Darum gehts
- Swisscom-Mitarbeitende sorgen sich um Jobs wegen Entwicklungszentren im Ausland
- Ältere IT-Fachkräfte fühlen sich durch Entlassungen und Frühpensionierungen unter Druck
- Altersnachteil wird ab 55 Jahren besonders gravierend
Bei der Swisscom machen sich Arbeitnehmende Sorgen wegen ihres Jobs. Das betrifft vor allem ältere IT-Fachkräfte des Telekom-Unternehmens. Diese fürchten laut «SonntagsZeitung» wegen neuer Entwicklungszentren im Ausland zunehmend um ihren Arbeitsplatz.
Die über 50-Jährigen fühlten sich durch Entlassungen, Frühpensionierungen und die IT-Standorte in Riga und Rotterdam unter Druck gesetzt, schreibt die Zeitung. Laut der Gewerkschaft Syndicom werde befürchtet, dass Swisscom dort vermehrt Stellen direkt besetze. Ursprünglich sei beabsichtigt gewesen, in diesen Zentren aufgrund des Fachkräftemangels in der Schweiz Fachkräfte ausserhalb der EU einzustellen.
Frust macht sich breit
Das Unbehagen der über 50-Jährigen bei der Swisscom ist kein Einzelfall. «Vielen älteren Arbeitnehmern macht diese Entwicklung Mühe, sie sind zunehmend frustriert. Denn sie wissen, ist der Job erst mal weg, wird es wirklich schwierig», sagt Pascal Scheiwiller (52), CEO der Outplacement-Firma von Rundstedt.
Das Problem: Zwischen dem Anspruch, länger arbeiten zu müssen wegen der demografischen Entwicklung, dem Fachkräftemangel und der Realität in den Firmen, klafft eine immer grössere Lücke. «Besonders gravierend wird der Altersnachteil ab 55», ergänzt Scheiwiller. Das kann auf Stimmung und Motivation der Mitarbeitenden schlagen.
Die Swisscom räumte den auch gegenüber der «Sonntags-Zeitung» Sorgen älterer Mitarbeitender ein, sehe jedoch kein generelles Negativbild. Man wolle IT-Fachkräfte weiterhin prioritär in der Schweiz rekrutieren und fördern. Die Gewerkschaft fordere Vorrang für Inlandstellen und ein Schweizer Wechselrecht für ausländische Mitarbeitende. Ein sozialpartnerschaftlicher Dialog sei im Gang, hiess es weiter.
Europa statt Indien
Die Verunsicherung der Swisscom-Mitarbeitenden kann Scheiwiller nachvollziehen, will diese aber nicht nur auf die Älteren beschränken. Denn von einer Auslagerung von IT-Jobs können alle betroffen sein, vor allem wenn es sich um eine Firma wie die Swisscom handle, wo IT inzwischen zum Kerngeschäft gehöre. «Tätigkeiten wie Programmieren sind standortunabhängig, da sind die Kosten das treibende Element für die Auslagerung von Jobs», so Scheiwiller.
Interessant: Drohte IT-Angestellten früher Gefahr aus Indien und weiteren sehr billigen Standorten, sitzt die Konkurrenz heute in Europa. «Gefragt sind seit einigen Jahren Standorte wie zum Beispiel Belgrad oder Lissabon. Dort sind die Kosten tiefer als in den grossen Metropolen und es gibt ein grosses Angebot an Fachkräften», so Scheiwilller. Oder eben Riga und Rotterdam, wie im Falle der Swisscom.