Auf einen Blick
- Wendy Holdener verpasst Podest, zeigt aber starke Leistung in Gurgl
- Neuer Coach Jörg Roten organisiert spezielles Training mit norwegischen Männern
- Mutter Daniela wurde es vor Jubeln schwarz vor Augen
Sich nerven und sich gleichzeitig freuen? Ja, das geht – zumindest im Fall von Wendy Holdener (31). Mit Platz 4 verpasst sie, die Dauer-Podesfahrerin im Slalom (35 Mal in den Top 3), das Gurgl-Stockerl um nur 18 Hundertstel. «Das wurmt mich schon», sagt sie. Aber eben: Verbittert wirkt Holdener nicht, vielmehr lächelt sie. «Das war eine Befreiung», ergänzt sie.
Was die Schwyzerin meint, ist klar: Die ersten zwei Rennen der Saison gingen in die Hose – die Plätze 25 und 16 waren schwach, aber auch erklärbar. Schliesslich kam sie zurück von einer Operation am linken Sprunggelenk, verlor im Februar ihren geliebten Bruder und Manager Kevin (✝34) und hat mit Jörg Roten einen neuen Coach. Viele Dinge, die sie zuerst verarbeiten musste. Und damit Mühe hatte. «Es war eine ziemliche Unruhe in mir. Vieles ist für mich halt noch nicht normal», sagt sie.
Dann kam Gurgl. Und Roten griff für seine Athletin in die Trickkiste. Weil Holdener unbedingt am Freitag noch einmal im Steilen trainieren wollte, dies aber vor Ort nicht möglich war, liess der ehemalige Kristoffersen-Coach seine Kontakte spielen. Er fuhr mit Holdener ins 15 Minuten entfernte Sölden, um dort auf dem Gletscher mit den norwegischen Männern zu trainieren. Roten: «Wir mussten 30 Zentimeter Neuschnee wegschaufeln, aber es hat sich gelohnt.»
Daniela Holdener: «Ganze wichtig für Wendy»
Zwar schlief Holdener vor dem Rennen wie schon in den Rennen zuvor nicht gut, sie hatte aber mehr Energie als zuletzt. Und zeigte ihre Klasse. Der erste Lauf war eine Auferstehung: Platz 2, nur 13 Hundertstel Rückstand auf Ski-Königin Mikaela Shiffrin (29, USA). Auf der Tribüne fieberte und jubelte Mutter Daniela nach der Zielüberquerung so fest, dass ihr kurzfristig schwarz vor Augen wurde. «Egal, was im zweiten Lauf noch passiert: Das war ganz wichtig für Wendy», sagte sie danach zu Blick.
Der Rest ist Geschichte. Holdener fiel noch auf Rang vier zurück, ist aber zurück in der Weltspitze. «Meine Familie weiss, wie ich ticke. Auch für sie sind es viele Emotionen und wie für mich eine grosse Erleichterung», sagt sie glücklich. Und Roten? Der Coach blickt bereits voraus: «Es liegt noch mehr drin.»