Darum gehts
Zurück zu Strafzinsen? Sparerinnen und Sparern stehen mühselige Zeiten bevor: Beim Grossteil liegt das Geld auf dem Sparkonto, das aktuell bestenfalls einen Mini-Zins abwirft. Jetzt schliesst die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Rückkehr zu Negativzinsen nicht mehr aus. Unser Vermögen droht noch mehr an Wert zu verlieren.
Wir erinnern uns ungern: Bereits zwischen 2015 und 2022 setzte die SNB auf Negativzinsen, wodurch das Geld auf den Sparkonten schleichend weniger wurde. Gleichzeitig schossen Bankgebühren und Co. in die Höhe. Nun liegt die Jahresteuerung im April nur noch bei 0 Prozent. Und der von den USA losgetretene Zollkonflikt stärkt den Schweizer Franken. Will die SNB gegensteuern, könnte sie den Leitzins von derzeit 0,25 Prozent erneut in den negativen Bereich senken. Blick sagt, wie du dein Geld richtig organisierst.
Wie wirken Negativzinsen?
In der letzten Negativzinsphase haben die Banken ihre Konto- und Kartengebühren erhöht und die Zinsen auf Spareinlagen auf Null gesetzt. «Führen die Banken wieder Negativzinsen ein, dürften die meisten Kunden davon nicht direkt betroffen sein. Aber mit steigenden Gebühren plus der Teuerung verliert man mit dem Sparkonto garantiert Geld», sagt Karl Flubacher (48), Vorsorgeexperte beim VZ Vermögenszentrum. Bei höheren Spareinlagen gaben die Banken die Negativzinsen an die Sparer weiter. Teilweise galten dabei Freibeträge von 100’000 bis 150'000 Franken. Rechnet man dann noch die Vermögenssteuer dazu, schrumpft das Ersparte noch schneller.
Ist ein Sparkonto als Inflationsschutz überhaupt sinnvoll?
Ein Sparkonto kann den Eindruck einer falschen Sicherheit vermitteln: Historisch betrachtet halten sich Teuerung und Zinsen in etwa die Waage. «Rechnet man dann noch die Steuern auf Zinserträge, Vermögensteuer und Gebühren dazu, verliert man mit Ausnahme von relativ hohen Zinsen real Geld», so Flubacher. In den letzten Jahren konnte man sich vom Geld auf dem Konto jährlich weniger leisten. Für dieses Jahr prognostiziert die Raiffeisen eine Inflation von 0,2 Prozent. Bei der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) geht man von 0,5 Prozent aus. Für 2026 sagt die Raiffeisen 0,5 und die KOF 0,6 Prozent voraus.
Kann ich meine Ersparnisse ohne Risiko schützen?
Viele Schweizerinnen und Schweizer scheuen das Risiko und belassen ihr Geld am liebsten auf dem Sparkonto. «Viele Leute scheuen den Aufwand bei einem Wechsel. Dabei kann sich ein Vergleich der Konto- und Kartengebühren beim Lohn- und Sparkonto durchaus lohnen», so Flubacher. Die Unterschiede können sich rasch auf 200 bis 300 Franken belaufen. Trotzdem verliert man bei dieser Variante in einem Negativzinsumfeld Geld. Ein völliger Inflationsschutz ist ohne ein gewisses Risiko jedoch kaum möglich. Auch die dritte Säule hilft, zumindest einen Teil der Ersparnisse risikoarm zu schützen. 2025 kann hier der neue Maximalbetrag von 7258 Franken von den Steuern abgesetzt werden.
Welche Variante birgt das geringste Risiko?
Bei Kassenobligationen und Festgeldkonti ist das Risiko gering. Sie versprechen bei einer fixen Laufzeit einen fixen Zinsertrag. «Bei Negativzinsen sind sie aber keine wirkliche Option mehr, da die Zinsen dann gegen null tendieren», so Flubacher. Bei risikoarmen Anleihen wie Bundesanleihen fällt der Zinssatz sogar negativ aus.
Wie kann ich die Negativzinsen schlagen?
«Es gibt praktisch keine Alternative zu Aktien», so Flubacher. Dabei gebe es zwei Grundregeln: Der Anlagehorizont sollte mindestens sieben bis zehn Jahre betragen. «Wer im nächsten Jahr ein Auto kaufen will, sollte dieses Geld nicht anlegen. Kurzfristig kann ein Ereignis wie der aktuelle Zollkonflikt die Börse auf Talfahrt schicken. Das muss man aussitzen können», so Flubacher. Deshalb sei es wichtig, immer eine Reserve von einem halben Jahreslohn auf der Seite zu haben. Der zweite Punkt: Man sollte sein Geld in passiv verwaltete Anlagen stecken, beispielsweise in ETF. Dabei handelt es sich um Fonds, die einen Index wie den SMI, der die 20 grössten Schweizer Unternehmen enthält, abbilden. «Bei aktiv gemanagten Fonds sind die Kosten viel höher», sagt der Vorsorgeexperte. Zudem rät er zu einer breiten Streuung der Anlagen. Auch Edelmetalle wie Gold könne man bis maximal fünf Prozent ins Portfolio nehmen.
Was können Immobilienbesitzer machen?
Viele Banken geben die Zinssenkungen bei den Hypotheken nur teilweise weiter. Wer eine Saron-Hypothek abschliesst, kann in einer Tief- oder Negativzinsphase gegenüber einer Festhypothek Geld sparen. «Saron-Hypotheken sind dann im Vergleich deutlich günstiger», so Flubacher. Wer das Risiko von erneuten Zinsanstiegen scheut, kann auch einen Teil als Festhypothek und einen Teil als Geldmarkthypothek aufnehmen.