Darum gehts
- McDonald's plant neue Filiale in Zürcher Altstadt, Anwohner protestieren
- Befürchtungen: Lärm, Littering, Geruchsbelästigung und Störung des Quartiercharakters
- Geplant: 87 Sitzplätze, 10'000 Bestellungen pro Woche, Öffnungszeiten bis 5 Uhr
Die Emotionen gehen hoch in Zürich wegen einer neuen McDonald's-Filiale, noch bevor auch nur ein Burger verkauft wurde. An bester Altstadt-Lage in der Fussgängerzone am Limmatquai 48 soll ein Restaurant auf zwei Stöcken entstehen. 87 Sitzplätze sind geplant, 14 zusätzlich draussen. Sieben Tage die Woche soll die Filiale offen sein. Täglich von 8 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts. Freitags und samstags bis 5 Uhr morgens. McDonald's rechnet mit 10'000 Bestellungen pro Woche.
Diese Zahlen machen Anwohnern, Gewerblern und Hausbesitzern Angst. Sie bündeln ihren Widerstand, nehmen sich einen Anwalt, um dem US-Burgerbrater die Suppe zu versalzen. Im Gespräch mit Blick fasst Simon Staub (56) die ärgsten Bedenken aus der Bevölkerung zusammen. «Wir befürchten sehr viel Lärm, Littering, Dreck, Abfall und Urin», sagt der Inhaber eines Studios für Art & Creative, die für die Migros das Kaffeesystem Coffee B lanciert hat und auch Kampagnen für Schweiz Tourismus oder Sanitas macht.
Angst vor grossen Kaminen auf dem Dach
«Das Projekt ist schrecklich, hier wohnen doch auch Familien mit Kindern und ältere Menschen», so der Vater zweier schulpflichtiger Kinder. Er wohnt 40 Meter vom geplanten Restaurant entfernt. Da erstaunt es nicht, dass er sich das Projekt genau anschaut. Und stutzig wird ob zweier geplanter Kamine. «Wir befürchten eine starke Geruchsbelästigung durch die beiden grossen Abluftkamine auf dem Dach!» Das nervt alle Altstadt-Bewohner mit Dachterrasse. Staub selber lebt schon seit 35 Jahren im Dörfli.
Auch die Öffnungszeiten machen den Anwohnern Bauchweh. «Die McDonald's-Kunden werden ihren Burger um 5 Uhr morgens sicher nicht flüsternd in den Gassen der Altstadt verspeisen», befürchtet er. Das würden die Probleme rund um die Filialen am Bahnhof Stadelhofen und am Hauptbahnhof Zürich zeigen. Ein Fast-Food-Lokal mit langen Öffnungszeiten und hoher Frequenz widerspreche zudem dem Charakter des Quartiers. «Die Altstadt ist kein Ort für nächtliche Fast-Food-Hotspots!»
«Wir werden auf Abfalltour gehen»
Widerstand kommt auch von vier Zürcher Zünften, die in unmittelbarer Nähe der geplanten Filiale ihre Zunfthäuser samt noblen Restaurants haben. «Wir sind auch Besitzer solcher denkmalgeschützten Häuser», sagt Christian Bretscher, Zunftmeister der Zunft zum Kämbel, zu Tele Züri.
«Wenn ich sehe, wie viel Aufwand wir betreiben müssen für kleine Änderungen, dann würde es mich wundern, wenn ein solcher Eingriff ins Quartier bewilligt würde», sagt Bretscher. Das Zunfthaus der Kämpel liegt nur ein paar Schritte vom geplanten McDonald's entfernt am Limmatquai 52. Die Küche des Restaurants Zunfthaus zur Haue ist bekannt für seine gutbürgerliche Küche.
Die Proteste bringen McDonald's nicht aus der Ruhe. «Wir werden ein guter Nachbar sein, wie in allen unseren Restaurants», verspricht Florian Goepfert, Leiter Immobilien von McDonald's Schweiz. «Wir werden auf Abfalltouren gehen, auf denen wir unseren Abfall zusammensammeln, aber auch alles, was sonst rund um das Restaurant herumliegt.» Zudem sagt Goepfert: «Wir werden am Limmatquai nicht die vollen Öffnungszeiten ausnutzen.» Man habe mit Anwohnern und Zünften einige sehr gute, konstruktive Gespräche führen können. Aber: «Ein paar wenige wollen partout nicht in den Dialog treten.»
Wie gehts nun weiter? Die Stadt Zürich wird einen Bauentscheid fällen. Den können die betroffenen Anwohner dann innert 30 Tagen anfechten. Noch wünscht sich Simon Staub, dass es gar nicht erst so weit kommt. «Wir hoffen sehr, dass die Stadt Zürich die spezifischen Gegebenheiten dieses Quartiers berücksichtigt und das Projekt in der geplanten Form nicht bewilligt wird», sagt er.