Darum gehts
- Wintereinbruch sorgt für lange Autokolonnen bei Pneuhäusern und Autogaragen
- Garagisten arbeiten länger und früher, um Nachfrage zu bewältigen
- Häpo Reifencenter montiert an Spitzentagen Winterreifen an 200 Autos
Schneefall bis ins Tal, Glatteis auf den Strassen: Nicht nur wegen der Kälte kommen Automobilisten gerade ins Schleudern. Weil viele noch auf Sommerreifen unterwegs sind, bilden sich vor Autogaragen und Pneuhäusern im Land lange Autokolonnen. «Sobald die Leute den ersten Schnee sehen, hört das Telefon bei uns nicht mehr auf zu läuten», sagt Garagist Edwin Koller (46) zu Blick. Er betreibt die Freihofgarage in Näfels GL mit rund 25 Angestellten. Ab Freitag soll es eine Woche lang kalt und schneereich werden. «In den nächsten zwei bis drei Wochen machen wir praktisch nichts anderes mehr als Pneus wechseln.»
Im Gegensatz zu den Autobesitzern sind die Garagen vorbereitet: Im Glarner Familienbetrieb bekommt jeder innerhalb kurzer Zeit einen Termin, so Chef Koller. Der Grund: «Wir motivieren unsere Stammkunden, den Pneuwechsel früher als auf den letzten Drücker durchzuführen. Und wenn es sein muss, helfen die Chefs auch beim Pneuwechseln mit.» Der Betrieb setzt dafür auf Jahresarbeitszeit: «Aktuell arbeiten wir deutliche länger und fangen auch täglich früher an mit der Arbeit.»
Mit dem Schneefall kommt die Wartezeit
Im Häpo Reifencenter in Winterthur ZH läuft der Betrieb derzeit ebenfalls heiss, wie ein Besuch vor Ort zeigt. Bis Anfang Dezember sind online nur noch wenige Termine für einen Reifenwechsel frei. Das Hauptgeschäft macht das grosse Reifencenter jedoch mit Spontanbesuchen. «Bei uns kann man einfach vorfahren und seine Reifen wechseln lassen», sagt Geschäftsleitungsmitglied Rolf Hächler (35).
Die blosse Ankündigung von Schneefall reicht bereits aus, damit die Schlange vor dem Reifencenter wieder länger wird. «An Spitzentagen montieren wir an 200 Autos die Winterreifen», so Hächler. Er versichert: «Wir lassen niemanden mit Sommerpneus in den Schnee hinausfahren. An solchen Tagen kann es am Abend auch mal eine Stunde länger dauern.»
In dieser arbeitsintensiven Zeit wird das Team durch vier bis fünf Temporäre verstärkt. Dann sind allein im Reifenservice 35 Mitarbeiter im Einsatz. Auch Hächler packt an vorderster Front an und nimmt die Kundinnen und Kunden in Empfang.
Seit Ende September 6000 Autos abgearbeitet
Dahinter in der grossen Werkstatt warten sechs Hebebühnen. Zwei Mitarbeiter bewerkstelligen einen Radwechsel in maximal 15 Minuten. Müssen die Reifen auf die Felgen aufgezogen werden, dauert es eine halbe Stunde. Jeder Ablauf im neuen Center ist optimiert. Viele Stammkunden lagern ihre Pneus in der riesigen Halle im Untergeschoss ein, in der im Herbst rund 40'000 Reifen liegen.
Sobald das Fahrzeug am Eingang registriert ist, sind die Gummisohlen im Nu oben in der Montagehalle. Seit Ende September sind rund 6000 Personenwagen mit frisch montierten Winterreifen aus dem Center gerollt.
Hächler berät einen jungen Kunden, der falsch dimensionierte Winterpneus für sein Fahrzeugmodell dabei hat. Er macht ihm einen guten Preis für neue. «Man merkt generell, dass die Kunden beim Reifenkauf stärker aufs Geld schauen», sagt er zu Blick. «Wir haben täglich Fälle von Kunden, die Winterreifen mitbringen, die so stark abgefahren sind, dass es gefährlich wird», so Hächler.
Reifen, welche die Mindestprofilhöhe nicht mehr erfüllen, werden bei Häpo nicht mehr montiert. Die liegt gesetzlich vorgeschrieben bei 1,6 Millimeter. Empfohlen wird jedoch, Winterreifen bei einer Profiltiefe von 4 Millimetern zu ersetzen.