Der grosse Schwing-Check
Pfiffe während Orlik-Kampf und Gigers neue Geheimwaffe

Was läuft in der Schwingerszene? Blick liefert die heissesten Sägemehlgeschichten. Zu reden geben ein König, der die Einteilung kritisiert, Lüschers schlechter Start und eine gerissene Megaserie.
Publiziert: 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 12:19 Uhr
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Darum gehts

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Der Grund für Lüschers Enttäuschung

Die Zeit schien reif für den ersten Bergkranz von Sinisha Lüscher (19). Auf der Rigi fehlten viele Spitzenschwinger, entsprechend gross waren die Chancen auf die Premiere. Doch bereits am Mittag musste das Talent aus der Nordwestschweiz seine Eichenlaubträume begraben. Zwei Gestellte und eine Niederlage standen auf seinem Notenblatt. Eine riesige Überraschung im negativen Sinn. Zählten ihn doch einige Experten sogar zu den Geheimfavoriten auf den Sieg. Was war los mit dem KV-Absolventen? Blick hat aus seinem näheren Umfeld erfahren, dass Lüscher zu Beginn der Woche gesundheitlich angeschlagen war. Man habe ihm sogar geraten, gar nicht erst teilzunehmen. Lüscher entschied sich anders. Die nächste Chance auf seinen ersten Bergkranz bietet sich am kommenden Wochenende auf dem Weissenstein.

Sinisha Lüscher fühlte sich letzte Woche nicht fit. Deshalb fehlte ihm auf der Rigi die Spritzigkeit.
Foto: keystone-sda.ch

Das Esaf nimmt immer mehr Form an

In anderthalb Monaten steigt mit dem Eidgenössischen das Saisonhighlight. Die Aufbauarbeiten in Mollis GL sind in vollem Gang, die Arena und das Festgelände nehmen immer mehr Form an. Und noch etwas anderes ist in der Entstehung, wie die Organisatoren auf Instagram zeigen: Hoch über dem Walensee schnitzt Holzbildhauer Thomas Jud die Brunnen, welche den Schwingern eine willkommene Erfrischung bieten werden. «Mit Kettensäge, Herzblut und einem feinen Gespür für Form und Geschichte lässt er Schwinger, Stiere und Heilige aus mächtigen Baumstämmen erwachen», heisst es unter dem Foto, das Jud bei der Arbeit zeigt. Und das, was bisher vom Brunnen zu sehen ist, macht Lust darauf, das vollendete Kunstwerk zu sehen.

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Pfiffe während Orlik-Kampf

Remo Vogel fasste auf der Rigi im zweiten Gang eine der undankbarsten Aufgaben. Der Innerschweizer sollte den Bündner Gast Armon Orlik bremsen. Vogel wehrte sich nach Kräften, schien dann aber auf dem Rücken gelandet zu sein. Das glauben zumindest Orlik und ein Grossteil der Zuschauer. Ein Aufschrei ging durch die Arena. Vereinzelt waren sogar Pfiffe zu hören. «Ich habe das nur ganz kurz wahrgenommen. Danach galt mein voller Fokus wieder dem Gegner», sagte Orlik nach dem Fest. Ob Vogel tatsächlich auf dem Rücken war, klärten die TV-Bilder nicht abschliessend. Wenig später konnte Orlik den Kampf dann doch noch für sich entscheiden.

Armon Orlik (hinten) konnte im ersten Gang Sven Schurtenberger bezwingen. Danach gewann der Bündner vier weitere Kämpfe.
Foto: keystone-sda.ch

Der exotische Lebendpreis

Der Siegermuni, Rinder, Kälber oder Fohlen – das sind die gängigen Lebendpreise bei Schwingfesten. Beim Berner Kantonalen haben die Organisatoren diesbezüglich etwas Neues gewagt. Und setzten für einmal auf ein flauschiges Tier, das ursprünglich aus den Anden kommt. Denn als einen der Lebendpreise gabs ein Huacaya-Alpaka namens FLA Pegasus. Ob die Schwinger da schwach wurden? Die Organisatoren versprechen jedenfalls: «Wer Pegasus mit nach Hause nimmt, bekommt nicht nur Ehre, sondern auch jede Menge Flausch!»

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Rega-Schock auf der Rigi

Kurz vor dem Mittag schauten alle Zuschauer zum Himmel. Die Rega flog gerade über den Festplatz auf der Rigi und landete ein Stück weiter unten. Fragende Gesichter. Was war geschehen? Auf den drei Schwingplätzen ist niemandem eine schwerere Verletzung aufgefallen. Der medizinische Zwischenfall hatte sich erst nach dem Gang ereignet: Der Luzerner Marco Heiniger hatte sich von den Anstrengungen nicht mehr erholt. Die Sanitäter versorgten ihn vor Ort so gut wie möglich, dann wurde der Schwinger mit der Rega für weitere Untersuchungen ins Tal geflogen.

Die gerissene Megaserie

Wir schreiben das Wochenende vom 24. und 25. August 2019. Damals weilten die Bösen in Zug, wo das Eidgenössische über die Bühne ging. Am Sonntag traf Fabian Staudenmann unter anderem mit Marcel Bieri und Armon Orlik zusammen. Und landete beide Male auf dem Rücken. Es sollte für lange Zeit das letzte Mal sein, dass ihm das an einem Tag bei einem Kranzfest oder Eidgenössischen Anlass passierte. Genauer gesagt: 2149 Tage. In dieser Zeit hat Staudenmann 45 Kranzfeste oder Eidgenössische Anlässe bestritten, mehr als einmal wurde er an keinem bezwungen. Eine beeindruckende Konstanz. Die ausgerechnet beim Berner Kantonalen ihr Ende gefunden hat: Staudenmann wurde hier von den beiden Jungspunden Fabian Schärz (20) und Michael Moser (19) aufs Kreuz gelegt.

