Razzia bei Daimler wegen Diesel-Skandal
Mächtigste Schweizerin ist gefordert

Die Diesel-Affäre zieht weitere Kreise. Nun gab es Razzien an Standorten des Stuttgarter Autobauers Daimler. Eine Schweizerin muss deswegen anpacken.
Publiziert: 23.05.2017 um 14:37 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:55 Uhr
Wird's dunkel über Daimler? Beim deutschen Autobauer gab es wegen des Verdachts auf Abgasmanipulation Razzien.
Foto: THOMAS KIENZLE
Vinzenz Greiner

Wegen etwaiger Diesel-Abgasmanipulationen hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Dienstag mehrere deutsche Standorte des Autobauers Daimler durchsucht.

Die Durchsuchung stehe im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Mitarbeiter von Daimler, teilte der Konzern am Dienstag mit. Die Ermittlungen bezögen sich auf unbekannte und bekannte Mitarbeiter der Daimler AG.

Daimler wird des Betrugs und der strafbaren Werbung verdächtigt

Der Verdacht: Betrug und strafbare Werbung im Zusammenhang mit möglicher «Manipulation der Abgasnachbehandlung bei Diesel Pkw», wie es in einer Mitteilung des Autobauers heisst.

Über behördliche Anfragen, Ermittlungen und Untersuchungen hatte Daimler bereits in Geschäfts- und Zwischenberichten informiert. Dies schloss im Zwischenbericht zum ersten Quartal 2017 auch die Möglichkeit von Hausdurchsuchungen ein.

Weitere Details will der Konzern auf Anfrage von BLICK nicht preisgeben. Nur so viel: Die Rechtsabteilung sei nun in den Fall involviert.

Mächtigste Schweizerin der Weltwirtschaft zuständig

Die gehört zum Ressort von Renata Jungo Brüngger (55). Die gebürtige Fribourgerin ist seit Anfang letzten Jahres im Vorstand der Daimler AG – und damit mächtigste Schweizerin der Weltwirtschaft. Sie ist dort zuständig für Integrität und Recht. Die Juristin ist so etwas wie Daimlers oberste Polizistin und Kultur-Chefin zugleich.

Im Daimler-Vorstand: Renata Jungo Brüngger.
Foto: PHILIPPE ROSSIER

SonntagsBlick fragte Jungo Brüngger im Januar, ob es in Zeiten von Abgas-Skandalen mutig sei, einen Vorstandsposten zu bekleiden, in dem man sich um Recht und Ordnung kümmern müsse. «Meine Position hat nicht mehr Risiken als andere Positionen auch», meinte Jungo Brüngger damals trocken.

Der VW-Abgasskandal flog im September 2015 auf

Sie hatte den den Vorstandsjob von Christine Hohmann-Dennhardt (66) übernommen, die zum Konkurrenten Volkswagen (VW) wechselte, um den dortigen Diesel-Skandal aufzuarbeiten.

VW hatte jahrelang Dieselautos mit einer Software so manipuliert, dass sie nur auf dem Prüfstand die Abgasgrenzwerte einhielten. Auf der Strasse jedoch stiessen sie erheblich mehr Schadstoffe aus. Im September 2015 flog der Betrug in den USA auf.

In der Folge tratt Konzernchef Martin Winterkorn (69) zurück. Und auch gegen seinen Nachfolger Matthias Müller (63) wird ermittelt. Der Skandal scheint zu keinem Ende zu kommen: Im März gab es eine Razzia beim Ingolstädter Autobauer Audi, der zu VW gehört.

Weltweit sind etwa elf Millionen Wagen von der VW-Manipulationssoftware betroffen. In der Schweiz nach Angaben des Bundesamtes für Strassen (ASTRA) rund 180000 Autos von Marken der Volkswagengruppe.

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