Auftakt-Sieg im Eiltempo
Federer ist schon fast wieder der Alte
Roger Federer (39) steigt optimal in die French Open ein. 6:2, 6:4, 6:3 gegen Denis Istomin (ATP 204) – ein Spaziergang zu Selbstvertrauen, Standortbestimmung und Runde 2.
Publiziert: 31.05.2021 um 18:20 Uhr
|
Aktualisiert: 01.06.2021 um 07:24 Uhr
Sieg im Eiltempo gegen Istomin:Die Highlights des Federer-Auftakts an den French Open
Ist Denis Istomin ein idealer Startgegner für Roger Federer, um auf den Pariser Sandplätzen den Tritt zu finden? Antwort: Er ist. Der 34-jährige Usbeke ist nicht nur auf dem Papier ein schlagbarer Gegner – er ist nur noch die Nummer 204 der Welt, seine zwei Turniersiege, die er auf schnellen Belägen schaffte, liegen schon eine Weile zurück und er verlor sämtliche sieben Duelle gegen den Schweizer (allerdings standen sich die beiden noch nie auf Sand gegenüber).
Federer gewinnt in drei Sätzen. Wo steht sein Spiel jetzt? Der Maestro nach dem Spiel zu den Medien: «Es tut sehr gut, wieder mal gewonnen zu haben, denn die Trainings habe ich satt. Ich denke, ich war in den letzten vier, fünf Tagen schon ziemlich selbstsicher.»
Es galt zu berücksichtigen, dass Qualifikant Istomin in seinen drei Matches der Vorrunde nur einen Satz abgegeben hat und entsprechend eingespielt sein würde. Aber das scheint Federer keinen Eindruck zu machen.
«Telefoniere täglich mit der Familie»
Von Beginn weg ist die Weltnummer 8 am Drücker. Der 39-Jährige zeigt keine Anzeichen von Unsicherheit, obwohl ein paar Fragezeichen zu seiner Match-Form sicherlich noch da sind. Und Istomin hilft brav mit. Gleich im ersten Aufschlag-Game macht der 1,88m-grosse Rechtshänder zwei Doppelfehler. Federer krallt sich das Break, doppelt zum 5:2 nach.
Seinen eigenen Service zieht er sauber durch, streut nur wenige Grundlinienbälle ins Aus, dafür zauberhafte Stopps ein, die der eher träge Gegner nur selten erläuft. Nach nicht ganz 25 Minuten hat er den ersten Satz 6:2 im Sack.
Federer fast wieder wie in alten Zeiten? Sowieso nicht ganz ohne seine Familie. Nach der Partie sagt er: «Schade, dass sie nicht da ist – das macht einen Unterschied für meinen Tagesablauf. Und leider ist es ja auch noch nicht sicher, wie es in WImbledon sein wird. Ja, es ist schon sehr viel weniger Familie als sonst, aber daran darf ich jetzt nicht ständig denken. Immerhin telefonieren wir täglich.»
Erster Sand-Sieg seit Comeback
Der zweite Durchgang läuft ganz ähnlich. Ein frühes Break, Federer, der sich ausgezeichnet bewegt, bleibt lupenrein bei seinen Servicegames – 6:4 nach 33 Minuten. Noch ein Satz fehlt dem 39-Jährigen auf dem Weg zum so wichtigen ersten Sieg auf Sand seit dem Comeback nach über einjähriger Pause.
In Genf blieb ihm dieser noch verwehrt – Roger verlor am Heimturnier gegen Pablo Andujar, der – nebenbei bemerkt – am Sonntag in Paris keinen Geringeren als den zweifachen Roland-Garros-Finalisten Dominic Thiem schlagen konnte.
Was war der Unterschied zum Heimturnier? «Es war ein anderer Gegner, eine andere Situation, Genf liegt höher, hier wird Best-of-5 gespielt – all das musst du berücksichtigen. Aber alles in allem fühlte ich mich viel besser und komfortabler, auch in den Bewegungen.»
Alle Aufschläge durchgebracht
Bei seinem ersten Grand-Slam-Turnier nach eineinhalb Jahren klappt es reibungslos. Zwei Breaks – eines zum 4:3, eines zum Matchgewinn (6:3) – reichen Federer, um in eineinhalb Stunden (1:33) in die zweite Runde einzuziehen. «Nach den vielen Trainings freue ich mich extrem, endlich wieder Matches spielen zu können», sagt Federer, der sichtlich Spass an seinem heutigen Auftritt hatte.
Und er bestätigt wenig überraschend nach seinem achten Sieg über Istomin: «Ich mag es, gegen ihn zu spielen.» Und wie: Keinen einzigen Breakball musste er abwehren.
Ein perfektes Match, um Selbstvertrauen zu tanken, zu wissen, wo er steht und dass es doch noch klappt. In dieser Form muss darf Roger voller Zuversicht in seine zweite Runde gegen den Kroaten Marin Cilic (ATP 47). Über die Partie mit dem Kroaten sagt er: «Ich sah ihn im letzten Jahr nicht spielen, er scheint ein paar Probleme zu haben... Aber der alte Cilic haut dir die Bälle um die Ohren, da ist es schwierig aggressiv zu bleiben und ihn sein Spiel nicht spielen zu lassen. So oder so ist es eine Freude für mich, gegen ihn zu spielen.»