Der grosse Schwing-Check
Lüschers Niederlage sorgt für heftige Diskussionen

Was läuft in der Schwingerszene? Blick liefert die heissesten Sägemehlgeschichten. Zu reden geben ein Verkehrschaos, ein Zuschauerrekord und ein Supertalent.
Publiziert: 10:44 Uhr
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Aktualisiert: 11:10 Uhr
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Fabian Staudenmann triumphierte auf dem Weissenstein.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

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ESAF-Treicheln

Die Schwingarena in Mollis GL nimmt immer mehr Formen an. Aber nicht nur daran arbeiten die Organisatoren des Eidgenössischen dieser Tage fleissig. Auch ansonsten laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Etwa für die Preise der Schwinger, die später zunächst im Gabentempel bewundert werden können. Im Glockengeschäft Wessner in Siebnen SZ entstehen in liebevoller Handarbeit die Treicheln. Mit viel Liebe zum Detail werden die Lederriemen bestickt und die Treicheln bemalt. Damit die zukünftigen Besitzer ein ganz besonderes Erinnerungsstück mit nach Hause nehmen können.

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Das Verkehrschaos

Das Bergfest auf dem Solothurner Hausberg begann mit einem riesigen Stau. Die Autoschlange, die sich auf der steilen Strasse bildete, war gut einen Kilometer lang. Teilweise ging nichts mehr. Dabei schien der Parkplatz auf dem Weissenstein nicht mehr weit entfernt. Nach gut 30 Minuten verloren einige Schwinger die Geduld. Sie stiegen aus ihren Autos aus und liefen den Berg hoch. «Wir müssen zum Aufwärmen. Das beginnt in fünf Minuten», erklärte einer von ihnen dem Blick-Reporter. Eine Person liessen sie jeweils am Steuer zurück. Bis diese oben ankam, dauerte es noch einmal ein paar Minuten. Die Panne eines Autos entpuppte sich als Hauptgrund für den Megastau. Als die Strasse wieder frei war, ging es zügig voran. So konnte das Schwingfest pünktlich um 8.30 Uhr beginnen.

Die Schwinger laufen an den stehenden Autos vorbei.

Der Zuschauerrekord

Zum 74. Mal hat der Weissenstein-Schwinget stattgefunden. Und eine Premiere erlebt. Denn erstmals wurde bei der Zuschauerzahl die magische Marke von 5000 geknackt. Exakt 5211 Schwingfans haben Fabian Staudenmanns (25) Sieg live vor Ort miterlebt. Der Grund dafür ist simpel. Eine der Tribünen ist im Vergleich zum Vorjahr gewachsen, vier Reihen mehr wurden nach hinten angebaut. Der Zuschauerandrang hat den Organisatoren für diesen Entscheid recht gegeben. Bevor die Tribüne aufgebaut werden konnte, mussten Teile davon übrigens zuerst woanders abgebaut werden, denn sie waren sechs Tage vor dem Weissenstein noch in Langnau BE beim Berner Kantonalen im Einsatz.

Foto: keystone-sda.ch

Das Leistungsrätsel

Vor dem Bergfest auf dem Weissenstein wusste niemand so recht, was man von Werner Schlegel erwarten konnte. Seine letzten beiden Auftritte gaben Rätsel auf. Beim Comeback am Nordostschweizer zeigte sich Schlegel von seiner besten Seite. Im Schlussgang reichte dem Toggenburger ein Gestellter zum Sieg. Eine triumphale Rückkehr nach einer Fussverletzung. Nur eine Woche später war die Gefühlslage jedoch eine ganz andere. Schlegel verpasste am Innerschweizer den Kranz. Er musste sich König Wicki und dem Teilverbandskranzer Noe van Messel geschlagen geben.

Und auf dem Weissenstein? Da bodigte er Fabian Staudenmann und Michael Moser – ein fettes Ausrufezeichen. Was war also los am Innerschweizer? «Ich brachte die Spannung nicht hin. Obwohl ich im Vorfeld alles genauso gemacht habe wie sonst. Solche Tage gibt es einfach. Ich habe daraus gelernt.» Am Weissenstein wirkte Schlegel wieder wie einer, der um den Königstitel mitreden wird.

Werner Schlegel (oben) bezwang Fabian Staudenmann auf überzeugende Art und Weise.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Die Geburtstagspläne

Auf dem Schwingplatz wirkt Michael Moser (19) bereits wie ein Routinier. Der Berner vergräbt seine Gegner mit einer Selbstverständlichkeit im Sägemehl, die ihresgleichen sucht. Auf dem Weissenstein qualifizierte sich Moser einmal mehr für den Schlussgang. Dort unterlag es seinem Teamkollegen Fabian Staudenmann. «Michu schwingt unglaublich gut», lobte ihn dieser danach. Was oft vergessen geht: Moser wird erst am Dienstag 20 Jahre alt. Auf seine Partypläne angesprochen meint der Landwirt: «Ich werde es gemütlich angehen. Wenn das Wetter passt, werden wir mit der Familie grillieren.» Etwas ausgiebiger mit seinen Kollegen feiern will Moser erst nach dem Brünig am kommenden Sonntag. Dort strebt er seinen ersten Sieg bei einem Bergfest an.

