Matthias Sempach reagiert auf Orliks Titelansage
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«Ich will König werden!»:Matthias Sempach reagiert auf Orliks Titelansage

Blick in die Schwing-Zukunft
König Sempach stellt sich brisanten Thesen

Am Sonntag beginnt die Kranzfestsaison. Blick hat Schwingerkönig und SRF-Experte Matthias Sempach mit neun Thesen konfrontiert, die in Schwinger-Kreisen hitzig diskutiert werden.
Publiziert: 02.05.2025 um 12:10 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2025 um 14:39 Uhr
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Schwingerkönig Matthias Sempach wagt einen Blick in die Zukunft.
Foto: Fotomontage Blicksport

Darum gehts

  • Schwingerkönig Matthias Sempach versucht sich als Wahrsager
  • Er warnt davor, Titelverteidiger Joel Wicki abzuschreiben
  • Grosse Stücke hält er der Experte auch auf Samuel Giger
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola AbtReporter Sport

Adrian Walther löst Fabian Staudenmann als Berner Nummer 1 ab

«Das würde mich erstaunen. Staudenmann hatte einen guten Winter. Er wirkt bereit. Für ihn spricht seine eindrückliche Konstanz. Er war in den letzten Jahren immer ganz vorne dabei. Auch Walther bringt die Voraussetzungen dafür mit. Körperlich ist er mit seinen zwei Metern Staudenmann überlegen. Zudem scheint er physisch so stark wie noch nie. Deshalb glaube ich, dass die Lücke zu Staudenmann kleiner geworden ist.»

Adrian Walther (l.) kommt seinem Berner Kollegen Fabian Staudenmann immer näher. Beide haben das Zeug zum Schwingerkönigstitel.
Foto: Sven Thomann

Schwingerkönig Joel Wicki hat seinen Zenit überschritten

«Ihn abzuschreiben, wäre ein riesiger Fehler. Vor allem nach dem, was am Jubiläumsfest im letzten Jahr passiert ist. Die Niederlage gegen Fabio Hiltbrunner war eine Motivationsspritze zum richtigen Zeitpunkt. Aufpassen muss er auf seinen Energiehaushalt. Joel ist als Landwirt auch neben dem Schwingen sehr aktiv. Wenn er aber bestens erholt nach Mollis reisen kann, ist ihm alles zuzutrauen. Schliesslich hat er bereits mehrfach bewiesen, am Tag X in Topform zu sein.» 

Joel Wicki (oben) bestritt im Frühjahr drei Schwingfeste. Alle gewann der Luzerner. Er scheint bereit.
Foto: Sven Thomann

Samuel Giger scheitert am ESAF einmal mehr an seinem Kopf

«Das glaube ich nicht. Er ist in den letzten Jahren mental stärker geworden. Das hat allein sein Auftritt beim Sieg am Unspunnen Schwinget gezeigt. Ein Mann seiner Klasse bringt körperlich und technisch alles mit, um König zu werden. Aktuell gehört er für mich unbestritten zu den drei besten Schwingern. Eine mentale Herausforderung ist sicher der Fakt, dass das Eidgenössische in seinem Teilverband stattfindet. Ich habe das selber erlebt, als ich 2013 in Burgdorf Schiwngerkönig wurde. Mir gelang es, das Fest als normalen Wettkampf anzuschauen. Das war einer von vielen Schlüsseln zum Erfolg. Wenn Giger das auch schafft, ist er brandgefährlich.»

Noch fehlt der Karriere von Samuel Giger die Krönung. Holt er das Ende August nach?
Foto: Urs Bucher

Die zweimonatige Verletzungspause von Werner Schlegel entpuppt sich als Vorteil. Da er ohne grosse Erwartungen nach Mollis reisen kann

«Eine Verletzung ist nie ein Vorteil. Für Werner gilt es nun, das Positive in der Situation zu erkennen. Er hat jetzt Zeit, gezielt an seinem Körper zu arbeiten. Wenn er wieder fit ist, wird er zu den stärksten Schwingern gehören. Für mich ist er ein Geheimfavorit auf den Königstitel. Dabei hilft ihm die Erfahrung aus der letzten Saison. Da wirkte er am Ende ausgebrannt. Aus diesen Fehlern haben er und sein Team sicher gelernt. Durch seinen späteren Saisonstart sollte er in Mollis noch genügend Körner haben. Das kann ihm helfen.»

