Spieler drohen Jahrzehnte hinter Gitter
Gleich mehrere Wett-Skandale erschüttern Top-Ligen weltweit

Wettskandale sind im Sport leider nichts Neues. Dennoch fällt auf, dass zurzeit erstaunlich viele Geschichten für Schlagzeilen sorgen. Sowohl der US-Sport als auch der türkische Fussball sind betroffen.
Publiziert: 15:38 Uhr
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Aktualisiert: vor 54 Minuten
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Die NBA wird derzeit von einem Wettskandal heimgesucht. Miamis Terry Rozier (l.) wurde zum Beispiel festgenommen.
Foto: Anadolu via Getty Images

Darum gehts

  • Wettskandale häufen sich, betroffen sind NBA, MLB, UFC und der türkische Fussball
  • In der Türkei wurden über 1100 Spieler und Schiedsrichter suspendiert
  • Auch ein aktueller Nationalspieler ist von den Sperren betroffen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Carlo SteinerRedaktor Sport

Glücksspiel ist im Sport allgegenwärtig. Allein der Blick in die englische Premier League zeigt: Über die Hälfte der Klubs trägt einen Wettanbieter prominent als Sponsor auf der Brust. Sie alle werben mit dem Nervenkitzel und der Chance auf den ganz grossen Gewinn.

In diesen Tagen sorgen aber die unschönen Seiten des Sportwetten-Geschäfts für Schlagzeilen – und zwar gleich in mehreren Ländern und unterschiedlichsten Sportarten.

US-Spielern drohen jahrzehntelange Strafen

In den USA ermittelt derzeit das FBI wegen illegalen Glücksspiels in der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt. 34 Personen wurden Ende Oktober festgenommen. Darunter auch Chauncey Billups (49), Trainer der Portland Trail Blazers, Terry Rozier (31), Spieler der Miami Heat und Damon Jones (49), ein ehemaliger Spieler.

Während sich die Vorwürfe gegen Billups auf Betrug bei illegalen Pokerspielen beziehen sollen, haben Letztere möglicherweise tatsächlich NBA-Matches manipuliert. Rozier und Jones sollen beispielsweise relevante Insider-Informationen über Spieler an Wettbetrüger weitergegeben haben. Staatsanwalt Joseph Nocella spricht von «einem der dreistesten Korruptionsskandale im Sport seit der weitgehenden Legalisierung von Online-Sportwetten in den USA».

Auch die MLB, die nordamerikanische Baseball-Liga, wird gerade von einem Betrugsskandal erschüttert. Anfang November wurden zwei Profis angeklagt. Emmanuel Clase (27) und Luis Ortiz (26), zwei Pitcher der Cleveland Guardians, werden beschuldigt, für Geld gezielt Spiele mit schlechten Leistungen verfälscht zu haben. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, könnten drastische Strafen ausgesprochen werden. US-Berichten zufolge stehen bis zu 65 Jahre hinter Gitter im Raum.

Und auch der Kampfsport ist in diesen Tagen in den Wettsumpf geraten. Jüngst machten Berichte die Runde, wonach wegen Wetten auch bei Kämpfen der grössten MMA-Organisation (Mixed Martial Arts) UFC systematisch manipuliert wurde. Über 100 Kämpfe eher unbekannter Kämpfer sollen betroffen sein. Neben Athleten werden auch Schiedsrichter des Betrugs verdächtigt.

Neue Wett-Formen machen Betrug einfacher

Ein immer grösseres Ausmass nimmt auch der Wettskandal im türkischen Fussball an. Nachdem der Verband (TTF) Ende Oktober bereits 149 Schiedsrichter gesperrt hat, weil diese im grossen Stil Sportwetten betrieben, wurden nun gleich 1024 Spieler suspendiert. Zudem wurden acht Verdächtige verhaftet – laut der Nachrichtenagentur Anadolu auch der Präsident des Süper-Lig-Klubs Eyüpspor. 

Unter den Suspendierten befinden sich 27 Erstliga-Spieler – darunter auch je zwei Profis der Istanbuler Top-Klubs Galatasaray (Eren Elmali und Metehan Baltaci) und Besiktas (Ersin Destanoglu und Necip Uyasal). Eren Elmali (25, 20 Länderspiele) wurde im Zuge der Suspendierung auch aus dem Kader der türkischen Nationalmannschaft gestrichen. Während die Süper Lig den Spielbetrieb fortsetzt, wurden die zweite und dritte Liga für zwei Wochen ausgesetzt. 

Dem grossen Wett-Boom im Sport werden all diese Skandale aber kaum einen Abbruch tun. Genaue Zahlen zum Finanzvolumen von Sportwetten sind zwar schwer schätzbar – nicht zuletzt, weil viele Wetten über illegale Wege platziert werden.

Chris Eaton, der von 2012 bis 2017 Vorsitzender des ICSS (International Center for Sport Security) war, schätzte, dass auf jedes einzelne Premier-League-Spiel im Schnitt etwa eine Milliarde Franken gesetzt werden – rund 80 Prozent davon illegal. Hinzukommt, dass auf immer mehr Sportarten und teils ganz spezifische Ereignisse gewettet werden kann, was die Manipulation vereinfacht.

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