Mit dem Rücken zur Wand stand ABB-CEO Ulrich Spiesshofer (52) im September 2016 vor seinen Aktionären. Mehrere von ihnen, darunter die schwedische Investmentgesellschaft Cevian, bauten massiv Druck auf.
Sie forderten die Zerschlagung des Schweizer Industriekonzerns. Aus Unzufriedenheit über die schwachen Börsenresultate von ABB verlangten sie den Verkauf der Stromnetzsparte Power Grids.
Das Stromnetzgeschäft, das rund ein Drittel des ABB-Umsatzes erwirtschaftet, beliefert Energieversorger mit Transformatoren und Übertragungstechnologie. Spiesshofer hielt dem Druck jedoch stand, er liess die aktivistische Grossaktionärin Cevian und deren Mitstreiter abblitzen (BLICK berichtete).
«Wir können das Existierende fortsetzen, wir können die enormen Chancen der Digitalisierung auch in den Stromnetzen mit voller Kraft vorantreiben», sagte Spiesshofer im Oktober.
Wachstum dank Stromnetz-Geschäft
Jetzt geben ihm die Zahlen recht: Im vierten Quartal betrug das Auftragsplus der Stromnetzsparte 15 Prozent, der Umsatzzuwachs vier Prozent. «Dank der starken Performance der Division Stromnetze sind wir im vierten Quartal trotz des schwierigen Marktumfelds gewachsen», schreibt Spiesshofer im Kurznachrichtendienst Twitter.
Weiter spricht der ABB-CEO von einem «grossen Interesse in diesem Bereich» und von «Wachstumsdynamik». Offenbar nicht ohne eine gewisse Genugtuung in Richtung der Grossaktionäre.
Damit nicht genug: Im gleichen Stil geht es auch in diesem Jahr weiter. Drei Grossaufträge im Wert von 815 Millionen Franken verbuchte ABB im zurückliegenden Januar in nur einer Woche. Alle drei Aufträge zog die Stromnetzsparte an Land, die der schwedische Grossaktionär abspalten wollte.
Transformation weit fortgeschritten
Wie Ulrich Spiesshofer heute Mittwoch in einem Video-Interview ausführt, ist ABB in der Transformation der Stromnetzsparte weit fortgeschritten. Das gelte für das gesamte Unternehmen. Er spricht von «beträchtlichen Fortschritten bei der Transformation von ABB zu einem kundenorientierteren, schlankeren Vorreiter der industriellen Digitalisierung».
Sein Blick auf das laufende Jahr ist gewohnt zurückhaltend. Für eine präzise Prognose seien die Märkte zu unsicher. Die gute Performance des Stromnetzgeschäfts dürfte ihm aber zumindest kurzfristig widerspenstige Grossaktionäre vom Leibe halten.