Darum gehts
- Donald Trumps Zollpolitik prägte 2025, Märkte erholten sich trotz Einbruch
- Schweizer Aktienmärkte legten 2025 stark zu, SMI stieg um 17 Prozent
- Experten warnen vor Risiken 2026: Zinsen, Schulden und KI-Überbewertung
2025 war nichts für schwache Nerven. Anlegerinnen und Anleger mussten geduldig sein. Besonders wegen des neuen US-Präsidenten: Donald Trumps (79) «Liberation Day» stürzte im April die Märkte kurzzeitig in den Abgrund – mit Verlusten um die 15 bis 20 Prozent. Trumps aggressive Zollpolitik prägte fortan das ganze Börsenjahr. Aber am Ende staunen nun viele: Trotz Trumps Zöllen war das Börsenjahr 2025 in der Endabrechnung sagenhaft!
Der Schweizer Leitindex SMI legte inklusive Dividenden rund 19 Prozent zu, der breiter angelegte SPI glänzte mit einem Plus von 20 Prozent. In den USA erreichten die Indizes S&P 500 und Nasdaq neue Höchststände – zumindest in Dollar gerechnet. Für Anlegerinnen und Anleger in Schweizer Franken relativierte der schwache Dollar jedoch einen grossen Teil der Gewinne.
Die grosse Frage nun: Geht die Börsenparty von 2025 an der Wall Street und Co. auch 2026 weiter? Wir haben mit drei Schweizer Anlageprofis den Blick in die Kristallkugel gewagt und sagen, worauf sich Investoren einstellen müssen.
«Ein anspruchsvolles und volatiles Jahr»
Ein ruhiges Börsenjahr erwartet keiner. Alle drei Experten rechnen zwar nicht mit einem Crash, warnen aber vor falschen Erwartungen. Matthias Geissbühler, Anlagechef bei Raiffeisen Schweiz, spricht von einem «volatilen und anspruchsvollen Börsenjahr». Das globale Wirtschaftswachstum bleibe unterdurchschnittlich, die Folgen der US-Zollpolitik würden weiter nachwirken. Gleichzeitig seien viele Aktienmärkte hoch bewertet.
Auch Andreas Homberger, Aktienspezialist von Swiss Life Asset Managers, dämpft die Euphorie etwas. Er erwartet für globale Aktien zwar weiterhin ein Wachstum, allerdings eher im «oberen einstelligen Prozentbereich» und somit etwas weniger als 2025. Simon Lustenberger, Teamleiter Investment Strategy bei der Zürcher Kantonalbank, sieht derweil trotz allem Rückenwind – vor allem in der Schweiz. Das Tiefzinsumfeld ermögliche günstige Unternehmensfinanzierungen und erhöhe die Attraktivität von Aktien gegenüber Obligationen.
Welche Anlagen könnten 2026 überzeugen?
Einigkeit herrscht beim Thema Zinsen: In der Schweiz bleiben sie tief – mit unangenehmen Folgen für Sparer. Nach Abzug der Inflation resultiere für Spargelder und sichere Staatsanleihen ein Kaufkraftverlust, sagt Geissbühler. Wer sein Vermögen im kommenden Jahr steigern möchte, komme nicht um Investitionen herum. «Unser Fokus liegt dabei auf dividendenstarken defensiven Schweizer Aktien, Schweizer Immobilienfonds und Gold», sagt der Raiffeisen-Experte. ZKB-Lustenberger ergänzt: Neben Schweizer Grossfirmen böten auch kleinere Schweizer Unternehmen Chancen. Sie seien konjunktursensitiver und dürften 2026 von einer Erholung in der Eurozone profitieren.
Alle drei Experten betonen die Chancen, die Aktien aus Schwellenländern 2026 bieten. «Schwellenländer haben zuletzt ein Comeback gestartet. Ihre Bewertung ist fair und die Aktien profitieren sowohl von einem schwachen US-Dollar als auch von sinkenden Zinsen», sagt Homberger von Swiss Life. Lustenberger hat hier die Asiaten im Blick, die weiterhin vom Boom der künstlichen Intelligenz (KI) profitieren würden. Aber auch Osteuropa. Dort stützen eine robuste Binnenkonjunktur, steigende Investitionen und starke Finanzdienstleister die Märkte, während die Region weniger abhängig vom KI-Hype ist als die USA.
Wo lauern 2026 Gefahren?
Die grössten Risiken sehen die Experten klar bei den Zinsen, der Verschuldung – und beim KI-Hype. Geissbühler warnt vor den hohen Budgetdefiziten und der stark steigenden Staatsverschuldung, insbesondere in den USA. «Das könnte zu einem Vertrauensverlust führen.» Sollten die langfristigen Zinsen deshalb deutlich anziehen, hätte das negative Folgen für praktisch alle Anlageklassen.
Das KI-Risiko im Technologiesektor erwähnen alle drei Experten. Die Bewertungen vieler KI-getriebener Aktien seien sehr ambitioniert, der US-Aktienmarkt insgesamt stark konzentriert. «Der KI-Boom stellt ein klares Risiko dar», sagt Homberger. Es kann vor allem dann zu heftigen Kursverlusten kommen, wenn sich die milliardenschweren Investitionen nicht rasch genug in nachhaltige Gewinne übersetzen lassen. Aber: «Den hohen Bewertungen steht auch ein hohes Gewinnwachstum gegenüber. Die Tatsache, dass die laufenden Gewinne weiterhin mehr als ausreichen, um die hohen Investitionen zu finanzieren, stimmt uns daher positiv», sagt ZKB-Lustenberger. Zudem erhöhe die geringe Verschuldung der börsenkotierten Firmen die Stabilität des Systems. «Insbesondere für den Fall, dass die Investitionen länger brauchen als gedacht, bis sie sich amortisieren.»
Wie geht es den Schweizer Firmen? Was läuft an der Wall Street? Und wie entwickelt sich der Goldpreis? Wir halten dich über die neusten Entwicklungen an den Märkten auf dem Laufenden – hier im Liveticker.
Wie geht es den Schweizer Firmen? Was läuft an der Wall Street? Und wie entwickelt sich der Goldpreis? Wir halten dich über die neusten Entwicklungen an den Märkten auf dem Laufenden – hier im Liveticker.
Kurzfristige Chancen und Risiken sehen die Experten auch in der Politik. Raiffeisen-Geissbühler verweist auf mögliche fiskalische Impulse vor den US-Halbzeitwahlen im November. Die Trump-Regierung könnte die Geldpolitik nochmals deutlich lockern und 2000-Dollar-Checks an die Bevölkerung verteilen. «Dies könnte den Märkten kurzfristig nochmals Aufschwung geben.» Zudem bleibe die Geopolitik ein Unsicherheitsfaktor: Eine Entspannung im russischen Angriffskrieg in der Ukraine könnte die Marktstimmung deutlich verbessern.
Der Tipp für 2026
Wenn sich aus allen Einschätzungen ein gemeinsamer Nenner für 2026 ziehen lässt, dann wohl dieser: Erwartungen runter, Disziplin rauf. Geissbühler warnt vor dem sogenannten Recency Bias – der Versuchung, die starken Renditen der letzten Jahre einfach fortzuschreiben. «16 Prozent Rendite pro Jahr sind keine realistische Annahme für die Zukunft.» In den vergangenen 25 Jahren hätten Aktien eine Jahresrendite von knapp über 5 Prozent erbracht. «Eine solche Grössenordnung scheint für 2026 realistischer zu sein.»
Und der wichtigste Tipp fürs Börsenjahr 2026? «Halten Sie ein gut diversifiziertes Portfolio, dazu gehören auch Edelmetalle», meint ZKB-Lustenberger. «Für Schweizer Anlegerinnen und Anleger sollte der Fokus auf Sachwerten liegen – also auf dividendenstarke und defensive Titel.» Homberger von Swiss Life bläst ins gleiche Horn: «Bei Aktien empfehlen wir einen Fokus auf dividendenstarke Aktien. Diese sind günstiger bewertet als der Marktindex, bieten in unsicheren Zeiten stabile Erträge und sind viel weniger IT- und KI-lastig.»
Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlusts des eingesetzten Kapitals.
Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlusts des eingesetzten Kapitals.