Der letzte Schweizer Zigarren-Patron ist von uns gegangen: Unternehmer Heinrich Villiger ist am Freitag im Alter von 95 Jahren friedlich eingeschlafen, wie seine Familie am Montag gegenüber der «Luzerner Zeitung» bekannt gab. «In Dankbarkeit nehmen wir Abschied von unserem Vater Heinrich Villiger, der das Familienunternehmen seit 75 Jahren mit grossem Engagement strategisch und operativ geführt hat», sagt die älteste Tochter Corina Villiger. Er ist der älteste Bruder von alt Bundesrat Kaspar Villiger (84).
Bis zuletzt war Villiger als Präsident des Verwaltungsrates der Zigarrenfirma Villiger Söhne aus Pfeffikon LU. Er war der dienstälteste Patron der Schweiz, tratt 1950 in das Familienunternehmen ein, das damals sein Onkel Hans Villiger (1892 bis 1983) führte. Von diesem übernahm er 1954 die Firma.
«Ich musste 20 Jahre arbeiten»
1989 wurde Villigers jüngerer Bruder Kaspar in den Bundesrat gewählt. Seither war Heinrich der Alleinherrscher über das Zigarrenimperium. Dafür bezahlt er einen hohen Preis, wie er Blick einst verraten hat: «Ich musste 20 Jahre arbeiten, bis ich Kaspar den Kredit zurückbezahlt hatte», erzählt Villiger. Sein Bruder habe ihm nichts geschenkt. «Ich hätte es an seiner Stelle aber gleich gemacht», ergänzt Villiger.
Weniger erfolgreich war die 1980 gegründete Velomarke Villiger. Das Velo-Abenteuer – die Marke wurde 2003 an Trek verkauft – dauert gerade mal gut zwei Jahrzehnte, ein Klacks in der über 130-jährigen Firmengeschichte: «Die Villiger-Velos in die USA zu verkaufen, das hat schon wehgetan», erinnerte sich Villiger. «Aber am Schluss sagten wir uns: Schuster, bleib bei deinem Leisten!»
«Mit dem Tod geht ein schöner Film zu Ende»
2023 sagte er in einem grossen Interview mit der «Handelszeitung» zum Thema Tod: «Ich mache mir keine Gedanken darüber. Mit dem Tod geht ein schöner Film zu Ende. Ich glaube nicht, dass es danach weitergeht.» Und: «Wenn ich sehe, was Menschen im Allgemeinen durchmachen müssen, habe ich unglaublich viel Glück gehabt. Ich musste mir nie Sorgen machen, bin im Wohlstand aufgewachsen. Das habe ich meinen Vorfahren zu verdanken, die alle schwer gearbeitet haben.»
Die Firma soll nun auch in Zukunft unabhängig weiterbestehen. Es sei ein Privileg, «die Tradition des Familienunternehmens in vierter und fünfter Generation fortsetzen zu dürfen», sagt Corina Villiger zur «Luzerner Zeitung». Sie sitzt seit Jahren im Verwaltungsrat der Villiger-Gruppe und vertritt dort die vierte Generation.
Villiger produziert heute jährlich eine Milliarde Zigarren und Zigarillos, hat 1200 Angestellte und macht 140 Millionen Franken Umsatz. Neben dem Hauptsitz im Luzernischen hat die Firma zwei Werke in Deutschland und je eines in Brasilien, Indonesien und Nicaragua.