In den USA ist die Diskussion über einen möglichen Boykott der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking in vollem Gang.
In einem Interview von «CNN» wird nun auch Ski-Superstar Mikaela Shiffrin mit den Vorwürfen der Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland China konfrontiert. Bei der Amerikanerin war die Lust auf Olympia auch schon grösser, wie sie offen sagt: «Das Schlimmste ist, dass es nicht nur Anschuldigungen sind. Es gibt dafür Beweise in verschiedenen Ländern, in denen die Spiele zuletzt durchgeführt wurden.» Schon rund um Peking 2008 und Sotschi 2014 kritisierten Menschenrechtsorganisationen die Lage in den jeweiligen Ländern.
Nun wägt Shiffrin für sich die Vor- und Nachteile einer Teilnahme in Peking ab: «Es sollte ein globaler Anlass sein für alle Länder, nicht nur die grossen Sport-Nationen. Die Olympischen Spiele sind ein riesiges Ziel, das man nicht verpassen will. Aber du willst nicht in der Position sein, zwischen Moral und Job wählen zu müssen. Schliesslich bereiten wir damit vielen Leuten Hoffnung in einer schwierigen Zeit. Es ist hart, die Balance zu finden.»
Die zweifache Olympiasiegerin findet, bei der Vergabe der Spiele müsse ein Umdenken stattfinden: «Die Entscheide, die das IOC fällt, sind sicher nicht einfach. Aber es macht den Anschein, als ob sie sich mehr Gedanken zu den Austragungsorten machen müssten. Insbesondere, weil der Event die Welt zusammenbringen und Hoffnung schaffen soll.»
Republikaner fordern US-Boykott
In Shiffrins Heimatland USA fordern vor allem Vertreter der Republikanischen Partei aufgrund der Menschenrechtsverletzungen in China einen Boykott. «Das kommunistische China ist heute ganz offensichtlich gefährlicher als es Nazi-Deutschland im Jahr 1936 war», behauptete Nikki Haley, die unter Donald Trump die USA als Uno-Botschafterin vertrat.
Eine Million gefangene Uiguren, die Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong – auch für den republikanischen Abgeordneten Michael Waltz gibt es genügend Gründe gegen Olympische Spiele in China. «Entweder verlegt das IOC die Spiele oder wir müssen sie boykottieren», sagt er zu «Fox News».
Jen Psaki, Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, erklärt, noch sei keine Entscheidung über einen Boykott gefallen. Und sowieso sei dafür das Nationale Olympische Komitee zuständig. Dort steht man einem Olympia-Verzicht kritisch gegenüber und spielt den Ball zurück an die Politik: «Wir sind der Meinung, dass es effizienter wäre, wenn die Regierungen dieser Welt und China direkt miteinander über Menschenrechte und geopolitische Fragen sprechen würden». (cmü)