Supertalent Michael Moser (l.) zeigte sich auf dem Weissenstein erneut bärenstark.
Foto: Benjamin Soland

Die heftigsten Diskussionen

Sinisha Lüscher erhielt im dritten Gang die undankbare Aufgabe, den Siegeszug von Michael Moser zu stoppen. Was bereits sehr schwierig ist, wurde durch eine Verletzung fast unmöglich. Lüscher kugelte sich mehrfach den kleinen Finger aus. Nach knapp zwei Minuten war es um den Nordwestschweizer geschehen. Moser legte ihn auf den Rücken, oder doch nicht? Einige Experten zweifelten das Ergebnis an. Auch auf den Zuschauerrängen sorgte die Szene für heftige Diskussionen. Die TV-Bilder unterstreichen, dass es auf jeden Fall eine sehr knappe Sache war.

Blick fragte beim Kampfrichter-Boss Peter Ackermann nach. Dieser meint: «Nach den TV-Bildern ist es eher ein flüchtiges Resultat.» Allerdings seien die Kameras auch deutlich tiefer als die Augen des Kampfrichters. Zudem müsse dieser innerhalb von Sekundenbruchteilen entscheiden.«Für die Schwinger ist die Sache gegessen, wie ich in einigen persönlichen Gesprächen erfahren durfte.» 

War Sinisha Lüscher auf dem Rücken oder nicht? Das Duell gegen Michael Moser sorgte für hitzige Diskussionen.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Die Verletzungen

Aus Berner Sicht darf das Bergfest auf dem Weissenstein als voller Erfolg bezeichnet werden. Sie stellten mit Moser und Staudenmann die beiden Schlussgang-Teilnehmer. Nur etwas trübte die Freude der Mutzen. Die beiden Eidgenossen Florian Gnägi und Philipp Roth mussten den Wettkampf vorzeitig abbrechen. Am nächsten Tag erklärten beide dem Blick, was vorgefallen war. «Ich erhielt einen Zwick in die Schulter», so Roth. Ein MRI am Montag soll Klarheit schaffen. Gnägi zwang eine Hüftverletzung zur Aufgabe. Der Seeländer ist aber zuversichtlich, dass er bald wieder im Sägemehl stehen wird.

Warten auf den Heimsieg

Die ausführenden Verbände haben immer das Ziel, den Festsieg in ihren Reihen zu halten. Das gilt besonders bei den sechs traditionsreichen Bergfesten. Beim Weissenstein geht das Warten auf den Heimsieg weiter. Christoph Bieri (39) hat 2014 gemeinsam mit Matthias Sempach (39) und Kilian Wenger (35) triumphiert, seither gabs keinen Nordwestschweizer Sieger mehr. Sie sind aber nicht diejenigen, die am längsten warten. Denn noch länger ist ein Heimsieg am Schwarzsee her. Vor 19 Jahren hat mit dem legendären Hans-Peter Pellet (54) letztmals ein Südwestschweizer gejubelt. Auch er musste den Sieg teilen – mit Matthias Sempach und Mario Thürig (40). Eine Besonderheit ist indes der Brünigschwinget. Da der Pass auf der Grenze der Kantone Bern und Obwalden liegt, gibts quasi in zwei Fällen jeweils einen Heimsieg. Damit sind auch die Chancen grösser, dass der Sieg in den eigenen Reihen bleibt.

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Sempach, Wenger und Bieri (v. l.) teilten sich 2014 den Weissenstein-Sieg.
Foto: Keystone

Die Königs-Favoriten

Weil Armon Orlik (30) krankheitsbedingt absagen musste, stehen nur zwei der Königs-Favoriten auf dem Weissenstein im Einsatz. Fabian Staudenmann (25) und Werner Schlegel (22) treffen gleich beim Anschwingen aufeinander. Nach wenigen Sekunden liegt Staudenmann auf dem Rücken. Das Fest startet, nachdem er in der Vorwoche erstmals seit fast sechs Jahren an einem Tag zwei Gänge verloren hat, mit der nächsten Enttäuschung für den Berner. Und doch gibts ein Happy End. «Ein Sportler bleibt nicht liegen. Ein Sportler steht auf», sagt ein Betreuer zu ihm. Staudenmann nimmt sich das zu Herzen, zieht mit vier Plattwürfen in Serie in den Schlussgang ein und bodigt dort nach zuletzt zwei Niederlagen erstmals in diesem Jahr Talent Michael Moser (19). Auf dem Weissenstein ist es sein zweiter Sieg nach 2023. Mit seinem vierten Festsieg in diesem Jahr zieht er mit Samuel Giger (27) gleich. Und Schlegel? Er zeigt ebenfalls ein starkes Fest, bodigt nach Staudenmann auch Moser. Am Ende fehlt ihm ein Viertelpunkt, um für den Schlussgang infrage zu kommen. Er beendet den Tag auf Rang 3. 

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Schlegel bodigt Staudenmann
0:35
Blitzsieg im 1. Gang:Schlegel bodigt Staudenmann
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