Darum gehts
- Die Produktion des E-Miniautos Microlino ist gefährdet
- Das Familienunternehmen erwägt eine Verlagerung nach China
- Familie Ouboter fühlt sich von der Politik benachteiligt und fordert Unterstützung
Die Schweizer Kult-Marke Micro dürfte jeder kennen. Der «Trottinett-König» Wim Ouboter (65) hat sie 1996 ins Leben gerufen. Der steile Aufstieg der Zweiräder ist eine Erfolgsgeschichte, wie man sie hierzulande gerne sieht. Nur: Mit Ouboters Vierräder Microlino haperts gewaltig: Ändert sich nichts, wird das Elektrofahrzeug wohl nicht mehr lange überleben.
Grundsätzlich läuft es beim Familienunternehmen – auch Ouboters Frau und die zwei erwachsenen Söhne arbeiten bei Micro – nicht schlecht. Über drei Millionen Scooter in 80 Ländern verkauft die Firma aus Küsnacht ZH pro Jahr. Weniger erfolgreich ist die Geschichte des Mini-E-Autos Microlino: Das Geschäft mit den Kleinstwagen ist seit der Markteinführung 2022 defizitär. Dreht der Wind nicht, sieht sich das Unternehmen gezwungen, die Produktion von Microlino einzustellen. Oder nach China zu verlagern, wie «CH Media» berichtet.
Ouboters fühlen sich benachteiligt
Als Grund prangert die Familie fehlende Unterstützung aus der Politik an – und zwar schon länger. Bereits im Oktober sagte Oliver Ouboter (30), Sohn des Unternehmenschefs, zu Blick: «Alle finden unsere Idee noch witzig, aber niemand will uns pushen.»
Konkret schade eine EU-Regulierung dem Geschäft mit den Miniautos enorm, moniert Outboter. Kleinstfahrzeuge wie der Microlino fallen in die sogenannte L7e-Kategorie. Diese profitieren weder von staatlichen Subventionen, noch von Steuervorteilen oder CO2-Gutschriften. Grösseren Stromern kommen diese Anreize hingegen zugute. Micro-Patron Ouboter droht deshalb mit einem Wegzug: «Wenn Europa nicht handelt, wird die Produktion künftig nicht mehr hier stattfinden», so der Unternehmer gegenüber «CH Media».
Auch mit der hiesigen Politik hat Ouboter ein Hühnchen zu rupfen. Derzeit werden die Microlinos im italienischen Turin produziert. Bei der Verzollung gilt der Zweisitzer als Personenwagen. Bei den Treibhausgas-Krediten allerdings nicht. «Wir werden systematisch benachteiligt», klagte der Unternehmer deshalb schon im Gespräch mit Blick.
Ist Miniauto bald «Made in China»?
Währenddessen reibt sich ein Land in Übersee bereits die Hände. China hätte Interesse signalisiert, die Fahrzeuge in einer bestehenden Fabrik zu produzieren, so Wim Ouboter. Neben halb so günstigen Produktionskosten locken bei den Chinesen auch staatliche Zuschüsse für Kleinstwagen.
Vor dem definitiven Ende des Elektroflitzers plant die Familie zuerst, den Microlino von den Erfolgstrottis zu trennen. «Dafür sind wir auf der Suche nach Investoren», verriet Wim Ouboter damals Blick. Für ihn tickt die Uhr: Finden sich keine Geldgeber, droht dem E-Auto das Aus – oder sie müssen mit ihm eben nach China auswandern.