«Ein Teil meiner Kindheit ist hier verbrannt»
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Bruno Kernen getroffen:«Ein Teil meiner Kindheit ist hier verbrannt»

«Es hat mir schier das Herz zerrissen»
Elternhaus durch Brand zerstört – Skilegende Kernen leidet mit Papa

Abfahrtslegende Bruno Kernen hat zu Beginn dieser Woche eine Nachricht erhalten, die ihm richtig wehtut. Das Zentrum seiner Jugend ist vom Feuer regelrecht gefressen worden.
Publiziert: 12:45 Uhr
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Aktualisiert: 12:48 Uhr
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Ein desaströser Anblick: Bruno Kernen steht vor der Asche seiner Kindheit, sein Elternhaus ist abgebrannt.
Foto: STEFAN BOHRER

Darum gehts

  • Bruno Kernens Elternhaus wurde durch einen Brand zerstört – Kernen ist traurig
  • Vater Franz investierte viel in Renovierung des historischen Bauernhauses
  • Kernen gewann in der Abfahrt Olympiabronze und WM-Gold
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Bruno Kernen (53) ist traurig. Der einstige Abfahrtsweltmeister steht in Reutigen BE an dem Platz, welcher für ihn in seiner Kindheit einem kleinen Paradies gleichgekommen ist. Seit zwei Tagen sieht es hier aus wie im Vorhof zur Hölle.

Kernens Elternhaus ist am Montag durch einen Brand zerstört worden. «Es hat mir schier das Herz zerrissen, als mir mein Vater am Telefon erzählt hat, dass unser Haus abgebrannt ist», sagt er zu Blick. Die Brandursache ist bislang ungeklärt.

Der einstige Weltklasseathlet spricht das einzig Positive in dieser leidigen Angelegenheit an: «Neben meiner Schwester haben auch zwei Mieter in diesem Haus gewohnt. Sie konnten sich selbstständig in Sicherheit begeben. Auch die Tiere im Schafstall konnten gerettet werden.»

Erinnerungen an die Zeit im «Dachfensterstübli»

Aber Kernen leidet derzeit vor allem mit seinem 76-jährigen Vater Franz. Dieser lebt zwar mittlerweile nicht mehr selber in diesem im 18. Jahrhundert erbaute Bauernhaus, hatte es aber schon als junger Mann übernommen. «Weil er damals als Arbeiter keinen grossen Stundenlohn hatte, haben ihm einige Leute von dieser Übernahme abgeraten. Doch Vater war ein grandioser Chrampfer, der in seiner Freizeit noch einem Nebenerwerb nachgegangen ist. Auf diese Weise hat er die Renovierung dieses uralten Gebäudes finanzieren können. Entsprechend schmerzvoll ist für ihn die Tatsache, dass sein so hart erarbeitetes Lebenswerk in Flammen aufgegangen ist.»

Kernen richtet seinen Blick auf die Stelle im zerstörten Gebäude, wo er als Knirps sein kleines Reich eingerichtet hatte. «Es hat in diesem Haus zwei grosse und ein kleines Kinderzimmer gegeben. Mein älterer Bruder Roland hatte sich eines der grossen Zimmer ausgesucht. Weil es im kleinen Stübli ein Dachfenster gab, überliess ich das zweite grosse Kinderzimmer freiwillig meiner jüngeren Schwester Beatrice. Das war die richtige Entscheidung, ich habe mich im Dachfensterstübli in all den Jahren auch deshalb so wohlgefühlt, weil ich von hier auch einen wunderbaren Blick auf den Reutiger Hausberg Namens «Heiti» hatte.»

Wohltuende Solidarität

In dieser bescheidenen, aber sehr heimeligen und wohlbehütenden Umgebung hat sich der «Brüneli» zu einem echten Speed-Giganten entwickelt. Kernen hat nach Abfahrtsgold und Kombinationssilber bei den Weltmeisterschaften in Sestriere zweimal WM-Bronze (Abfahrt 2003 und Super-G 2007) und einmal Olympiabronze (Abfahrt 2006) herausgefahren. Und am 18. Januar 2003 hat der 1,80-Meter-Mann als bislang letzter Berner Oberländer die Lauberhorn-Abfahrt gewonnen.

Kernen wird nie vergessen, dass sein Vater einen besonders grossen Anteil an diesen Erfolgen hatte. «Bevor ich als Rennfahrer mein erstes Geld verdiente, hatten meine Eltern pro Jahr rund 30’000 Franken in meine sportliche Entwicklung investiert. Weil sie nicht wollten, dass meine Geschwister zu kurz kommen, hat mein Vater neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Störmetzger gearbeitet. Dafür werde ich ihm ewig dankbar sein.»

Deshalb will Kernen, der als Managing Director beim Skiwachsproduzenten Toko tätig ist, alles dafür tun, dass sich sein Vater so rasch wie möglich von diesem Drama erholt. Zur Schmerzlinderung trägt derzeit auch die Solidarität der Nachbarn bei. Franz Kernen: «Es haben sich zahlreiche Leute bei uns gemeldet, um uns ihre Unterstützung anzubieten. Bauern haben mir angeboten, meine Schafe bei ihnen unterzubringen. Diesen Menschen möchte ich von ganzem Herzen Danke sagen.»

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