«Es gab respektlose Aussagen»
Schweizer Skisprung-Pionierin zur Kilo-Diskussion

Nach dem Olympia-Rückzug von Skispringerin Maren Lundby aus Gewichts-Gründen spricht eine Klartext, die es wissen muss: Die Schweizerin Bigna Gruber, einst selber Weltcup-Skispringerin. Sie sagt: «Das Gewicht war bei uns immer ein Thema».
Publiziert: 13.10.2021 um 16:27 Uhr
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Flog bis 2014 im Weltcup mit: Bigna Windmüller.
Foto: freshfocus
Emanuel Gisi

Der Olympia-Rückzug von Skisprung-Star Maren Lundby (27) schlägt weiter hohe Wellen. Die Norwegerin hatte erklärt, diese Saison nicht anzutreten und damit auch darauf zu verzichten, im Februar in Peking ihre Goldmedaille zu verteidigen. Der Grund: Ihr Körper habe sich verändert. «Ich habe im Moment ein paar Kilo zu viel, um in die Weltspitze zu springen», sagte sie dem Sender «NRK». «Und ich bin nicht bereit, verrückte Dinge zu tun, um dies zu ändern.»

Ein Thema, bei dem die Schweizer Ex-Skispringerin Bigna Gruber (30), früher unter ihrem ledigen Namen als Bigna Windmüller im Weltcup im Einsatz, sofort aufhorcht. «Das Gewicht war bei uns immer auch ein Thema», sagt die Olympia-Teilnehmerin von Sotschi 2014. Der Druck, dem die Athletinnen ausgesetzt sind, sei gross. «Sprüche wie ‹Stein fliegt nicht› oder ähnliche Anspielungen auf das Gewicht sind gefallen. Aussagen, die teils auch respektlos waren. Es ist ja nicht so, dass man alles beeinflussen kann. Genetik und weitere biologische Faktoren sind, wie sie sind», sagt Gruber, die heute als Primarlehrerin arbeitet. «Die Frage ist, wie man damit umgeht und was man sich gefallen lässt. Darum ziehe ich den Hut vor Maren, dass sie es so durchzieht, wie es für sie stimmt. Ich finde ihre Entscheidung extrem gut.»

Der Rückzug von Maren Lundby «hat Vorbildcharakter»

Gruber hofft auch darauf, dass sich die eine oder andere Nachwuchs-Skispringerin durch Lundbys Entscheidung darin bestärkt fühlt, auf den eigenen Körper zu hören. «Dieser Rückzug hat sicher einen Effekt», sagt sie. «Das hat Vorbildcharakter und ich hoffe, dass sich möglichst viele junge Frauen im Spitzen-Nachwuchs trauen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.»

Wenig begeistert reagiert sie dagegen auf die Kommentare von Norwegens Spitzen-Langläufer Emil Iversen. Der hatte Lundby zuletzt hart angegangen. «Das geht ihn überhaupt nichts an», so Gruber. «Er hätte besser geschwiegen.» Das scheint Iversen mittlerweile ähnlich zu sehen: Er hat sich diese Woche entschuldigt.

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