Odermatt und Co. erleben in Nordamerika ein Trainings-Fiasko
«Das bringt uns beim besten Willen nichts»

Während die Schweizer Frauen-Coaches wegen Lara Gut-Behrami mit Sorgenfalten durch Copper Mountain marschieren, kommt die Trainingsgruppe von Marco Odermatt im Colorado-Camp buchstäblich zu kurz.
Publiziert: 21:02 Uhr
|
Aktualisiert: vor 24 Minuten
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/6
Die Bedingungen rund um die Talstation von Copper Mountain lassen die Herzen der Skirennfahrer nicht wirklich höher schlagen.
Foto: Sven Thomann

Der Schweizer Erfolgstrainer Helmut Krug ist nach eineinhalb Wochen Training in Copper Mountain (USA) sichtlich genervt. Nein, das liegt nicht an seinen Schützlingen. Es sind die Pisten, welche dem gebürtigen Tiroler die Laune vermiesen. «Wir müssen hier auf einer Strecke Abfahrt trainieren, welche aus sechs Gleitkurven besteht. Das ist weit weg von dem, was wir zur Vorbereitung von einer so anspruchsvollen Abfahrt wie in Beaver Creek benötigen.»

Der vierfache Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt (28) pflichtet seinem Übungsleiter bei: «Wir benötigen für eine Abfahrt auf dieser Piste gerade mal 28 Sekunden. Davon gehen rund zehn Sekunden für Stockstösse und Schlittschuhschritte drauf. Das bringt uns im Hinblick zu den Rennen auf der Birds of Prey beim besten Willen nichts.»

«Ein bisschen viel auf einmal»

Einen Trost haben die Schweizer. Die internationale Konkurrenz weilt derzeit geschlossen in Copper Mountain und finden hier auch nicht die besseren Trainingsbedingungen vor. Aber was ist derzeit das Problem in der Ski-Station in Colorado, welche noch im letzten Jahr von den meisten Insidern als bestes Alpin-Trainingszentrum der Welt bezeichnet wurde?

«Es ist ein bisschen viel auf einmal zusammen gekommen», sagt Odermatt im Gespräch mit Blick. «Es war hier in den ersten November-Wochen viel wärmer als normal, die Schneelage war entsprechend dünn.» Und weil in Copper Mountain in der kommenden Woche vier Weltcuprennen (Riesen- und Slalom der Frauen, Super-G und Riesenslalom der Männer) auf dem Programm stehen, konnte auf der Vorzeige-Piste von Copper Mountain kaum trainiert werden, weil diese mit grosser Sorgfalt für das Weltcup-Spektakel präpariert wird. Somit mussten sich Odermatt und Co. zuletzt mit kleinen Pistenabschnitten begnügen.

Gefahr für die unerfahrenen Athleten

Für die Schweizer Speed-Stars um Weltmeister Franjo von Allmen (24) und WM-Bronze-Gewinner Alexis Monney (25) dürfte der Trainings-Flop von Copper Mountain im Hinblick auf die erste Abfahrt im Olympia-Winter kein grosses Problem darstellen, weil sie im August und im Oktober bei besten Bedingungen in Zermatt Abfahrt trainieren konnten. Dazwischen hatten unsere Abfahrer einen sehr guten Trainingsblock in Chile.

In Südamerika hatte zwar auch Odermatt sehr gute Speed-Trainings absolviert, aber ab Mitte September hat sich der Nidwaldner bis zu seinem Triumph am 26. Oktober voll auf den Riesenslalom in Sölden fokussiert. «Mein letztes richtiges Abfahrtstraining habe ich in der zweiten Septemberwoche in Chile absolviert. Darum wäre es für mich schon wichtig gewesen, wenn ich in Copper noch ein paar richtig gute Abfahrts-Tage gehabt hätte.»

Im selben Atemzug macht der Ausnahmeathlet aber deutlich, «dass ich mir bei den zwei Abfahrten in Beaver Creek dennoch einiges zutraue.» Odermatt macht sich aber Sorgen um die Athleten, die mit sehr viel weniger Routine nach Beaver Creek reisen werden. «Mit Ausnahme von unserer Abfahrts-Gruppe hat international betrachtet seit den Südamerika-Trainings niemand richtig Abfahrt trainiert. Die erfahrenen Athleten dürften damit umgehen können, aber für junge, unerfahrene Athleten könnte das auf der Birds of Prey zu einem gefährlichen Problem werden.»

Austria-Coach packt den Spruch des Tages aus

Österreichs Abfahrtschef Andi Evers heitert diese triste Situation mit Galgenhumor auf. «Wir fahren auf unserer Trainingsstrecke länger als 28 Sekunden. Aber nicht, weil wir in Copper eine längere Strecke gefunden haben, sondern weil wir langsamer als die Schweizer sind», meint der Salzburger augenzwinkernd ..

«Vor 5 Jahren habe ich mit einem Renn-Tagebuch begonnen»
1:57
Marco Odermatt:«Vor 5 Jahren habe ich mit einem Renn-Tagebuch begonnen»

.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen