Es ist Mittagszeit in Mesa, Arizona. Beim Grand-Prix-Meeting der US-Schwimmer pfeift der Starter die letzte Serie über 100 m Delfin auf den Block. Es sind die Besten. Und auf Bahn vier, der Linie für den Schnellsten, steht Michael Phelps. Mit 52,84 ist er gleich wieder der Beste. Der erste Wettkampf des 28-Jährigen, der 628 Tage zuvor, nach dem letzten Olympiastart in London am 4. August 2012, seinen Rücktritt erklärte. 22 Olympiamedaillen, davon 18 aus Gold, 25 WM-Titel und 39 Weltrekorde hat er seit 2001 gehamstert.
Gut 20 Monate Golf spielen und herumhängen sind genug. Als Phelps kürzlich sein Comeback offiziell ankündete, gab es Zweifler. Wirds ein Desaster wie bei Aussie-Torpedo Ian Thorpe oder ein kümmerlicher Abklatsch wie beim einstigen Münchner Olympiahelden von 1972, Mark Spitz? Der hatte ein Comeback noch als 41-Jähriger probiert. Phelps nimmts gelassen. «Ich mache das Comeback nur für mich», sagt er. «Ich freue mich ganz einfach darauf zu sehen, wohin mich diese Reise führt.»
An Olympia 2016 in Rio denke er noch nicht. Aber Michael denkt an den Delfin. Wenn er in letzter Zeit in den Spiegel schaute, sah der 1,93-m-Mann nämlich eher einen Wal. 102 statt der 85 Kilo Wettkampfgewicht, die er in London hatte. Das mochte Phelps nicht sehen. Er will wieder ein Delfin sein. «Als er zu trainieren begann, war Michael komplett ausser Form», sagt Trainer Bob Bowman. Unterdessen ist Phelps’ «Kampfgewicht» bei 88 Kilo. Und dass er’s noch kann, bezeugt Frankreichs Topschwimmer Yannick Agnel, der zuletzt mit der Phelps-Gruppe trainiert hat: «Michael schwimmt sehr gut. Er ist bereits wieder der Chef in der Gruppe.» Und im Pool gestern der schnellste.