Corona-Taskforce löst sich auf
Die Mahner vom Dienst treten ab

Ende März ist Schluss mit der Corona-Taskforce. Das Gremium leistete der Schweiz wichtige Dienste, dennoch fällt die Bilanz durchzogen aus.
Publiziert: 17.02.2022 um 00:19 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2022 um 06:09 Uhr
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Taskforce-Chefin Tanja Stadler.
Foto: keystone-sda.ch
Guido Schätti

Vielleicht ist es das stärkste Zeichen dafür, dass die Krise überstanden ist: Sogar die eifrigsten Warner setzen die Flagge auf Entspannung. Die Covid-Taskforce des Bundes löst sich Ende März auf. «Die Taskforce hat immer gesagt, dass das Ziel ist, dass sie nicht mehr gebraucht wird. Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen», sagt Präsidentin Tanja Stadler (41).

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Tränen nachweinen dürfte dem Gremium heute kaum jemand. Zu zwiespältig fällt die Bilanz aus, gerade für die jüngste Phase. Die Omikron-Welle schätzte die Taskforce falsch ein. Zwar lag sie bei den Fallzahlen richtig, bei der Gefährlichkeit übertrieb sie aber.

Spitäler verkrafteten vermeintliche Monsterwelle problemlos

Noch am 11. Januar warnte sie vor bis zu 10'000 Hospitalisierungen und 300 Intensivpatienten, die bis Ende Monat innerhalb von nur einer Woche zusätzlich anfallen könnten. Nichts davon trat ein. Die Spitäler verkrafteten die vermeintliche Monsterwelle problemlos.

Irritierend ist, dass sich die Entspannung im Gesundheitswesen damals längst abzeichnete. Gemäss BAG-Zahlen verlief die Kurve der Spitaleinlieferungen schon seit Anfang Dezember flach, die Todesfälle gingen ab Mitte Dezember zurück, die Belastung der Intensivstationen seit Anfang Januar 2022.

Warum die Taskforce dennoch Alarm schlug, bleibt ihr Geheimnis. Auch danach blieben ihre Positionen schwammig. Es musste die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) her, um wissenschaftlich Klarheit zu schaffen, dass der Spitalkollaps selbst im schlechtesten Fall ausgeschlossen ist.

Reine Virenjäger konnten nie dominieren

Die Fehlprognosen der Experten bleiben haften, zumal sie sich schon bei der dritten Welle im Frühling 2021 verhauen hatten. Dennoch leistete die Taskforce der Schweiz über alles gesehen unschätzbare Dienste. Dem Gremium gehörten neben Virologen auch Expertinnen und Experten für Wirtschaft, Ethik und Psychologie an. Reine Virenjäger konnten nie den Ton angeben. Die Null-Covid-Strategie, die etwa in Deutschland salonfähig wurde, hatte in der Taskforce keine Chance, stets bemühte sie sich um eine ausgewogene Sicht. Zudem massten sich die Experten nie an, Druck auf politische Entscheidungen zu machen.

Mit ihrer letzten Lagebeurteilung vom Dienstag schafft sich die Taskforce ein Vermächtnis. Auf 30 Seiten schreibt sie, wie sich die Schweiz in den kommenden zwölf Monaten auf neue Wellen und Mutationen vorbereiten sollte – etwa mit der Einrichtung von genomischen und immunologischen Überwachungsprogrammen. Natürlich will das in der gegenwärtigen Öffnungseuphorie niemand hören.

Doch spätestens im Herbst könnten wir froh sein, wenn wir heute diesen Ratschlägen folgen.

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