Deutsche Quarantäne-Keule
Jetzt müssen die Schweizer in den Schnee

Die Deutschen sind die wichtigsten ausländischen Gäste auf den hiesigen Skipisten. Was die Ausweitung der Quarantänepflicht für hiesige Hoteliers bedeutet – und wo es noch Hoffnung gibt.
Publiziert: 16.10.2020 um 11:43 Uhr
Volle Skipiste: Die Deutschen sind wichtige Gäste am Schweizer Berg.
Foto: Frieder Blickle/laif
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Am Donnerstagabend kam der Quarantäne-Hammer: Berlin erklärt die halbe Schweiz zum Risikogebiet. Und es dürfte noch schlimmer kommen. Die Zahl der Ansteckungen und Hospitalisierungen steigt. Der Wintertourismus muss sich darauf einstellen, dass die deutschen Gäste nur unter extrem erschwerten Bedingungen einreisen können. Wenn überhaupt.

Wenn es nach dem Gusto von Berlin geht, dann bleibt der Grenzverkehr für Kurzzeittouristen, für Liebespaare, Geschäftsreisende und Schüler offen. Langzeittouristen aber müssen nach einer Rückkehr aus einem Risikogebiet in Quarantäne. Ein negatives Testresultat kann Abhilfe schaffen. Die Bürokratie und die Unsicherheit dürfte aber viele von einer Reise in die Schweiz abhalten. Ein harter Schlag für hiesige Hotels, Bergbahnen, Skiverleiher und Restaurants.

Die Deutschen sind die wichtigsten Gäste aus dem Ausland. Im letzten Jahr waren sie für fast 2,8 Millionen Übernachtungen verantwortlich. Das beliebteste Reiseziel: Graubünden. Der Kanton ist zwar noch nicht auf der offiziellen Risikoliste der Deutschen. Die Lage kann sich aber schon bald ändern. Graubünden hat heute Freitag angekündigt, dass angesichts der sich verschlechternden Lage eine Maskenpflicht in allen öffentlichen Innenräumen herrschen soll.

Geld für Hoteliers

«Viele Betriebe, welche bereits während des Lockdown mit massiven Umsatzeinbussen leben mussten, werden erneut um Einnahmen gebracht», sagt Barbara Gisi, die Direktorin des Schweizer Tourismus-Verbands, zum «Tages-Anzeiger». «Eine mögliche Gegenmassnahme wäre die finanzielle Unterstützung in Form von Krediten oder A-fonds-perdu-Beiträgen, zum Beispiel im Rahmen der Härtefalllösung im Covid-19-Gesetz», so Gisi.

Im Sommer sorgten inländische Touristen an gewissen Orten für eine Glättung. Aber für den Winter sieht das anders aus, besonders in Graubünden. «Für den kommenden Winter rechnen wir nicht damit, dass die fehlenden ausländischen Gäste mit Touristen aus dem Inland kompensiert werden können», sagt Luzi Bürkli, Sprecher von Graubünden Ferien, zum «Tages-Anzeiger».

«Mit jeder weiteren einseitigen Restriktion zum internationalen Reiseverkehr verschlechtert sich diese Prognose weiter», so Bürki.

Schweizer auf die Ski

Deutschland ist als erstes Land vorgeprescht. Weitere könnten folgen. Ein Entscheid aus Frankreich, Österreich und Italien steht aus. Aus Schweizer Perspektive gestaltet sich die Situation aktuell derart, dass Reisende aus Berlin und Hamburg unter Quarantänepflicht stehen. Gleiches gilt für fast alle Regionen in Frankreich, vier Gebiete in Italien und fünf Länder in Österreich, darunter Salzburg und Wien.

Ein negatives Testresultat entbindet die Personen nicht von der Quarantäne. Noch nicht zumindest. Das Regime wird sich ändern. Deutschland ist hier ein Vorbild, wie der Quarantäne-Hammer abgeschwächt werden kann. Das Bundesland Baden-Württemberg hat kommuniziert, dass ein negatives Testresultat vor einer Quarantäne bewahren soll. Der Test darf dabei nicht älter als 48 Stunden sein.

Unterm Strich bleibt dem Tourismus im ersten Corona-Winter nur noch die Hoffnung, dass die ausländischen Gäste in einer Post-Corona-Welt wieder zurückkommen. Die Marketingorganisation Schweiz Tourismus setzt seine erst vor wenigen Wochen in Deutschland gestartete Kampagne deshalb weiter fort. Das Reiseland Schweiz soll in den Köpfen bleiben. In der Zwischenzeit muss die Schweiz auf die Ski, um die Saison zu retten. (ise)

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