Banknoten-Voting ohne Wirkung
Der ESC bietet mehr Transparenz als die SNB

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) lässt über die Entwürfe für die neuen Banknoten abstimmen. Was wie Mitbestimmung klingt, ist bloss ein Stimmungstest. Von Autor Claude Cueni gibts dafür Zero Points.
Publiziert: 20:05 Uhr
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Aktualisiert: 20:06 Uhr
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Sieht die neue 10er-Note so aus?
Foto: SNB

Darum gehts

  • SNB lädt zur Abstimmung über neue Banknotenentwürfe ein
  • Bevölkerung hat keinen Einfluss auf die Auswahl der Banknoten
  • 12 Vorschläge für die 10. Banknotenserie liegen vor
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Claude CueniSchriftsteller

Die Entwürfe der zehnten Banknotenserie sind da. Und die Schweizerische Nationalbank (SNB) lädt die Bevölkerung ein, über die zwölf Vorschläge abzustimmen. Ihre Stimme zählt! Überhaupt nicht.

Letztes Jahr klang das so: «Die Ergebnisse der Umfrage fliessen zusammen mit der Bewertung der Banknotenentwürfe durch einen Beirat bestehend aus Fachpersonen verschiedener Disziplinen in die Auswahl der künftigen Banknoten ein.»

Wie hoch wird das Voting gewertet?

Da ich vor einigen Wochen für den Blick einen Artikel über die Geschichte von Papiergeld geschrieben hatte, war ich neugierig zu erfahren, wie hoch das Resultat der Publikumsabstimmung gewertet wird. 50 Prozent? 25 Prozent? 

Die SNB teilte mir telefonisch mit, dass das Direktorium beschlossen habe, die Gewichtung nicht mitzuteilen. Also lag die Vermutung nahe, dass die Stimmen der Bevölkerung keinen Einfluss haben. Die SNB wiederholte sich wortreich und erklärte schliesslich, alles, was man kommunizieren wolle, stünde auf ihrer Webseite. Also war alles PR?

Bevölkerung wird für dumm verkauft

Seit heute steht auf der Homepage: «Mit Ihrer Teilnahme an der Umfrage wirken Sie bei der Auswahl der neuen Banknoten mit. Ziel der Studie ist es, herauszufinden, welche Entwürfe der Schweizer Bevölkerung besonders gut gefallen und weshalb.»

Der Eurovision Song Contest (ESC) bietet mehr Transparenz. Die SNB erlaubt sich, die Bevölkerung für dumm zu verkaufen.

Dabei wäre es gar nicht notwendig gewesen. Hätte sie von Anfang keine Mitbestimmung erwähnt, niemand hätte sich daran gestört.

Claude Cueni ist Schriftsteller und lebt in Basel. In seinem internationalen Bestseller «Das Grosse Spiel» (Heyne) schildert er das abenteuerliche Leben von John Law of Lauriston, der das Papiergeld erfand. 

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