Moser gewinnt schon wieder gegen Staudenmann
1:16
Im Nachdrücken:Moser gewinnt schon wieder gegen Staudenmann

Gigers neue Geheimwaffe

Sieben Wochen vor dem Esaf präsentierte sich Samuel Giger auf der Rigi wieder einmal richtig stark. Der Thurgauer gewann fünfmal mit der Maximalnote. Dabei siegte er gleich mehrfach mit einem Schwung, den man von ihm noch nicht oft gesehen hat: den Kurz auf die linke Seite. «Ich habe ihn im Training schon öfter gemacht. Heute hat er super funktioniert», frohlockte Giger nach dem Sieg beim Bergfest. Diese neue Waffe macht ihn am Esaf noch gefährlicher.

Mit seinem neuen Schwung bodigte Samuel Giger (l.) im ersten Gang den Eidgenossen Joel Ambühl.
Foto: keystone-sda.ch

So kam es zu Schulers Rücktritt

Kein Sieg wurde auf der Rigi derart bejubelt wie jener von Christian Schuler (37) nach dem sechsten Gang. Der Altmeister hat wieder zugeschlagen – ein letztes Mal. Nach dem Gewinn seines 38. Bergkranzes trat er spontan zurück. «Ich habe am Mittag plötzlich gemerkt, dass es jetzt gut ist. Ich kann es gar nicht genau beschreiben», erklärte Schuler nach dem Bergfest. An der Rangverkündigung machte der fünffache Eidgenosse seinen Entscheid offiziell. «Logisch ist jetzt auch eine gewisse Leere da.»

Christian Schuler durfte sich auf der Rigi ein letztes Mal über einen Kranzgewinn freuen.
Foto: keystone-sda.ch

König Wenger kritisiert Einteilung

Alle rechneten mit einer Teilnahme von Schwingerkönig Joel Wicki im Schlussgang des Südwestschweizer Teilverbandsfests. Doch dem Luzerner fehlte ein Viertelpunkt für den finalen Kampf des Tages. Deshalb bekam Wicki im sechsten Gang den Nordostschweizer Jeremy Vollenweider zugeteilt. Kilian Wenger, der als Experte für Swiss 1 im Einsatz war, schüttelte darüber den Kopf: «Das kann ich nicht verstehen. Eine Gästepaarung um den Kranz finde ich sehr speziell.» Da Wicki gegen Vollenweider gewann, musste Vollenweider ohne Kranz nach Hause reisen. Das Fest hat der Nordwestschweizer Joel Strebel gewonnen.

König Kilian Wenger nervte sich über die Einteilung am Südwestschweizer Teilverbandsfest.
Foto: Sven Thomann

Die König-Favoriten

Samuel Giger liess auf der Rigi seine Muskeln spielen. Nach der NOS-Enttäuschung und der Steigerung am Innerschweizer war der Unspunnensieger auf der Königin der Berge nicht zu bezwingen. Mit drei Plattwürfen marschierte er durch den Morgen, steckte den Gestellten gegen Armon Orlik nach dem Mittagessen souverän weg und holte sich mit zwei weiteren Plattwürfen den Festsieg. Es war sein vierter in dieser Saison – so oft hat er letztmals 2022 (fünf Festsiege) triumphiert. Nun pausiert er nach drei Festen hintereinander, bestreitet sein nächstes Kranzfest erst auf der Schwägalp, dazwischen ist die Teilnahme beim Rickenschwinget (3. August) geplant. Hinter Giger ist Orlik Zweiter geworden; er hat die gleiche Bilanz aufgewiesen, gewonnen hat er aber zweimal nicht platt. Das erklärt die Differenz von einem halben Punkt. Besonders mit seinem Startsieg gegen Sven Schurtenberger lässt der Bündner aufhorchen.

Ebenfalls Zweiter ist Joel Wicki geworden. Auch er wurde einzig von einem Orlik ausgebremst; der König stellte im dritten Gang gegen Curdin Orlik. Dafür bekam er Note 8,50, die es eigentlich für eine Niederlage gibt. Der Grund: Der Kampfrichter war mit seinem Greifen nicht zufrieden und bestrafte ihn nach einer nicht fruchtenden Verwarnung dafür. Nicht rund liefs den beiden Berner König-Favoriten. Fabian Staudenmann landete beim eigenen Teilverbandsfest gleich zweimal auf dem Rücken: überraschend gegen Fabian Schärz – der wohl keinen Griff mehr hatte bei seinem Konter, was aber der Kampfrichter aus seinem Blickwinkel nicht sehen konnte – und schon zum zweiten Mal in dieser Saison gegen Michael Moser. Und Adrian Walther warfen zwei Gestellte (gegen die Eidgenossen Marcel Räbsamen und Bernhard Kämpf) aus dem Rennen um den Tagessieg. Die beiden waren am Ende auf Rang fünf (Walther) und sechs (Staudenmann) klassiert, was gleichbedeutend mit ihrem schlechtesten Saisonresultat ist. Pirmin Reichmuth (Vorsichtsmassnahme wegen Kniebeschwerden) und Werner Schlegel (krank) sagten ihre Rigi-Teilnahme kurzfristig ab.

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Giger gewinnt auf der Rigi nach fünf Sekunden
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Blitzsieg im Schlussgang:Giger gewinnt auf der Rigi nach fünf Sekunden
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