Zigarren-Patron Villiger (†95) im Interview 2017
1:39
Raucher durch und durch:Zigarren-Patron Villiger (†95) im Interview 2017

Er chrampfte bis ins Alter von 95 Jahren
Patron Heinrich Villiger paffte bis zum Schluss Zigarren

Heinrich Villiger ist Ende Juli verstorben. Bis zuletzt schrieb der Zigarrenpatron noch auf der Schreibmaschine. Doch nicht überall hielt er an Traditionen fest: 2019 brachte Villiger CBD-Zigarillos auf den Markt. Nun führt seine Familie das Imperium weiter.
Publiziert: 17:08 Uhr
|
Aktualisiert: 17:31 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/7
75 Jahre lang arbeitete Heinrich Villiger für sein Imperium.
Foto: Thomas Meier

Darum gehts

  • Heinrich Villiger, dienstältester Patron der Schweiz, ist im Alter von 95 verstorben.
  • Der leidenschaftliche Zigarrenhersteller arbeitete bis zuletzt im Familienunternehmen.
  • Villiger führte die Firma über 75 Jahre lang.
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_199.JPG
Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Im Alter von 95 Jahren ist Heinrich Villiger friedlich eingeschlafen. Damit ist der dienstälteste Patron der Schweiz nach über 75 Jahren Tätigkeit beim Luzerner Zigarrenhersteller verstorben. Als sein jüngerer Bruder Kaspar Villiger (84) 1989 den Sprung in den Bundesrat schaffte, übernahm er dessen Firmenanteile – und war fortan Alleinherrscher des Zigarrenimperiums.

Bis zuletzt engagierte er sich im Familienunternehmen, amtete noch als Verwaltungsratspräsident. Auch in den letzten Jahren arbeitete er – jeweils von 14 bis 21 Uhr. Vermehrt auch von seinem Zuhause aus in Full-Reuenthal AG. Sein privates Büro hatte er ennet der Grenze bei der deutschen Niederlassung in Tiengen.

Seine Arbeiten erledigte Villiger gerne so, wie er es gelernt hatte. Bis zuletzt schrieb er mit der Schreibmaschine. «Wenn es kein Kohlepapier mehr gibt, lasse ich mich vielleicht pensionieren», scherzte der Patron noch vor wenigen Jahren gegenüber der Schweizer Illustrierten.

Mit viel Leidenschaft

Zu seiner Pensionierung ist es nie gekommen. Trotz mehrerer Versuche hat es Villiger nicht geschafft, die Führung seiner Firma abzugeben. «Was soll ich denn sonst machen?», fragte er 2023 in der «NZZ».

Seine Firma gab ihm Halt, denn vielen seiner geliebten Hobbys wie der Jagd konnte er im hohen Alter nicht mehr nachgehen. Seit 2019 trug die Unternehmergrösse einen Herzschrittmacher. Seine Frau hatte ihm darauf Fahrten mit dem Mountainbike verboten.

1980 hatte Villiger gar eine eigene Velomarke gegründet. Doch nach 20 Jahren verkaufte er den Zweig wieder.

Villiger investierte sein Geld gerne in seine Leidenschaften. 1976 sponserte er zwei Saisons lang den damaligen Formel-1-Rennstall Shadows – als allererster Zigarrenhersteller. Ausgerechnet den einzigen Grand-Prix-Sieg seines Teams verpasste Villiger aber. Er verbrachte lieber Zeit mit seiner Frau und den damals noch kleinen Kindern.

Firma bleibt in der Familie

Der Patron war auch Familienmensch: Mit Martina Burger, der Tochter des Konkurrenzfabrikanten Burger Söhne, hat Villiger vier gemeinsame Kinder. Seine älteste Tochter Corina Villiger (65) sitzt seit einigen Jahren im Verwaltungsrat. Sie ist Hausärztin in Pfeffikon LU, wo auch der Hauptsitz der Firma ist.

Auch Enkel Lucien Villiger sitzt im Verwaltungsrat, er hat den Sitz von seiner Mutter geerbt. Generell haben alle vier Kinder von Firmenoberhaupt Villiger das Recht, im Verwaltungsrat zu sitzen. Sein einziger Sohn ist nicht arbeitsfähig. Das Präsidium übernimmt nun der bisherige Vize Jvo Grundler, wie mit dem Patron vereinbart.

Mit Luxusstumpen zum Erfolg

Es wird sich zeigen, wie sich die Villiger-Gruppe ohne ihren geradlinigen Chef weiterentwickeln wird. Heinrich Villiger hielt bewusst an Traditionen fest. Von Zigaretten wollte er nichts wissen: «Sie sind schädlich für die Gesundheit und haben nichts mit Genuss zu tun.»

Seine Leidenschaft galt stattdessen den Zigarren und Zigarillos. Von Vapes hielt der Patron ebenfalls nichts. Dafür startete Villiger 2019 mit eigenen CBD-Cigarillos, die es bis heute gibt. Nicht alle Trends waren ihm ein Graus.

Die ständige Kritik am Rauchen konnte Villiger nur bedingt nachvollziehen: «Wir wissen nun wirklich alle, dass Rauchen nicht gesund ist», sagte er 2019 gegenüber Blick. Er selbst paffte seine Luxus-Zigarren bis zum Schluss – wenn auch weniger als in jüngeren Jahren.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.