Darum gehts
«Dummheit ist ja bekanntlich nicht strafbar», ärgert sich eine Person mit dem Kürzel Higesiy54 auf der SBB-Community-Seite über sich selber. Der Grund: Sie hat zwei Tageskarten für die gleiche Person am gleichen Tag gekauft. «Dumm gelaufen, Lehrgeld», kommentiert sie ihr Missgeschick, merkt aber noch an: «Diese Käufe sind ja alle in einer Datenbank gespeichert. Es wäre doch für die App ein Leichtes, eine kurze Abfrage zu machen und dem Kunden mitzuteilen: ‹Falsche Eingabe, Sie besitzen dieses Billett bereits.› Dies als kleine Hilfe für Knalltüten wie mich.»
Das ist nicht der einzige Eintrag auf der Community-Seite der SBB zu diesem Thema. Auch andere Personen ärgern sich darüber, dass die App sie nicht vor dem Doppelkauf warnt.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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4800 Doppelkäufe pro Monat
Auf Nachfrage des Beobachters bei der SBB-Medienstelle bestätigt Sprecherin Sabrina Schellenberg: «Es kommt bei 0,04 Prozent aller pro Monat über die SBB-Mobile-App verkauften Billette vor, dass Personen Doppelkäufe tätigen.» Das tönt zunächst nach einer kleinen Zahl. Aber jeden Monat werden laut Schellenberg über die App im Schnitt 12,5 Millionen Tickets verkauft. Das heisst, es gibt monatlich Tausende von Doppelkäufen. Um genau zu sein: 4800. Und das sind nur diejenigen, die auch effektiv beim SBB-Kundendienst mit einem Erstattungsgesuch gemeldet werden.
Das Bundesamt für Verkehr (BAV) forderte bereits Anfang 2024 eine Lösung für dieses Problem. Das zeigt die Besprechungsnotiz einer Sitzung, an der neben dem BAV auch der Branchenverband Alliance Swisspass, verschiedene Verkehrsbetriebe und die SBB anwesend waren. «Umsetzung spätestens bis Ende 2024 (kundenwirksam)», steht da.
Immer noch kein Warnhinweis
BAV-Mediensprecher Michael Müller präzisiert: Es gehe dem BAV nicht um alle Doppelkäufe, sondern spezifisch nur um diejenigen, bei denen eine Person für eine Begleitperson ein Billett kaufen will, aber versehentlich beide für sich selber löst. Die andere Person fahre dann unwissentlich ohne gültiges Ticket. Das könne zu als ungerecht wahrgenommenen Bussen führen. Diese Art von Doppelkauf betreffe nur sehr wenige Personen.
Die SBB unterscheiden nicht zwischen den verschiedenen Arten von Doppelkauf. Es gebe keine Möglichkeit, das herauszulesen, sagt Schellenberg. Ein entsprechender Warnhinweis gälte daher für alle Fälle von Doppelkäufen. Das Problem: Einen solchen Warnhinweis gibt es immer noch nicht.
Geld zurück bei Sparbilletten nur in den ersten 30 Minuten
SBB-Sprecherin Schellenberg bedauert die Verzögerung, im ersten Quartal 2026 könne man mit der neuen Warnfunktion rechnen. «Es ist geplant, dass vor dem Kauf ein Hinweis erscheint, der anzeigt, dass für dieselbe Person bereits ein Billett für dieselbe Strecke oder dieselben Zonen sowie für den entsprechenden Tag oder die entsprechende zeitliche Gültigkeit vorhanden ist.»
Bis es so weit ist, werden sich noch Tausende von Kundinnen und Kunden über doppelt gekaufte Billette ärgern. Laut Schellenberg melden sich viele umgehend nach dem Kauf beim Kundendienst, und bei «effektiven Doppelkäufen», also gleiche Person, gleiche zeitliche Gültigkeit, gleiche Strecke oder gleiche Zonen, werde der Betrag erstattet.
Allerdings gelten unterschiedliche Bedingungen: Wenn man das Billett ohne Log-in als Gast kauft, wird bei einer Rückerstattung ein Selbstbehalt von 10 Franken abgezogen. Sparbillette kann man sich gar nicht erstatten lassen. Mit Log-in erhält man den vollen Betrag zurück. Sparbillette hingegen kann man sich auch mit Log-in nur innerhalb der ersten 30 Minuten nach dem Kauf kostenlos erstatten oder umtauschen lassen.