Aus nach 60 Jahren wegen Billigblumen
Schweizer Orchideen-König sucht verzweifelt nach Käufer

Der Schweizer Orchideen-König Hanspeter Meyer verkauft sein Lebenswerk. Seine Produktion in Wangen-Brüttisellen ZH kann nicht mit den Preisen niederländischer Händler mithalten. Die Zukunft des 25’000 Quadratmeter grossen Areals ist ungewiss.
Publiziert: 16.05.2025 um 13:45 Uhr
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Aktualisiert: 16.05.2025 um 15:08 Uhr
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Hanspeter und Sabine Meyer müssen ihr Lebenswerk aufgeben.
Foto: Jean-Claude Raemy

Darum gehts

  • Die grösste Orchideenproduktion der Schweiz steht zum Verkauf
  • Die niederländische Konkurrenz drückt die Preise
  • Das klimaneutrale Unternehmen nutzt erneuerbare Energien und Regenwasser für die Produktion
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Hanspeter Meyer (59) hat genug von seinem Lebenswerk: Die grösste Orchideenproduktion der Schweiz mit Sitz in Wangen-Brüttisellen ZH steht zum Verkauf.

«Niederländische Händler produzieren Orchideen zu Preisen, bei denen wir nicht mithalten wollen», sagt der Schweizer «König der Orchideen» zu Blick. Orchideen für 5 Franken seien «viel zu billig», schon bei herkömmlichen Orchideen überstiegen allein seine Produktionskosten die 10-Franken-Marke, bei manchen mehrjährigen Sorten lägen sie noch viel höher. Dazu profitierten die niederländischen Massenproduzenten von Subventionen, während sein Unternehmen keinerlei Fördergelder erhalte. «Ich kann und will das finanzielle Risiko nicht mehr tragen.»

In Gewächshäusern mit einer Fläche von 14’000 Quadratmetern bietet er seit 2002 in zweiter Generation Hunderte Orchideensorten an, dazu Grünpflanzen und Schnickschnack. Sein Vater begann auf dem Hof des Grossvaters 1962 mit Zucht und Verkauf von Zierpflanzen.

Doch mit der Orchideenproduktion ist nun Schluss. Die Kundschaft informierte Meyer per Mail. Und den 18 Mitarbeitenden kündigte er vorsorglich. Mit einem Orchideen-Ausverkauf will er sie bis zum Ende ihrer Anstellung noch sauber auszahlen.

Verkauf gestaltet sich schwierig

Betrübt sind Meyer und seine Ehefrau Sabine, dass ihre Bemühungen um Nachhaltigkeit nicht honoriert wurden. Seit 14 Jahren ist das Unternehmen klimaneutral, deckt seinen Wasserbedarf mit Regenwasser, den Strombedarf mit einer Photovoltaikanlage und heizt mit Holzschnitzeln und einer Grundwasser-Wärmepumpe. Das werde von Konsumenten und vom Fachhandel aber nicht honoriert, er könne keine höheren Preise verlangen. Meyer bedient nebst Direktkunden auch Gärtnereien, Gartencenter, Blumenhändler und die Migros.

Weil das Geschäft mit den Orchideen immer härter wurde, sucht Meyer seit zwei Jahren einen Käufer für sein Unternehmen. Seine zwei Kinder wollen die Firma nicht übernehmen. Inzwischen hat er sogar die Erlaubnis, das Grundstück einem Nicht-Bewirtschafter zu verkaufen.

Doch der Verkauf gestaltet sich schwierig: «Unser Grundstück ist zu klein für eine Gemüsegärtnerei, aber zu gross und zu spezialisiert für einen Blumenhändler.»

Das gesamte Grundstück mit 15 Gewächshäusern, Lager, Wasserspeicher und mehr erstreckt sich über 25’000 Quadratmeter. Es liegt unweit der Schweizer Blumenbörse zwischen Hauptstrasse, Landwirtschaftsfeldern und der Zürcher-Oberland-Autobahn A 15. Weil der Boden aber in der Landwirtschaftszone liegt, ist sein Wert bescheiden. «Bis zur Umzonung in eine Bauzone wird es noch Jahre dauern», so Meyer.

Geduldige Investoren oder ein Start-up?

Bis zum 1. Juli gibt er sich noch Zeit, einen Käufer zu finden. Aktuell geht Meyer nicht davon aus, dass hier weiterhin Orchideen produziert werden.

Denkbar wäre eine Nutzung für ein Biotech-Unternehmen. Meyer ist im Austausch mit dem nahe gelegenen Innovationspark in Dübendorf ZH, bisher aber ohne Resultat. Vielleicht finde ein Start-up eine Nutzungsmöglichkeit.

Der wahrscheinlichste Fall ist wohl, dass ein Investor das Areal kauft und darauf spekuliert, dass es zur Bauzone wird. Dank der Nähe zu Zürich und zum Innovationspark könnte das einschenken – allerdings erst in einigen Jahren. Bis dahin müsste eine sinnvolle Zwischennutzung geregelt sein. Schon jetzt sind diverse Private und KMU in Meyers Gewächshäusern eingemietet, so nutzt etwa eine Zitronenzucht die vorhandene Infrastruktur.

Ob sie das künftig noch tun können, ist unklar. Ab Juni reduziert Meyer seine Öffnungszeiten und hofft, noch möglichst viele Orchideen zu verkaufen – teils zu sehr tiefen Ausverkaufspreisen. «Ob und wie wir ab 1. Juli offen haben, ist noch nicht bekannt», schliesst er. Um seine eigene Zukunft macht er sich keine Sorgen. Aber das Ende der Orchideengärtnerei Meyer löst dennoch grosse Wehmut aus.

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