Die schwedische Presse nennt ihn «Schlächter». Sich an Firmen anschleichen, Forderungen stellen, abkassieren. Das ist das tägliche Brot von Christer Gardell (56).
Zusammen mit seinem in Pfäffikon SZ stationierten Partner Lars Förberg (51) verbuchte der Investor mit dem Rezept einige Erfolge. Ihr Hedge-Fund Cevian kassierte bei britischen und skandinavischen Firmen tüchtig ab.
In den letzten Jahren aber lahmt die Finanz-Heuschrecke. Bei den deutschen Unternehmen Thyssen Krupp und Bilfinger hat Cevian die eigenen Renditeziele weit verfehlt.
Umso aggressiver rückt Gardell nun ABB auf die Pelle: Letztes Jahr kaufte er mit Cevian sechs Prozent beim Schweizer Industriegiganten ein. Und führt sich auf, als sei er Herr im Haus. Gardell fordert, dass sich ABB vom Stromnetzgeschäft trennt.
Das ist die grösste und traditionsreichste Division von ABB. Für die Zukunft ist sie zentral: Intelligente Stromnetze spielen bei Solar- und Windstrom eine Schlüsselrolle. Gardell ist das egal. Er behauptet, durch die Abspaltung werde der Preis für die ABB-Aktie von 22 auf 35 Franken steigen. Aktienanalysten von Banken zweifeln an der Rechnung.
ABB-Chef Ulrich Spiesshofer (52) hat sich bisher um eine klare Antwort an Cevian gedrückt. Vor einem Jahr kündigte er an, der Verkauf werde geprüft. Am nächsten Dienstag wird er bekannt geben, ob ABB auch in Zukunft auf Stromnetze setzt oder nicht.
Dass ABB den Forderungen von Cevian folgt, glaubt kaum jemand. Viel eher wird Spiesshofer ABB noch weiter in Richtung Digitalisierung trimmen.
Der Aktienkurs stieg seit Anfang Jahr um mehr als ein Viertel – der Spitzenwert im Leitindex SMI. Was zeigt: ABB braucht keinen schwedischen Schlächter, um erfolgreich zu sein.