Der 23. Juni 2019 hätte in die Schweizer Tennis-Geschichte eingehen können. Am frühen Nachmittag machte Roger Federer (37) beim ATP-Turnier in Halle das Stängeli perfekt, Belinda Bencic hätte am späten Nachmittag mit einem Sieg in Mallorca nachziehen können.
Und sie ist nahe dran, sehr nahe! Beim Stand von 7:6, 5:4 hat Bencic drei Championship-Bälle auf dem Racket – und vergibt sie alle! Die Entscheidung fällt in Durchgang 3. Dort behält Sofia Kenin (WTA 30) das bessere Ende für sich.
Gegenüber Halle für die Männer, ist Mallorca für die Frauen ein Feld-Wald-und-Wiesen-Turnier. Mini-Stadion, wenige Zuschauer, unebener Rasen, kein Hawkeye. Bencic regt sich darüber mehr auf, als sie sich um ihre Gegnerin kümmert. Gegen die 20-jährige in Russland geborene US-Lady verpasst die zwei Jahre ältere Schweizerin dadurch ihren vierten Turnier-Sieg auf der WTA-Tour. Es wäre nach Dubai in dieser Saison bereits der zweite gewesen.
Mehr als mit ihrem Tennis dominiert Belinda den Final mit ihren Launen. Ein Wutausbruch im ersten Satz nach einem Zwischenruf von der Tribüne, macht sie im Kopf wieder frei, gewinnt danach vier Games in Serie und entscheidet das Tiebreak klar 7:2.
Im zweiten Satz lässt Belinda den Ärger am Stuhlschiedsrichter aus, nachdem dieser einen Ball von Kenin im Unterschied zur Schweizerin auf der Linie sieht. Dieses Tiebreak verliert Bencic 5:7. Im Dritten geht es ähnlich weiter, bis Kenin mit 6:4 dem Theater nach über zwei Stunden ein Ende setzt.
Und noch etwas: Mit ihrem Turniersieg in Birmingham, löst French-Open-Siegerin Ashley Barty (Aus) ab Montag Naomi Osaka (Jap) als WTA-Nummer-1 ab.