Darum gehts
- Schweizer Reiter Robin Godel verlor sein Pferd bei Olympia 2021
- Godel wurde Ziel von Hasswellen und Drohungen in sozialen Medien
- 26-jähriger Westschweizer trägt nun Tattoo zum Gedenken an Jet Set
Ein Drama um den Schweizer Reiter Robin Godel (26) überschattete die Olympischen Spiele 2021 in Tokio. Nach einem Sprung im Wettkampf zog sich sein Pferd Jet Set einen schweren Bänderriss am rechten Vorderbein zu und musste daraufhin noch in Japan eingeschläfert werden.
Ganze vier Jahre später spricht Godel erstmals ausführlich über den Vorfall.
Vom olympischen Traum zum Albtraum
«Er war in Bestform: Ich gehe nie ein Risiko ein, wenn ich merke, dass eines meiner Tiere nicht topfit ist», erinnert sich der 26-jährige Westschweizer an den Moment des Starts. Doch im Lauf der Prüfung spürte er schnell, dass etwas nicht stimmte, und hielt an. Nach der späteren Diagnose sei ihm keine andere Wahl geblieben: Jet Set musste eingeschläfert werden.
«Ein Heilungsversuch würde bedeuten, dass Jet Set in einer Box mit einem Gurt fixiert werden müsste, um das Bein nicht zu belasten – und zwar für mehrere Monate, wenn nicht Jahre», sagt er in einem Blog von Swiss Olympic.
Bis zu seinen letzten Augenblicken sei er seinem Pferd zur Seite gestanden. «Für mich war Jet Set ein Freund – wie alle meine anderen Pferde auch. Ich kann meine Tränen nicht zurückhalten», sagt Godel rückblickend. Zum ersten Mal hatten sich die beiden gemeinsam für Olympia qualifiziert. «Doch innerhalb weniger Sekunden verwandelte sich unser olympischer Traum in einen Albtraum.»
Opfer einer Hasswelle
Nicht nur der Verlust seines Pferdes machte Godel zu schaffen. Auch die Reaktionen im Netz trafen ihn hart: Seine Geschichte sorgte international für Aufsehen und löste eine Hasswelle aus. Auf seinen Social-Media-Kanälen wurde der Vielseitigkeitsreiter massiv angegriffen: «Wir werden dich finden», «Du bist es, der eingeschläfert werden sollte», «Du bist ein Stück Scheisse, das Pferd ist gestorben, weil es zum Wettkampf gezwungen wurde». Godel wurde zum Ziel von Drohungen der Menschen, «die vom Pferdesport offensichtlich nicht viel verstehen», sagt er im Nachhinein.
Mittlerweile ist ihm bewusst, dass der Pferdesport von der Öffentlichkeit genau beobachtet wird und wie wichtig es ist, beim Thema Tierschutz aufzuklären. «Wie bereits erwähnt, betrachte ich meine Pferde als Freunde und nicht als Mittel zum Zweck», betont er. Sein Ziel sei es, den Tieren ein artgerechtes Leben zu ermöglichen.
Ein Pferd lasse sich zu nichts zwingen, erklärt Godel: «Wenn es Nein sagt, dann heisst das auch Nein: Es ist unmöglich, ein Pferd umzustimmen» – schon gar nicht im Wettkampf.
Abschliessend sagt er: «Diese Erfahrung hat mich für mein Leben geprägt. Genau wie dieses Pferd.» Zum Gedenken an Jet Set trägt Godel nun ein Tattoo auf dem Arm: die olympischen Ringe und eine Sternschnuppe, die für sein verstorbenes Pferd steht.