Abgefahrener Tag in Bormio
Monney triumphiert nach Baby-Glück, Tabletten-Frühstück und Training mit Nati-Legende

In der dritten Abfahrt dieses Winters feiern die Schweizer Männer in Bormio dank der sensationellen Youngsters Alexis Monney und Franjo von Allmen den dritten Doppelsieg. Dabei hat das Stelvio-Abenteuer für die beiden Schweizer nicht gut begonnen.
Publiziert: 28.12.2024 um 18:48 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2024 um 08:20 Uhr
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Alexis Monney gelingt auf der Stelvio in Bormio eine echte Sensation!
Foto: Getty Images
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Alexis Monney (24) und Franjo von Allmen (23) sind am Donnerstagnachmittag ziemlich mies gelaunt. Was ist das Problem? Der Freiburger Monney und der um ein Jahr jüngere Berner Oberländer von Allmen springen im ersten Training auf der «Pista Stelvio» beim «Salto di San Pietro» derart weit, dass sie bei der knallharten Landung bei der 50-Meter-Marke Prellungen an ihren Füssen erleiden. Während sich von Allmen am Samstagmorgen wesentlich besser fühlt, benötigt Monney auch am Renntag medizinische Hilfe.

«Ich habe mir zum Frühstück einen ordentlichen Tabletten-Cocktail genehmigt», verrät der Junioren-Weltmeister von 2020. Eine besonders wohltuende Nachricht erhält Monney bereits vor diesem aussergewöhnlichen Frühstück – seine drei Jahre ältere Schwester Marie hat kurz nach Mitternacht einen Sohn namens Levi zur Welt gebracht. Alexis wird der Götti von diesem Buben. Weil auch die Medis zügig Wirkung zeigen, macht sich Monney gut gelaunt auf den Weg zum Start.

«Ich war mir sicher, dass ich zu wenig riskiert habe!»

Als der Romand mit der Nummer 19 die Brutalo-Abfahrt in Angriff nimmt, sitzt sein Kumpel Franjo von Allmen auf dem Leader-Thron. Weil bereits sämtliche Topfavoriten im Ziel sind, darf der gelernte Zimmermann aus Boltigen im Simmental vom ersten Weltcupsieg träumen. Doch dann zeigt Monney in dem Rennen, das von Superstar Marco Odermatt zum «schwierigsten des Jahrers» erklärt wurde, warum er bereits vor zwei Jahren von Experten als neuer Beat Feuz angepriesen worden war. Dem Stöckli-Piloten gelingt eine blitzsaubere Fahrt. Im Ziel ist der 1,82-Meter-Mann, der bis dato im Weltcup noch nie besser als Achter (in Kitzbühel) war, 24 Hundertstel schneller als von Allmen.

Die beiden liegen sich wenig später in den Armen. «Ich mag Alexis diesen Sieg von Herzen gönnen. Und so schlecht, wie die Bormio-Woche für mich angefangen hat, bin ich mit dem zweiten Rang superhappy», strahlt von Allmen, der bereits am letzten Wochenende bei der Abfahrt in Gröden den zweiten Platz belegt hat. Monney macht deutlich, «dass ich nie mit einem Sieg in diesem Rennen gerechnet habe. Bevor ich im Ziel auf die Zeitentafel geschaut habe, war ich mir sicher, dass ich zu wenig riskiert habe!» Wie schön, dass sich der Speed-Spezialist aus Châtel St. Denis in diesem Fall getäuscht hat.

Monneys Vater war der Trainer von Didier Cuche

Das breiteste Grinsen von allen hat an diesem denkwürdigen Tag in Bormio Alexis' Papa Louis Monney. «Diese Geschichte ist wirklich unglaublich. Am Tag, an dem mich meine Tochter zum Grossvater macht, darf ich auch noch den ersten Weltcupsieg meines Sohns bejubeln. Es ist wie im Traum!» Monney Senior war bis im Jahr 2000 selber im Ski-Zirkus tätig – als Trainer in der damaligen Swiss-Ski-Kombi-Gruppe mit den beiden Didiers, Cuche und Défago. «Eigentlich wollte ich als Trainer weitermachen. Doch dann habe in an den Schweizer Meisterschaften von Stöckli-Ski das Angebot für eine Filialleitung erhalten. Ich habe auch zugesagt, weil ich durch diesen Job mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen konnte als in meiner Tätigkeit als Trainer.»

Alexis wird von Fussball-Legende geschliffen

Eine besondere Rolle spielt im Leben von Alexis Monney auch der ehemalige Nati-Verteidiger Stéphane Grichting. Der Walliser mit 45 Länderspielen ist seit sieben Jahren der Konditionstrainer unseres neuen Abfahrtshelden.

«Alexis ist ein absoluter Perfektionist. Er hat aussergewöhnliches Potenzial. Eine seiner Stärken ist die Explosivität. Auch in Sachen Stabilität und Kraft hat er grosse Fortschritte gemacht. Sein Weg ist noch nicht zu Ende», schwärmt Grichting. Wenn Monney im Sommer beim ehemaligen Frankreich-Legionär (AJ Auxerre) in Sion trainiert, werden Bedingungen simuliert, die ein Skirennfahrer im Weltcup regelmässig vorfindet. Grichting besitzt einen Höhengenerator. Dieser leitet ein Gasgemisch mit gezielter Sauerstoffreduktion in eine Maske. Das ist praktisch identisch mit der Höhenluft. Und sehr wahrscheinlich war Monney an der dünnen Luft von Bormio (Start auf 2250 Meter) auch deshalb so schnell.

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