Der Mann schreibt weiter an seiner Legende!
Roger Federer ist auch im Tennis-Rentenalter von 37 Jahren noch immer für neue Rekorde gut. An diesem prächtigen Sommertag in Deutschland triumphiert er in Halle bereits zum 10. Mal. 16 Jahre nach seinem ersten Turniersieg über Nicolas Kiefer macht er mit einem 7:6, 6:1-Sieg über Goffin das Halle-Stängeli voll.
Es ist dies schon Federers 102. Turnier-Sieg der Karriere. Somit fehlen dem Schweizer nur noch 7 Triumphe bis zur ultimativen Bestmarke von Jimmy Connors (109).
«Das sind keine normalen Zahlen!», konstatiert Federer nach dem Final-Erfolg gegenüber SRF. «Diese Momente gilt es zu geniessen. Das mache ich heute, morgen und übermorgen.»
In der westfälischen Mittagshitze ist Federer auch im Final glänzend aufgelegt. Den ersten Test seines Gegners David Goffin besteht er mit Bravour. In Game 5 wehrt er erst drei Breakbälle in Serie ab, dann erwischt er den Belgier mit einem überragenden Stoppball, tütet die 3:2-Führung nach 0:40-Rückstand doch noch ein. Auf den ausverkauften Rängen huldigen ihm die deutschen Tennis-Aficionados mit ersten Begeisterungsstürmen.
Goffin allerdings erweist sich als zäher Gegner. Er zaubert in der Defensive teilweise wie ein Rafa Nadal, gesteht dem Maestro im Startsatz keinen Breakball zu. Doch als es wirklich zählt – im Tiebreak – zittert dem Belgier das Händchen. Federer legt unter Druck die gewohnte Schippe oben drauf, zwingt Goffin zu Fehlern und fährt die Kurzentscheidung überlegen mit 7:2 zu seinen Gunsten ein.
Jetzt läuft der Federer-Express! Kaum hat der zweite Satz angefangen, kriegt der Schweizer seine ersten Breakbälle. Und beim dritten Versuch klappts! Wobei: Goffin schenkt Roger den Servicedurchbruch zum 1:0 im zweiten Satz quasi, leistet sich bei Deuce doch tatsächlich einen doppelten Doppelfehler!
Federer: «Goffin war in den ersten zehn Games besser. Ich wusste, ich muss ruhig bleiben. Ich habe daran geglaubt, dass sich das Spiel dreht und so ist es dann gekommen.»
Die Luft beim Belgier ist nun bereits draussen. Während er Fehler an Fehler reiht, zieht Roger gnadenlos durch, überlässt Goffin nur noch ein Game und kürt sich nach knappen Erfolgen über Tsonga (Achtelfinal) und Bautista Agut (Viertelfinal) zum dominanten Turniersieger.
Jetzt steht Wimbledon an!
Wie gehts weiter? Nach seinem Stängeli in Halle ist Federer zusammen mit Novak Djokovic der Mann, den es beim in acht Tagen beginnenden Grand-Slam-Turnier in Wimbledon zu schlagen gilt. Dank seinem Turniersieg in Westfalen fungiert der Schweizer beim Rasen-Highlight in Süd-West-London zudem als Nummer 2 der Setzliste. Heisst: Erst im Final könnte der Maestro auf Tableau-Kopf und Titelverteidiger Nole treffen. Kurzum: Die Sause in Wimbledon ist angerichtet!
Federer blickt guten Mutes in Richtung Rasen-Highlight des Jahres: «Das ist perfekt. Wenn ich in Halle gewinne, spiele ich normalerweise sehr gut in Wimbledon.»
Übrigens: Gewinnt Belinda Bencic ihren Final beim WTA-Turnier in Mallorca gegen Sofia Kenin (USA, WTA 30) ab 16.30 Uhr, triumphieren heute zwei Schweizer bei zwei Rasen-Turnieren. Der 23. Juni könnte ein historischer Schweizer Tennis-Tag werden.