Darum gehts
Er hat die Steinstoss-Szene kräftig durchgeschüttelt. Mauro Betschart (20) aus Schwyz hat sich, im Gegensatz zu den 274 Schwingern am ESAF in Mollis, dem Stossen statt dem Ziehen verschrieben. Dass er dem haushohen Favoriten Urs Hutmacher den begehrten Titel wegschnappen kann, ist für Betschart aber auch jetzt noch kaum zu fassen.
Betschart konnte cool bleiben
«Mein Ziel war mit dem Einzug in die riesige Arena eigentlich schon erreicht.» Entsprechend ruhig agierte Betschart auch im Steinstoss-Finale am Sonntagnachmittag.
Ganz anders ging es seinem grössten Konkurrenten Urs Hutmacher, der am Tag zuvor noch einen neuen Rekord mit dem Unspunnenstein aufgestellt und die Arena als Favorit betreten hatte. Betschart sagt dazu: «Für Urs war der Druck sicher riesig, da dieser 20-jährige Neuling völlig unerwartet in Führung lag.»
Der ungewöhnliche Weg zum Steinstösser
Dass Betschart überhaupt zum Steinstossen kam, liegt daran, dass er vergass, sein Handy in den Flugmodus zu schalten: «Am Morgen nach einer Party wurde ich plötzlich durch einen Anruf geweckt. Normalerweise schalte ich mein Telefon immer auf stumm in der Nacht.» Am anderen Ende waren Freunde, die ihn dazu aufforderten, sich kurzfristig für das Steinstossen beim Frühjahrsschwinget in Ibach SZ einzuschreiben.
So liess sich der gelernte Informatiker überreden: «Verschlafen und mit Kater ging ich dorthin und probierte es einfach aus. Der erste Wurf war dann auch gleich tipptopp.»
Hartes Training und einseitiges Menü zahlten sich aus
Im Gespräch mit Blick macht der Steinstosskönig aber klar, dass der Erfolg nicht von ungefähr kommt. «Auch wenn ich erst im Frühling mit dem Steinstossen begonnen habe, steckt jahrelanges Training dahinter», sagt der 120-Kilogramm-Koloss.
Konkret arbeitet Betschart seit vier Jahren im Kraftraum: «Am Anfang meiner Lehre als Informatiker habe ich gemerkt, dass ich mehr Bewegung brauche.» So entschied er sich für den Kauf eines Gym-Abos.
Mit der Zeit interessierte er sich immer mehr für den Kraftaufbau und lernte, eigene Trainingspläne zu erstellen. Auch auf die Ernährung fing er an zu achten. Mittlerweile hat er einen fixen Menüplan. «Ich esse jeden Tag mindestens ein Kilogramm Hackfleisch. Mal mit Nudeln, mal mit Reis.»
Wird er zur Konkurrenz im Sägemehl?
Nach dem Empfang am Sonntag beim heimischen Turnverein ist Betschart mittlerweile wieder ins alltägliche Training zurückgekehrt. Dabei könnte es in Zukunft vielleicht auch eine Änderung in der Planung geben. «Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich auch Schwingen mal ausprobiere», sagt Betschart, der wohl so manchem Schwinger Paroli bieten könnte.