Marlen Reusser muss im Kampf um ihr grosses Saisonziel, den Sieg am Giro d'Italia der Frauen, einen womöglich entscheidenden Rückschlag hinnehmen. Die Bernerin verliert in der Königsetappe das Leadertrikot.
Die Maglia Rosa wechselt am zweitletzten Tag mit der Bergankunft auf dem Monte Nerone auf die Schultern der Vorjahressiegerin Elisa Longo Borghini. Die Italienerin führt das Gesamtklassement vor der hügeligen Schlussetappe vom Sonntag 22 Sekunden vor Reusser an.
Die 33-jährige Schweizerin zeigt sich enttäuscht über den Verlust der Leader-Position, kann diesen aber auch einordnen. Eine Durchfall-Erkrankung hat Reusser in den letzten beiden Nächten die Kraft geraubt. «Wir wussten, dass es ein Wunder wäre, wenn ich in dieser unglaublich schwierigen Etappe die Führung verteidigen könnte. Fast hat es geklappt, ich habe alles gegeben und irgendwie den Tag überlebt.»
Abschluss am Sonntag
Das Duell der beiden Topfavoritinnen auf den Gesamtsieg wurd bereits in der Anfahrt des gut 14 km langen Schlussanstiegs lanciert, als Longo Borghini im Windschatten einer Teamkollegin aus dem Feld herausfährt. Später am Berg vermag die italienische Meisterin die Differenz zu Reusser auf über eine Minute auszubauen. Im Ziel beträgt der Vorsprung noch 32 Sekunden, was reicht, um der Schweizerin das rosafarbene Leadertrikot zu entreissen.
Als Tagessiegerin lässt sich zum zweiten Mal an diesem Giro die Australierin Sarah Gigante feiern. Wie schon bei der Bergankunft am Mittwoch erreicht die Australiern, die im Gesamtklassement mit 1:11 Minuten hinter Longo Borghini neu den 3. Rang belegt, das Ziel als Solistin.
Am achten und letzten Tag erwartet die Fahrerinnen am Sonntag ein ständiges Auf und Ab mit gleich acht kleineren Bergwertungen, das nach 134 km auf der Formel-1-Strecke in Imola endet. An diesen Ort hat Reusser gute Erinnerungen, gewann sie dort vor fünf Jahren mit Silber doch ihre erste WM-Medaille im Zeitfahren.