Da verletzte sich Werner Schlegel. Der Unfall geschah im vierten Gang am Rheintal-Oberländer Verbandsschwingfest.
Foto: Sven Thomann

Michael Moser macht es Kilian Wenger gleich und wird mit 20 Jahren Schwingerkönig

«Das wäre für mich eine riesige Überraschung. Bei Wenger darf man nicht vergessen, dass er in seiner Königssaison drei Kranzfeste gewonnen hat. Ähnliches dürfte für Moser schwierig werden. Aber für sein Alter ist er schon sehr weit. Und seine Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. Er kann in Zukunft einer der ganz Grossen werden. Am Eidgenössischen sollte ohnehin sein Ziel der Kranz sein. Den Sieg traue ich ihm noch nicht zu.»

Der Berner Michael Moser gewann im letzten Jahr sein erstes Kranzfest. Der Landwirt triumphierte am Emmentalischen.
Foto: keystone-sda.ch

Remo Käser kommt stärker denn je zurück und gewinnt sein siebtes Kranzfest

«Ich würde es ihm von Herzen gönnen. Ich kenne Remo aus vielen gemeinsamen Trainings sehr gut. Er hat im Winter alles für ein erfolgreiches Comeback getan. Aber wenn man derart oft verletzt ist, wird der Abstand zur Spitze immer grösser. Denn gleichzeitig verbessern sich Teamkollegen wie Staudenmann oder Walther. Die Konkurrenz an einem Kranzfest mit Berner Beteiligung ist riesig. Deshalb bezweifle ich, dass es schon dieses Jahr für einen Sieg reichen könnte. Den Kranz am Eidgenössischen traue ich ihm aber zu. Seiner guten körperlichen Verfassung kommt es entgegen, dass das Fest zwei Tage dauert. Letztlich entscheidet bei ihm die Gesundheit. Das Talent für grosse Erfolge hat er.»

Remo Käser kämpft sich einmal mehr zurück. Die letzte Saison musste er nach einer Rippenverletzung vorzeitig abbrechen.
Foto: Pius Koller

Nick Alpiger wird am Berner Kantonalen von den Zuschauern ausgepfiffen

«Ich hoffe nicht. Das Berner Publikum war jahrelang ein Vorbild in Sachen Fairness. Leider gab es im letzten Jahr zwei unschöne Vorfälle. Pfiffe oder Beleidigungen gehören nicht an ein Schwingfest. Zu meiner Zeit habe ich so etwas nie erlebt. Manche Schwinger provozieren aber auch durch ihr Verhalten. Sie dürfen sich dann nicht wundern, wenn das Publikum darauf reagiert.»

Diese Szene ärgerte die Berner gewaltig. Nick Alpiger (r.) liess am ESAF in Pratteln Schwingerkönig Christian Stucki seiner Meinung nach nicht richtig greifen. «Das war einem Sportsmann nicht würdig», sagte Stucki nach der Niederlage.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Mehrere Schwinger werden sich als Profi «outen» und damit eine riesige Diskussion entfachen

«Wie alle Sportarten entwickelt sich auch das Schwingen weiter. Mittlerweile geht es um viel Geld. Deshalb können es sich einige leisten, alles dem Sport unterzuordnen. Wir haben Profis im Schwingen. Das stört mich nicht. Eine Sportlerkarriere ist zeitlich begrenzt, daher sollte man das Maximum herausholen. Nur Schwingen wollte ich aber nie. Das Berufsleben gab mir einen guten Ausgleich. So konnte ich abschalten und dachte nicht immer über den Sport nach. Ein Profi-Statement würde bestimmt nicht allen gefallen. Aber wer an die Spitze will, muss seinen eigenen Weg gehen. Ob jemand den Mut zu einer solchen Aussage hat, wird sich zeigen.»

Profis im Schwingen? Ein heikles Thema. Obwohl es eine Tatsache ist, will niemand dazu stehen.
Foto: Sven Thomann

Da Comebacks im Trend sind: Schwingerkönig Matthias Sempach steigt noch einmal wettkampfmässig in die Zwilchhosen

«Nein, da hätte mein Körper keine Freude. Schnell bin ich noch immer, aber alles andere lässt zu wünschen übrig. Heute stehe ich nur noch im Schwingkeller, um die Trainings zu leiten.»

Sempach wurde 2013 in Burgdorf Schwingerkönig. Im Schlussgang bodigte er Christian Stucki.
Foto: KEYSTONE
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