Auch in der Schweiz ein Problem
Arbeiterkammer wirft Luxuskonzern Swarovski Altersdiskriminierung vor

Die Arbeiterkammer in Österreich hat einen bösen Verdacht: Beim Luxuskonzern Swarovski herrscht Altersdiskriminierung. Wie steht es um das Problem in der Schweiz? Blick hat bei den Gewerkschaften nachgefragt.
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Der Luxuskonzern Swarovski baut am Tiroler Hauptsitz 400 Stellen ab.
Foto: imago/CHROMORANGE

Darum gehts

  • Swarovski baut 400 Jobs ab, Verdacht auf Altersdiskriminierung in Österreich
  • Schweizer Unternehmen bekennen sich zur Anstellung Älterer, Umsetzung mangelhaft
  • Nur jedes fünfte Unternehmen in der Schweiz rekrutiert gezielt über 55-Jährige
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Swarovski verkauft seine Schmuckstücke weltweit – auch in der Schweiz betreibt der Luxuskonzern 18 eigene Filialen. Doch es läuft nicht gerade rund, vor allem im Kristallgeschäft hapert es. Am österreichischen Hauptsitz in Wattens werden deshalb 400 Jobs abgebaut, wie der Konzern Anfang November bekannt gab. 

Die Tiroler Arbeitskammer (AK) schaut beim Job-Kahlschlag besonders genau hin – und kommt zum Schluss: Verdacht auf Altersdiskriminierung! «Es verdichten sich die Hinweise, dass systematisch Beschäftigte über 55 Jahren gekündigt oder in Frühpension gedrängt werden sollen», so die Arbeiterkammer in der «Kronen Zeitung». Die AK ist in Österreich eine Bundeskammer, die sich für Arbeitnehmende einsetzt. 

Aktuell sucht Swarovski nach Freiwilligen, die ihr Pensum um 10 bis 15 Prozent reduzieren. Anfang 2026 soll es dann zum Abbau kommen. Altersdiskriminierung duldet die AK keinesfalls. Kommt es dennoch so weit, wird sie rechtlich dagegen vorgehen.

«Sehr aktuelles und zunehmendes Problem»

Doch wie steht es in der Schweiz um Altersdiskriminierung? Hierzulande bekennen sich zwar zwei Drittel der Firmen zur Anstellung älterer Angestellter. Doch die Realität sieht anders aus, zeigt eine Analyse des Beratungsunternehmens von Rundstedt. Gerade mal jedes fünfte Unternehmen rekrutiert tatsächlich gezielt über 55-Jährige.

Von einem «sehr aktuellen und zunehmenden Problem» spricht die Gewerkschaft Syndicom auf Anfrage von Blick. «Für Personen über 55 Jahren ist es in der Regel ausgesprochen schwierig, nach einer Entlassung wieder in den Stellenmarkt einzusteigen», so eine Sprecherin. Bei Anfragen von Arbeitnehmenden geht es dabei häufig um übergangene Beförderungen, potenziell missbräuchliche Kündigungen oder verpasste Weiterbildungen. 

Bei Massenentlassungen stellt die Gewerkschaft immer wieder fest, dass ältere Mitarbeitende eher entlassen werden als jüngere – oder es wird ihnen eine Frühpension nahegelegt. Syndicom rät Betroffenen, sich gewerkschaftlich zu organisieren und rechtliche Beratung einzuholen. 

Gemäss der Gewerkschaft Unia ist es jedoch sehr schwierig, sich juristisch gegen Altersdiskriminierung zu wehren. «Das Schweizer Arbeitsrecht kennt leider kein allgemeines Diskriminierungsverbot», bedauert ein Sprecher. Die Unia versucht deshalb, bereits in Gesamtarbeitsverträgen Bestimmungen zu verankern, um ältere Arbeitnehmende zu schützen. Dazu gehören unter anderem längere Kündigungsfristen oder Frühpensionierungslösungen. 

Swarovski schweigt

Swarovski-Angestellte in der Schweiz müssen erstmal nicht zittern, da vom Abbau bisher nur der Hauptsitz im Tiroler Wattens betroffen ist. Doch ob die Altersdiskriminierung bei Swarovski auch hierzulande ein Thema ist, wissen die Gewerkschaften nicht. Der Luxuskonzern hat sich zu den Vorwürfen weder gegenüber Blick noch gegenüber der «Kronen Zeitung» geäussert. 

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