Darum gehts
- Schwingerverband bekennt Fehlentscheide am ESAF 2025 und überprüft Regelauslegung
- Wicki-Collaud-Gang hätte gültiges Resultat sein müssen
- Staudenmann hätte die volle Punktzahl erhalten müssen, sagt der ESV
Der Wirbel um die Kampfrichter-Fehlentscheidungen beim diesjährigen ESAF in Mollis GL war gross. So gross, dass der Eidgenössische Schwingerverband (ESV) jetzt, rund zwei Wochen nach dem Grossanlass, handelt. Entscheide, die viele Fans und Experten als fragwürdig empfunden hatten, hat die Kampfrichterkommission des ESV nun in einer nachgängigen Analyse aufgearbeitet.
Das Fazit daraus ist klar: Nach der Prüfung der TV-Aufnahmen ist man sich auch im Schwingerverband einig, dass es zu gewichtigen Fehlentscheiden kam.
Die Regelauslegung wird deshalb nun überprüft, um solche Fehler in Zukunft zu vermeiden. Denn auch wenn die Mehrheit der Kampfrichterarbeit als «sehr gut» eingestuft wurde, haben die Fehlentscheide das Bild des grössten Schweizer Sportfests getrübt.
Wicki gegen Collaud ein gültiges Resultat
Ein Hauptpunkt der Analyse war der Gang zwischen Joel Wicki und Romain Collaud. Der betroffene Kampfrichter Ivo Zwingli hatte sich hier entschieden, kein Resultat zu geben. «Für mich war es in diesem Fall einen Tick zu wenig klar», sagte Zwingli der «Linth-Zeitung».
Die Analyse des ESV kommt nun aber zu einem anderen Schluss. Künftig soll in einem Duell wie jenem zwischen Wicki und Collaud ein gültiges Resultat vergeben werden. Ein später und wohl nur kleiner Trost für den mittlerweile entthronten König Wicki.
Staudenmann würde in Zukunft die 10 bekommen
Auch die Entscheidung im ESAF-Gang Fabian Staudenmann gegen Domenic Schneider wurde nochmals genau angeschaut. Staudenmann erhielt in Mollis nur die Note 9,75, weil die Kampfrichter ein sichtbares Anheben des Gegners inklusive Gesäss im Bodenkampf nicht hatten feststellen können.
Die Kommission kommt jetzt aber zum Schluss, dass es «unmöglich ist, einen 150-Kilo-Mann auch mit dem Gesäss sichtbar anzuheben». In solchen Fällen müsse deshalb künftig die Note 10 (Plattwurf) vergeben werden.
Fehlerkultur soll toleriert werden
Und auch ein drittes Aufeinandertreffen beim ESAF wurde kritisch beleuchtet: Ein Makel haftet auch dem Sieg von Curdin Orlik gegen Werner Schlegel an, weil Orlik dort für einen Moment den Hosengriff verloren hatte, was von den Kampfrichtern aber übersehen wurde.
Laut der Kommission ist es bei derart intensiven Gängen jedoch schwierig, solche Details zu erkennen, weshalb in Ausnahmefällen eine gewisse Fehlerkultur toleriert werden müsse.
Die erwähnten Beschlüsse würden jetzt aber umgehend in die Schulung der Kampfrichter für 2026 aufgenommen, teilt der ESV mit. Ob künftig der Videobeweis als Hilfsmittel hinzugezogen wird, lässt der Verband aber auch nach der Analyse der strittigen Szenen offen.