink wurde nie verschickt.

Blick fragt bei Alltickets nach, warum die Kundin eine Bestätigungsmail erhalten habe, obwohl keine Tickets vorliegen. Kurz darauf erhält Eveline Kohler eine offenbar standardisierte Mail, wonach sie ihren Spam-Ordner untersuchen soll – die Tickets seien ordnungsgemäss verschickt worden. Doch Kohler hat keine Tickets erhalten. Seltsamerweise erhält Blick von Alltickets genau dieselbe Antwort.

Blick hakt erneut nach und will wissen, warum eine Postgebühr erhoben wird, obwohl die Tickets offenbar per Mail verschickt werden. Eine Antwort kommt nicht. Doch Kohler erhält wenige Stunden später endlich ihre Tickets. Per Mail. Ohne Kommentar oder Entschuldigung. Es handelt sich um Medientickets.

Völlig intransparentes Pricing

Wie viel diese original wohl kosteten? Ist auf dem Ticket nicht ersichtlich. Tickets in der 1. Kategorie kosteten jedenfalls rund 120 Franken. Kohler hat ihre Tickets also um mindestens 100 Prozent überzahlt.

Der überteuerte Preis ist aus ihrer Sicht aber nicht einmal das grösste Problem. «Ich bin froh, habe ich Tickets erhalten – dass ich aber bis zwei Tage vor dem Konzert nicht sicher war, ob ich überhaupt Tickets erhalte, geht gar nicht.» Wegen des inexistenten Kundendiensts will sie künftig nicht mehr bei Alltickets buchen: «Das tue ich mir nie wieder an!»

Ein Blick auf das Bewertungsportal Trustpilot hätte sich gelohnt. Dort erhält Alltickets viele miserable Rückmeldungen. Der Kundenservice wird ebenso bemängelt wie die überhöhten Preise.

Die Stiftung Konsumentenschutz warnt schon seit Jahren vor professionellen Ticket-Zweitverkäufern, «die je nach Nachfrage viel zu hohe Preise verlangen», wie sie schreibt. Alltickets, Viagogo oder Onlineticketshop werden namentlich als solche erwähnt.

Vor über zehn Jahren wollte Alltickets für mehr Transparenz sorgen und Kunden bei der Bestellung über die Originalpreise informieren. Das ist 2025 definitiv nicht der Fall. Immerhin konnte Kohlers Sohn das Konzert geniessen. Während Blick weiter auf Antworten wartet.

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